Historische Wetterkarten Teil 2 - Die Schneehöhen im Königreiche Bayern
Nach Teil 1 der historischen Wetterkarten, dem Internationalen Dekadenbericht, widmen wir uns heute einer ähnlich alten Wetterkarte. Diesmal geht der Blick nach Süddeutschland, wo um 1900 Schneehöhen und Witterungsverläufe akribisch notiert wurden.
Die erste "Schneehöhenkarte aus dem Königreiche Bayern" findet sich aus dem Jahr 1899 in der digitalen Literatursammlung des DWD. Detailliert wurde in den damaligen Berichten zum einen die Witterung der zurückliegenden Woche oder Wochen beschrieben und die vorhandenen Messwerte genutzt, um eine übersichtliche Karte des Königreichs Bayern und der Schneehöhe zu erstellen.
Auf Seite eins des Berichts findet sich auf der oberen Hälfte der Seite eine Karte mit dem Südteil des Deutschen Kaiserreichs. Dargestellt auf der Karte sind die Linien gleicher Schneehöhe. Zwischen 0 und 10 cm Schneehöhe wurde diese in 5 cm Schritten aufgezeichnet, darüber in 10, 20 bzw. 50 cm Schritten. Schneefreie Regionen wurden entsprechend mit "Schneefrei" markiert. In der für dieses Thema des Tages gewählten Karte vom 15. Dezember 1901 finden sich schneefreie Regionen am Untermain und entlang des Rheins. Zu beachten ist, dass das Königreich Bayern in seiner Fläche nicht identisch mit dem heutigen Freistaat Bayern ist. So gehörten damals auch Regionen westlich des Rheins, im heutigen Rheinland-Pfalz und Saarland zu Bayern. Der große Rest des Königreichs Bayern lag dagegen verbreitet unter einer Schneedecke. Meist betrug die Schneehöhe damals um 5 cm. Deutlich mehr lag in höheren Lagen mit Spitzenwerten von bis zu 150 cm auf den Gipfeln des Bayerischen Waldes.
Unterhalb der Karte folgt in fein säuberlicher Handschrift eine "Allgemeine Übersicht". In dieser wird die vergangene Luftdruckverteilung über Europa und die daraus resultierende Witterung für das Königreich Bayern beschrieben. So heißt es beispielsweise für die ersten Dezembertage: "Nur am Mittwoch, den 4. kam es im rechtsrheinischen Bayern zu stellenweisen Niederschlägen, welche im Gebirge und dessen Vorland als Schnee zu Boden gelangten." Im Laufe des Textes wird dem geneigten Leser sicherlich der ein oder andere Unterschied zwischen der damaligen und der heutigen Bezeichnung meteorologischer Phänomene auffallen. So wurde damals von "Depressionen" geschrieben, wo heute das Wort "Tief" zu finden wäre. So würde man heute auch nicht von "einer Furche tiefen Druckes", sondern von einem Trog oder einer Tiefdruckrinne sprechen.
Die Herausarbeitung von Unterschieden soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich ein heutiger Witterungsbericht in vielen Dingen sehr ähnlich lesen würde als jener vor über 120 Jahren. Nur zum Füllfederhalter wird heute nicht mehr gegriffen und auch im Königreich Bayern dauerte es nur noch ein paar Jahre, bis die Schreibmaschine ihre Anwendung in der Erstellung der Berichte fand. 1912 war es soweit und die Berichte erhielten eine modernere Form.
Ein Sprung zurück in die Gegenwart bzw. ein Blick in die nahe Zukunft: Von Schnee im Flachland sind wir weit entfernt. Um aktuell eine Schneedecke zu sehen, bedarf es schon einer Höhe von 1500 bis 2000 m. Allein in den Alpen liegt also genug Schnee dafür. Der höchste Messwert mit 57 Zentimetern kommt dabei wenig überraschend von der Zugspitze. Und auch in der kommenden Woche ist Schnee kein Thema. Bei Höchstwerten von zum Teil über 20 Grad und nur wenig Niederschlag wird sich keine Schneeflocke in tiefe Lagen verirren und in den Alpen wird die Schneegrenze nach oben wandern.
Die gezeigten Grafiken und noch viele weitere Veröffentlichungen unterschiedlichen Alters finden Sie frei zugänglich in der digitalen Literatursammlung des DWD, kurz: DWDbib.
MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst