Zweigeteiltes Wetter
Eine Luftmassengrenze trennt derzeit mäßig-warme Meeresluft im Norden von schwül-heißer Subtropikluft im Süden Deutschlands. Wie gestaltet sich dabei das Wetter und hält die Zweiteilung bis in die neue Woche an?
Wir schreiben heute den 31. August. Damit geht heute der Sommer für uns Meteorologen zu Ende, ab morgen beginnt der Herbst. Dies konnte man auch im gestrigen Thema des Tages (30. August 2024) lesen. Bei "nur" mäßig-warmen 20 Grad an den deutschen Küsten mag das vielleicht zutreffen. Im Süden Deutschlands wird derzeit allerdings vor einer starken Wärmebelastung gewarnt.
Grund für diese großen Unterschiede innerhalb Deutschlands ist ein Tief mit dem Namen "Wilhelma", das heute mit seinem Kern über Finnland liegt. Davon ausgehend zieht sich eine Luftmassengrenze über Polen und Deutschland hinweg bis nach Nordfrankreich. Da diese im Bereich von Mitteleuropa, also auch über Deutschland, unter den Einfluss des Nordsee-Hochs "Quentin" gelangt, nimmt die Schauer- und Gewittergefahr in ihrem Bereich immer weiter ab. So ist heute lediglich noch mit teils dichteren Wolken zu rechnen, die sich im Tagesverlauf jedoch zunehmend lichten dürften.
Allerdings ist eben diese Luftmassengrenze für die Wetterzweiteilung verantwortlich. Denn sie trennt kühlere Meeresluft im Norden von schwül-heißer Subtropikluft im Süden. Im Süden muss bei schwülen 33 Grad tagsüber und einer nur geringen nächtlichen Abkühlung sogar mit einer starken Wärmebelastung gerechnet werden. In den Alpen sowie im Bayerwald besteht in dieser energiereichen Luft zudem eine geringe Gewittergefahr. Vereinzelt können sich dort starke Hitzegewitter ausbilden, wenngleich der hohe Luftdruck dies meist zu verhindern weiß. Abseits der Luftmassengrenze zeigt sich ansonsten vielerorts die Sonne.
Und auch am morgigen Sonntag, dem ersten Tag im meteorologischen Herbst, bleibt uns die Luftmassengrenze quer über Deutschland erhalten, wobei sie (und damit auch die heiße Luft) etwas weiter nach Norden vorankommt. "Wetter" in Form von Wolken oder Regen sind dann unter dem Einfluss von Hoch "Quentin" allerdings meist nicht mehr zu finden. Nur das Temperaturgefälle bleibt erhalten: Im Norden und Nordosten ist es weiterhin kühler bei Temperaturen von 20 bis 25 Grad, im Westen und Südwesten steigen die Werte auf bis zu 33 Grad an. Gebietsweise dauert auch die starke Wärmebelastung weiter an.
Von Südwesten nähert sich jedoch eine Tiefdruckrinne an, der Hochdruckeinfluss schwindet dort allmählich. So bilden sich im Nachmittagsverlauf ausgehend vom dortigen Bergland einzelne Schauer und teils kräftige Gewitter. Örtlich können diese aufgrund der energiereichen Luftmasse insbesondere durch heftigen Starkregen bis in den Unwetterbereich reichen.
Zum Start in die neue Woche löst sich der Ausläufer von "Wilhelma" über Deutschland auf und der Einfluss tiefen Luftdrucks dehnt sich auf die gesamte Westhälfte aus. Wiederholt können sich dort bis Donnerstag teils kräftige Schauer und Gewitter bilden, teilweise ziehen schauerartig verstärkte Regengebiete durch. Dabei muss lokal auch mit Unwettern (insbesondere durch Starkregen) gerechnet werden.
Die Osthälfte wird hingegen weiterhin von Hoch "Quentin" beeinflusst, das mittlerweile mit seinem Schwerpunkt nach Nordwest-Russland bzw. in die Barentssee gewandert ist. Entsprechend bleibt die Osthälfte Deutschlands von Schauern und Gewittern meist verschont. Stattdessen ist es vielerorts sonnig, heiß und trocken.
Ob sich das Wetter zum kommenden Wochenende auch in der Westhälfte wieder beruhigt, muss abgewartet werden. Derzeit sieht es nach weitgehend heiter bis sonnigem und trockenem Spätsommerwetter aus.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst