Die stärksten tropischen Wirbelstürme!
Die Wirbelsturmsaison auf der Nordhemisphäre steuert in den nächsten Wochen klimatologisch gesehen auf ihren jahreszeitlichen Höhepunkt zu. Ein Grund, um einen Blick in die Geschichtsbücher der stärksten tropischen Wirbelstürme weltweit zu schauen.
Aktuell befindet sich Taifun SHANSHAN kurz vor seinem Landfall auf die Insel Kyushu. SHANSHAN ist ein starker Taifun der Kategorie 3 mit einem einminütigen Mittelwind von 200 km/h. Die Spitzenböen liegen noch höher und betragen sogar bis zu 250 km/h. Dieser Sturm hatte seinen Ursprung im westlichen Nordpazifik, welcher vor allem aufgrund seiner sehr hohen Meeresoberflächentemperaturen als Brutstätte der weltweit stärksten tropischen Wirbelstürme gilt. Dort liegen die Meeresoberflächentemperaturen in einem ausgedehnten Gebiet bis in große Tiefen über 28 Grad. Dies ist eine der Grundvoraussetzungen für eine rapide Intensivierung von tropischen Stürmen. Ein Beispiel hierfür ist Taifun HAIYAN. Dieser Sturm entwickelte sich am 04. November 2013 in dieser Region und konnte sich aufgrund günstiger atmosphärischer Bedingungen innerhalb von nur 24 Stunden zu einem Taifun entwickeln. Da die vertikale Windscherung nur schwach ausgeprägt war und die Wassertemperaturen bis in große Tiefen deutlich über 26 Grad lagen, konnte sich HAIYAN in den kommenden Tagen zu einem Taifun der Kategorie 5 verstärken. Seinen Entwicklungshöhepunkt erreichte dieser verheerende Taifun kurz bevor er auf die philippinische Insel Leyte traf. Dabei wies HAIYAN einen Luftdruck im Zentrum von 895 Hektopascal und einminütige Windgeschwindigkeiten von 315 km/h sowie Spitzenböen bis zu 380 km/h auf. Zum Vergleich bei Orkan Lothar, welcher am zweiten Weihnachtstag 1999 über Deutschland zog, wurden im Flachland Spitzenböen bis zu 151 km/h gemessen. Dementsprechend verursachte HAIYAN auf den philippinischen Inseln verheerende Schäden und war für mehr als 7300 Todesopfer verantwortlich.
Dennoch erhält Taifun HAIYAN nur die Silbermedaille bei den stärksten beobachteten Stürmen weltweit. Gold geht an Hurrikan PATRICIA. Dieser Sturm konnte sich während des Auftretens des Klimaphänomens El Nino im Oktober 2015 im östlichen Pazifik ausbilden. PATRICIA erreichte zu ihrem Höhepunkt einen Luftdruck von 872 Hektopascal und unglaubliche einminütige Windgeschwindigkeiten von 345 km/h, sowie Spitzenböen von bis zu 400 km/h. Zudem hält Patricia den Rekord der schnellsten Intensivierung. Innerhalb von nur 24 Stunden konnte sich der Sturm um 155 km/h verstärken. Diese Intensivierungsrate ist größer als die jedes anderen beobachteten Hurrikans seit Beginn der Satellitenbeobachtungen. Diese beeindruckende Intensivierung wurde durch sehr hohe Wassertemperaturen von über 30 Grad, einer hohen Luftfeuchtigkeit und einer geringen Windscherung begünstigt. Bevor PATRICIA auf die Westküste Mexikos traf, schwächte sich der Hurrikan glücklicherweise etwas ab. Damit waren die Auswirkungen dort nicht so gravierend wie befürchtet.
Rekordhalter in Sachen Größe ist aber Supertaifun TIP aus dem Jahre 1979, welcher sich ebenfalls im nordwestlichen Pazifik ausbildete. Dieser Sturm wies während seines Höhepunktes einen Durchmesser von 2200 Kilometern auf. Zudem hält TIP den Rekord für den niedrigsten beobachteten Luftdruck auf Meereshöhe. Im Auge des Taifuns lag der minimale Luftdruck bei 870 Hektopascal. Zum Vergleich: Ein intensives außertropisches Sturmtief kommt auf einen minimalen Druck von etwa 975 Hektopascal. Der tiefe Luftdruck von TIP hob den Meeresspiegel im betroffenen Gebiet um mehr als einen Meter an. Dieser Supertaifun erreichte jedoch glücklicherweise nie das Festland. Dennoch starben 86 Menschen, als TIP die japanische Insel Honshu streifte. Auch wenn die Hurrikane auf dem Atlantik meist nicht diese hohe Intensität erreichen, konnten sich in der Vergangenheit auch dort gewaltige Stürme entwickeln. Ein Beispiel hierfür ist Hurrikan IRMA. Dieser Sturm stellte sogar einen Rekord auf. IRMA war der erste tropische Wirbelsturm, der über 37 Stunden eine Windgeschwindigkeit von 297 km/h erreichte. Somit löste IRMA den vorherigen Rekordhalter HAIYAN in diesem Punkt ab. Damit bleibt abzuwarten, ob auch diese Saison einen ähnlich gewaltigen Sturm hervorbringt.
M.Sc.-Met. Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst