Hitzetage ? Eine Zwischenbilanz 2024
Etwas mehr als die Hälfte des Jahres 2024 liegt hinter uns. Zur Mitte des meteorologischen Sommers werfen wir einen Blick auf die bisherige Anzahl und Verteilung der Hitzetage in Deutschland.
Um Jahreszeiten im Hinblick auf die Temperatur einzuordnen, benutzen Meteorologen und Klimatologen gerne sogenannte "Klimatologische Kenntage". Ein "Klimatologischer Kenntag" ist ein Tag, an dem ein definierter Schwellenwert eines Parameters, in diesem Fall der Temperatur, erreicht beziehungsweise über- oder unterschritten wird. So bezeichnet ein Sommertag einen Tag mit einer Höchsttemperatur von mindestens 25 Grad und ein Hitzetag einen Tag mit einem Tagesmaximum von mindestens 30 Grad. Ein andere Kenngröße für das Sommerhalbjahr sind Tropennächte. Tropennächte werden für Nächte genutzt, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad sinkt. Der Sommer 2024 legte einen regelrechten Frühstart hin. Bereits am 6. April wurde der erste Hitzetag des Jahres registriert, so früh wie noch nie seit Aufzeichnungsbeginn der Wetterdaten in Deutschland. 30,1 Grad Celsius in Ohlsbach im Oberrheingraben (BW) lautete der erste Eintrag in der "Hitzetagsstatistik". Der erste Sommertag wurde kaum früher erreicht, nur einen Tag zuvor reichte es denkbar knapp mit 25,0 Grad in Rheinfelden (ebenfalls BW) für Sommertag Nummer eins. Ungewöhnlich war aber nicht nur der frühe Zeitpunkt für den ersten Hitzetag, sondern auch der lange Zeitraum bis zum nächsten Hitzetag in Deutschland. Erst am 18. Juni, mehr als zwei Monate später, wurde wieder die 30-Grad-Marke überschritten; dann gleich gebietsweise im Osten und Süden des Landes. Grund für die lange Pause waren Wetterlagen, die keine großräumige Zufuhr heißer Luft aus dem Süden Europas zuließen. Zudem war dieser Zeitraum im Süden, der für Sommertage prädestiniertesten Region, eher nass und bewölkt gegenüber dem langjährigen Mittel. Dies waren keine guten Voraussetzungen für hohe Tagesmaxima. Seitdem sind besonders im Süden und Osten Deutschlands einige Hitzetage hinzugekommen. Spitzenreiter ist mit Stand vom 15.07.2024 Bad Muskau in Sachsen mit elf Hitzetagen, dicht gefolgt von Cottbus und Coschen etwas weiter nördlich in Brandenburg mit zehn Hitzetagen. Auffällig ist, dass eine sonst in dieser Disziplin herausstechende Region, der Oberrheingraben, nicht an der Spitze dieser Statistik zu finden ist. Die beiden Stationen mit den meisten Hitzetagen dort sind Waghäusel-Kirrlach und Ohlsbach mit jeweils sieben Tagen. Freiburg hat sogar nur zwei dieser Kenntage zu vermelden, genauso viel wie beispielsweise die viel weiter nördlich gelegenen Stationen Bremen und Ueckermünde in Vorpommern. Die höchstgelegene Station im DWD-Stationsnetz mit einem Hitzetag ist Oy-Mittelberg-Petersthal im Allgäu (BY) auf 886 m Höhe. Höher gelegene Stationen blieben bisher hitzefrei und auch einige Stationen an Nord- und Ostsee sowie in tieferen Mittelgebirgslagen verzeichneten bisher allenfalls Sommertage. Vergleicht man die bisher registrierten Hitzetage mit dem, was im langjährigen Mittel von 1991 bis 2020 auf Jahresbasis zu erwarten ist, bestätigt sich das Bild, dass der Osten bisher überproportional viele Hitzetage hatte. An den aufgeführten Stationen in Ostdeutschland sind rund 15 Hitzetage pro Jahr in diesem Referenzzeitraum aufgetreten. Somit wurden dort bereits rund zwei Drittel des "Solls" erreicht, während an den genannten Stationen im Oberrheingraben etwa 20 Hitzetage pro Jahr im Mittel auftraten. Dort fehlen noch zwei Drittel des "Solls?, oftmals auch mehr. Wenig erstaunlich ist, dass die Zahl der bisherigen Sommertage deutlich größer ist. Bis zu 39 Sommertage gab es bislang an Stationen in Deutschland, unter anderem in Cottbus. Nur die höchsten Gipfel und manche Küstenabschnitte verzeichneten bislang noch keine Temperaturen über 25 Grad. Deutlich überschaubarer zeigt sich da die Statistik der Tropennächte. Die meisten Regionen hatten bisher keine dieser warmen Nächte. Vor allem im Osten gab es diese bisher. Spitzenreiter ist die Station Tempelhof mit vier dieser Nächte. Verstärkend in Berlin wirkt der Effekt der städtischen Wärmeinsel. Dieser Effekt führt unter anderem zu einer verringerten nächtlichen Abkühlung und ist besonders stark bei wolkenlosen und windschwachen Nächten ausgeprägt. Doch genug mit dem Blick in die Vergangenheit, was zeigt die nahe Wetterzukunft? Nach einer kurzen Pause am heutigen Dienstag und morgigen Mittwoch werden ab Donnerstag zunächst in Süddeutschland, am Freitag und vor allem Samstag dann verbreitet neue Hitzetage zu registrieren sein. Am Samstag könnten sich dann auch Orte in die Statistik 2024 einreihen, die bisher unter der 30 Grad-Marke blieben.
MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst