Weiße Weihnachten?!
Auch in diesem Jahr wird es keine weißen Weihnachten in Deutschland geben. Wer im Schnee feiern möchte, muss da schon höher hinaus. Grund genug für eine kleine Weltreise, auf der wir schauen, unter welchen Wetterbedingungen sonst so Weihnachten auf der Welt gefeiert wird.
Der Traum von weißen Weihnachten ist allgegenwärtig und bereits Wochen vor dem Fest laufen die ersten Anfragen beim Deutschen Wetterdienst auf. Der Definition nach spricht man von "weißen Weihnachten", wenn am 24., 25. und 26. Dezember an einer Wetterstation jeweils mindestens ein Zentimeter Schnee gemessen wird. Dass wir dies in den meisten Teilen Deutschlands in der Regel nicht erreichen, ist sehr wahrscheinlich. Denn "pünktlich" zum Fest am Jahresende setzt mit einigermaßen zuverlässiger Regelmäßigkeit das Weihnachtstauwetter ein. Selbst zuvor gefallener Schnee schmilzt dann meist wieder ab. Das Weihnachtstauwetter zählt daher nicht umsonst zu den sogenannten Singularitäten (auch Witterungsregelfälle genannt) und ist - je nach Region - mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 bis 70 Prozent jährlich zu erwarten. In diesem Jahr fällt das Weihnachtsfest in Deutschland wie gewohnt "grün" aus. In der Tat fließt am heutigen Heiligabend und am morgigen 1. Weihnachtsfeiertag mit einer westlichen Strömung sehr milde Atlantikluft zu uns. Insbesondere im Stau des Erzgebirges wagte Frau Holle am gestrigen Samstag zwar noch den Versuch auf ein weißes Weihnachtsfest - dort fielen innerhalb weniger Stunden punktuell rund 40 Zentimeter Neuschnee -, aufgrund der Milderung und des Regens werden diese Schneemassen jedoch rasch wieder abgetaut. Wer also nicht auf die weiße Weihnacht in Deutschland verzichten möchte, muss ins höhere Bergland der Mittelgebirge oder der Alpen hinauf.
Aber wie sieht es denn in anderen Ländern der Welt aus? Wo gibt es die hierzulande jedes Jahr aufs Neue herbeigesehnten weißen Weihnachten? Wir begeben uns auf eine kleine Reise durch die Welt. Um große Schneemengen genießen zu können, muss man gar nicht so weit weg aus Deutschland. Denn insbesondere in den Alpen in Frankreich, der Schweiz und in Österreich gab es in den vergangenen Tagen einiges an Neuschnee. Zwar wurden die Mengen im Vorfeld von den Wettermodellen etwas überschätzt. Dennoch liegen dort im höheren Bergland teilweise über 2 Meter an Schnee. Zusammen mit der sich häufiger zwischen den Wolken durchschiebenden Sonne sollten die Weihnachtsfeiertage dort durchaus ein Genuss werden. Gut eingeschneit finden sich derzeit auch die nördlichen Regionen Europas wieder. In den vergangenen Tagen kamen in Skandinavien stellenweise rund 50 Zentimeter Neuschnee zusammen. Mit Ausnahme einiger Küstenbereiche befinden sich Norwegen, Schweden und Finnland derzeit unter einer dichten Schneedecke. Dies ist aber wenig verwunderlich, denn dort sind weiße Weihnachten deutlich wahrscheinlicher als bei uns in Deutschland. Diese beträchtlichen Schneemengen dienen heute sicherlich unter anderem zur Abkühlung nach dem an Heiligabend obligatorischen Saunagang. Zudem ist weiterer Schnee über die Weihnachtsfeiertage in Sicht. Im Südwesten Norwegens können sogar rund 60 Zentimeter an Neuschnee zusammenkommen. Nur im äußersten Süden Schwedens wird es dafür etwas zu mild sein. Dort muss man sich mit Regen zufriedengeben.
Wenig winterlich startet der Heiligabend auch in den USA. Dort liegt aktuell lediglich im höheren Bergland Schnee. Über die Feiertage wird es aber auch da noch einiges an Neuschnee geben. Insbesondere in Nebraska und South Dakota können mehr als 10 Zentimeter Schnee zusammenkommen. Dennoch wird es sicherlich auch ungemütlich. Neben teilweise unwetterartigen Neuschneemengen (punktuell auch mehr als 30 Zentimeter in nur wenigen Stunden) muss auch mit einem stürmischen Wind gerechnet werden. Entsprechend warnt der amerikanische Wetterdienst aktuell bereits vor wintersturmähnlichen Bedingungen. Auf der anderen Seite des Pazifiks in Japan belächelt man die Schneemengen aus Deutschland in der Regel. Im sogenannten "Yukiguni", was übersetzt so viel wie "Schneeland" bedeutet und im Nordteil der größten japanischen Insel Honshu liegt, fallen in Staulagen über 3700 Zentimeter (37 Meter!) an Neuschnee pro Jahr! Der Grund: kalte sibirische Luftmassen, die über dem verhältnismäßig warmen Japanischen Meer viel Feuchtigkeit aufnehmen können, treffen auf eine über 3000 Meter hohe Gebirgskette: die japanischen Alpen. Die Schneehöhe kann dort allerdings nicht gemessen werden. Denn wenngleich die schneereichste Region der Erde nach Schneehaubenidylle und einem heftigen Muskelkater für Frau Holle klingt, ist diese Gegend schlichtweg unbewohnbar. Die Station, die dem japanischen Wetterdienst (JMA) nach pro Jahr die höchsten Schneefallmengen misst, steht auf nur 890 Meter im Erholungs- und Badeort Sukayu Onsen im Norden von Honshu. Dort werden "nur" 1764 Zentimeter im Jahr an Neuschnee registriert. Zurzeit zeigen sich dort laut den japanischen Kollegen allerdings lediglich 187 Zentimeter, womit wir mit 265 Zentimetern auf der Zugspitze definitiv mithalten können. Japans Vorhersage für die Feiertage: Insbesondere im Nordteil der japanischen Inselkette kommen bei Dauerfrost gebietsweise nochmals 20 bis 40 Zentimetern an Neuschnee hinzu! Deutlich anders sieht es auf der Südhalbkugel aus. Dort herrscht derzeit Sommer! In Rio de Janeiro an Brasiliens Küste trägt man am heutigen Heiligabend zum Barbecue bei Höchstwerten von etwa 30 Grad wahrscheinlich eher luftige Sommerbekleidung statt dicker Winterjacke. Landeinwärts können die Temperaturen sogar teils über 40 Grad betragen. Statt Dauerregen- und Tauwetterwarnung wird dort vor extremer Hitze gewarnt! Im namibischen Windhoek werden heute ebenfalls über 30 Grad erwartet. Im nahe gelegenen Mariental sind sogar bis zu 40 Grad möglich. In dem Vielvölkerland wird Weihnachten durchaus unterschiedlich gefeiert. Die dort beheimateten Menschen mit deutschen Wurzeln feiern Weihnachten meist an Heiligabend, die anderen Bevölkerungsgruppen jedoch erst am Morgen des ersten Weihnachtstages. In Australien findet Weihnachten in diesem Jahr sogar bei Temperaturen von örtlich über 45 °C statt. Und selbst in Küstennähe kommt es gebietsweise zu Temperaturen von über 30 Grad. Häufig verlegt man dort das Fest dann kurzerhand an den Strand oder Pool. Entsprechend kann man Weihnachtslieder à la "White Christmas" höchstens etwas ironisch belächeln, wobei damit auch einfach weißer Sand gemeint sein könnte. Bei solch "arbeitsunwürdigen" Wetterbedingungen darf "Santa Claus" seine dicke, rote Jacke auch gerne einmal gegen Bade- oder Surfshorts eintauschen. Und mit dieser kurzen Weltreise wünschen wir, die Meteorologinnen und Meteorologen aus der Vorhersage- und Beratungszentrale des Deutschen Wetterdienstes, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein ruhiges und gesegnetes Weihnachtsfest.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst