Jahresrückblick 2023 Teil 1
Im heutigen Tagesthema gibt es Teil 1 eines Jahresrückblicks der anderen Sorte. Anhand von Nutzermeldungen aus der Warnwetter App lassen wir das Jahr Revue passieren und schauen auf ein paar interessante Ereignisse.
Das Jahr 2023 ist fast vorüber und viel ist passiert, auch beim Wetter. Es ist also an der Zeit für einen Jahreswetterrückblick zu wagen, auf die Wettereignisse des Jahres 2023. Natürlich kann es in diesem Tagesthema nur eine kleine Auswahl an interessanten Wetterlagen geben, die subjektiv ausgewählt wurden. Sicherlich gibt es für Sie persönlich und Ihren Ort auch andere Wettertage, die Ihnen im Gedächtnis geblieben sind. Schreiben sie uns gerne Ihre Highlights!
Nutzermeldungen aus der Warnwetter-App
Eine gute Möglichkeit, um das Wetterjahr einmal Revue passieren zu lassen, sind die Nutzermeldungen, die Sie uns tagtäglich über die Warnwetter App zusenden. Viele Nutzer:innen unterstützen uns damit bei unserer Arbeit. Die Meldungen helfen uns im Sommer um die Intensität und Begleiterscheinungen von Gewittern einschätzen zu können. Mit angehängten Fotos können wir direkt sehen, wie groß beispielsweise die Hagelkörner sind. Im Winter sind die Nutzermeldungen eine gute Unterstützung, um bei Grenzwetterlagen zu sehen, wo es noch schneit und wo vielleicht schon gefrierender Regen fällt. Neben den Beobachtungsdaten (Wetterstationen, Radiosonden) und Fernerkundungsdaten (Wetterradar, Satellit, Blitze) sind die Nutzermeldungen für uns ein weiterer wichtiger und unverzichtbarer Baustein geworden.
Zwischen dem 01.01.2023 und dem 12.12.2023 haben uns sage und schreibe 1.250.414 Nutzermeldungen erreicht. 2022 waren es bis zum Jahresende 1.271.966, 2021: 1.545.970. Die tägliche Anzahl an Zumeldungen hängt natürlich stark von der Wetterlage ab. Im Schnitt haben uns über den gesamten Zeitraum 2023 3.635 Meldungen täglich erreicht, wobei es bei ruhigen Hochdrucklagen oft nur 1.000 bis 2.000 waren. Die meisten Nachrichten erreichen uns bei sommerlichen Gewitterlagen bzw. bei kräftigen Wind- oder Schneeereignissen im Winter. In den Übergangsjahreszeiten wird tendenziell weniger gemeldet.
Nun aber genug zu Statistik und rein in den Jahresüberblick. Die folgende Grafik fasst den Jahresverlauf schön zusammen. Abgetragen sind die täglich abgegebenen Meldezahlen bis zum 12.12.2022. Zu sehen sind verschiedene Peaks in einem sonst vorhanden Grundrauschen. Alle diese Peaks haben ihre Ursache in spannenden Wetterereignissen. Ein paar dieser Ereignisse wurden in der Grafik markiert und finden auch Eingang in dem nun folgenden Jahresrückblick.
Monat Januar
Der erste Monat des Jahres landete in den Top 10 der wärmsten Januarmonate seit Aufzeichnungsbeginn und man kann die Bezeichnung Eismonat getrost in die Schublade wandern lassen. Ganz im Gegenteil begann das Jahr rekordwarm mit Höchstwerten, die man eher im März oder April erwarten würde. In Freiburg wurde ein Höchstwert von 19.5 Grad gemessen. Erst in der zweiten Januarhälfte kam dann zumindest im Bergland etwas Winterfeeling auf. Rund um den 21.01. zeigt ein Peak bei den Nutzermeldungen, dass es auch in tiefen Lagen im Osten und Südosten vorübergehend mal nennenswert schneite. Zudem war der Januar bevorzugt in der Westhälfte ein sehr nasser und trüber Monat. Markante Dauerregenfälle brachten den zentralen und westlichen Mittelgebirge besonders am 12./13.01. reichlich Regen, im Bergischen Land bis in den Unwetterbereich. Ein weiteres Ereignis mit Peaks bei den Nutzermeldungen war das Orkantief Frederic am 15.01., das vor allem dem Norden und Nordwesten viel Wind brachte.
Monat Februar
Der letzte Monat des meteorologischen Winters startete an den Alpen und im ostbayerischen Bergland gleich mit einem richtigen Ausrufezeichen. Dort kam es zu intensiven Dauerschneefällen und in Verbindung mit dem stürmischen Wind, auch zu Schneeverwehungen. Innerhalb von 24 h fiel in manchen Regionen fast ein halber Meter Neuschnee. Nicht überraschend bildet der Beginn des Monats auch das höchste Aufkommen an Nutzermeldungen. Sonst verlief der Februar vergleichsweise ruhig und nur mit kurzen Winterepisoden im Tiefland. An den Karnevalstagen kamen mit Höchstwerten bis 18 Grad schon erste Frühlingsgefühle auf. Damit lag das Monatsmittel erneut deutlich über den vieljährigen Mittelwerten.
Niederschlag viel in einigen Regionen fast gar nicht. So kamen im Saarland im Flächenmittel gerade einmal 5 Liter pro Quadratmeter herunter. Die Sonne verwöhnte die meisten hingegen überdurchschnittlich.
Monat März
Während der März 2022 noch ein Rekordsonnenmonat gewesen ist, war der erste Frühlingsmonat in diesem Jahr eher grau. Schien die Sonne im Schnitt über ganz Deutschland 2022 noch sage und schreibe 235 Stunden, gab es 2023 gerade einmal 100 Sonnenstunden. Geprägt war der März durch häufige Temperatursprünge und einem regelrechten Kaltstart. So startete der meteorologische Frühling mit teils strengen Nachfrösten und - dank einer Luftmassengrenze - mit einer norddeutschen Winterlandschaft mit Schneehöhen von 10 bis 20 cm zwischen dem Emsland und der Mecklenburgischen Seenplatte (11.03.). Dieser winterliche Witterungsabschnitt spiegelt sich auch mit mehreren Peaks in den Nutzermeldungen wieder, die die Schneefallereignisse zeigen. Lange blieb der Winter aber nicht. Schon am 13. März gab es die erste ausgewachsene Schwergewitterlage, die sich von Südwesten bis nach Sachsen erstreckte und neben schweren Sturmböen und heftigem Starkregen, auch Hagel bis 3 cm Durchmesser brachte. Zum Monatsende gab es weitere Gewitterlagen (siehe Anstieg der Meldezahlen) und schließlich am 26.03. auch noch zwei medienwirksame Tornados im hessischen Annerod und Wetzlar. Damit endete ein ereignisreicher und insgesamt milder März (+2,2 K im Vergleich zu 1961-90), der sich mit einem Niederschlagsplus von 60 % als nassester März seit 20 Jahren einen Namen macht.
Monat April
Der April ist klimatologisch gesehen bisher derjenige Monat, der sich mit Blick auf das Gesamtjahr am stärksten verändert hat. Beim Vergleich der Klimareferenzperioden 1991 bis 2020 zu 1961 bis 1990 zeigt der April die stärkste Abnahme der Niederschlagsmenge, die größte Zunahme der Sonnenscheindauer und den höchsten Anstieg der Mitteltemperatur. In diesem Jahr folgt der April diesem Trend allerdings ganz und gar nicht. Mit 24.6 Grad als höchste gemessene Temperatur in Deutschland, gab es das erste Mal seit 2008 keinen einzigen Sommertag. Stattdessen fiel deutlich mehr Niederschlag und es schien weniger Sonne, als im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert. Im Süden gab es an jedem zweiten Apriltag Regen und zum ersten Mal seit 15 Jahren fiel ein Aprilmonat wieder zu nass aus. Als ?Trostpflaster? konnte man am 24. April in einigen Landesteilen intensive Polarlichter beobachten. Die höchste Anzahl an täglichen Nutzermeldungen wurden am 21.April verzeichnet, als Gewitter mit Starkregen vor allem den Westen im Griff hatten.
Monat Mai
Auch der Mai legte einen Kaltstart hin, der in Barth in Mecklenburg-Vorpommern am 4. sogar nochmal leichten Nachtfrost brachte. Im weiteren Verlauf konnte sich der zweite Frühlingsmonat dann aber auf sommerliches Niveau steigern. Bevor es auch zu Pfingsten wieder Frühsommer gab, brachte der Abschnitt vom 14.-17. Mai nochmal einem Dämpfer mit gemittelten Maxima bei 15 Grad. Damit reichte es am Ende auch nur für ein leichtes Plus im Vergleich zu den vieljährigen Mittelwerten. Während es im Nordosten eine große Niederschlagsarmut gab (teils <5 Liter pro Quadratmeter in der Altmark, Mecklenburger Seenplatte und Vorpommern), sah es nach Westen und Süden auch aufgrund mehrerer Schwergewitterlagen ganz anders aus. Besonders hervorzuheben sind die Gewitterlagen am 05.05. und 22.05., die dem Süden und Westen vor allem heftigen Starkregen brachten und auch bei den Nutzermeldungen die meldungsstärksten Tage waren. Die westlichen Mittelgebirge und Alpen schafften es am Ende auf 20 Niederschlagstage, während im Nordosten ein deutliches Sonnenplus registriert wurde.
Monat Juni
Der Juni lief als erster Sommermonat gleich zur Hochform auf und schaffte es mit einem Plus von mehr als 3 K auf Platz 5 der Liste mit den wärmsten Junimonaten. Besonders ausgeprägt war die Hitze im Südwesten. Entlang des Oberrheins wurde an 29 Tagen die 25 Grad Marke überschritten (Sommertag) und in Waghäusel-Kirrlach gab es ganze 13 Hitzetage (>30 Grad). Beim Niederschlag lassen sich ganz unterschiedliche Regionen ausmachen. Während man im Südwesten unter extremer Trockenheit litt, gab es über der nördlichen Mitte von NRW bis nach Berlin kein Defizit. Ganz im Gegenteil, am 22.06. wurde ein neuer Rekord an täglichen Nutzermeldungen aufgestellt. Den neuen Rekord von 46.464 Meldungen innerhalb von 24 h (bisher 36.542 aus 2021) hatte Tief Lambert zu verantworten. Diese Extremwetterlage brachte neben teils extremen Starkregen auch Orkanböen. Ein Beispiel: An der Kläranlage in Jülich (NRW) fielen innerhalb von nur 15 Minuten sage und schreibe 40,5 l/qm. In Kassel wurden schwere Schäden durch Hagel und Überflutungen verzeichnet. Davon unbeeindruckt schien die Sonne zum Teil tagelang und schaffte es klar auf den zweiten Platz der sonnenreichsten Junimonate seit Aufzeichnungsbeginn, mit einem Plus von 50 %. Im Südwesten wurde am Ende sogar ein neuer Rekord aufgestellt und die mittlere Sonnenscheindauer war bereits zur Monatsmitte übertroffen.
Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst