Wetter nach Plan?
In dieser Zeit des Jahres vergeht wieder einmal fast kein Tag, an dem wir Meteorologen nicht nach dem Weihnachtswetter gefragt werden. Wir schauen auf das aktuelle Wetter und gehen der Frage nach, ob das Wetter derzeit "nach Plan" läuft.
Mit großen Schritten nähern wir uns dem Weihnachtsfest. Für viele stellt Heiligabend der schönste Tag des Jahres dar. Dabei wünscht man sich natürlich, dass das Wetter in diesem Jahr auch mal wieder "mitspielt" Denn wer träumt an Weihnachten nicht von einem Spaziergang in der klaren Winterluft auf knirschendem Schnee. Anschließend wärmt man sich bei einem leckeren Heißgetränk in der warmen Stube wieder auf und schaut aus dem Fenster auf eine weiße Winterlandschaft und einen ulkig aussehenden Schneemann im Garten. Oftmals erreichen uns bereits einige Wochen vor Heiligabend die ersten Anfragen nach dem Weihnachtswetter. Allerdings muss man diese Ungeduldigen zunächst vertrösten. Lediglich ein paar statistische Aussagen lassen sich im Vorfeld treffen. So stellt die "Weiße Weihnacht" in weiten Teilen Deutschlands eher eine Seltenheit dar, zumindest wenn man nicht gerade in den höheren Mittelgebirgen oder am Alpenrand wohnt. Häufig dominiert das "grüne Weihnachtsfest". Der erste Schnee der Saison fällt zwar oft bereits Ende November, jedoch folgt danach meist eine mildere Phase. Im Dezember kann es dann zu weiteren Kaltluftvorstößen und weiterem Schneefall kommen. Doch "pünktlich" vor dem Fest ist die weiße Pracht dann meist wieder dahin. Das berüchtigte "Weihnachtstauwetter" stellt sich ein. Dabei strömen von Westen her milde Luftmassen vom Atlantik heran, die das Wetter wechselhaft gestalten und den zuvor gefallenen Schnee häufig vollständig wieder aufzehren. Das Weihnachtstauwetter zählt daher nicht umsonst zu den sogenannten Singularitäten (auch Witterungsregelfälle genannt) und ist - je nach Region - mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 bis 70 Prozent jährlich zu erwarten.
Kein Wunder also, dass in lediglich rund 10 % der Fälle im Flachland und in den Flussniederungen im Westen und Südwesten sowie im nordwestdeutschen Tiefland über die Weihnachtsfeiertage eine geschlossene Schneedecke vorliegt. Im Norden und Nordosten liegt die Wahrscheinlichkeit meist auch nur zwischen 10 und 20 %. In den Mittelgebirgen sieht die Situation aus Sicht der Schnee- und Wintersportfans schon etwas besser aus. Die Wahrscheinlichkeit für durchweg verschneite Weihnachten beträgt dort immerhin 20 bis 50 %. Nur in den Kammlagen des Bayerischen Waldes und der Alpen (ab etwa 800 bis 1000 Meter Höhe) verlaufen statistisch gesehen nahezu alle Feiertage weiß.
Wie gestaltet sich das Wetter nun in diesem Jahr? Läuft alles "nach Plan"? Für die Wintersportfans lief es in den vergangenen beiden Wochen gar nicht so schlecht. Bereits Ende November fiel in den Mittelgebirgen bereits einiges an Schnee, der bei sinkenden Temperaturen sogar seinen Weg bis in tiefe Lagen fand. In Süddeutschland wird sicherlich die Nacht vom 01. auf 02. Dezember in Erinnerung bleiben. Strichweise fielen dort über 50 cm an Neuschnee, die Station in Bad Bayersoien im südwestlichen Oberbayern meldete sogar 65 cm in nur 24 Stunden. Allerdings stellt sich die Wetterlage derzeit um und es gelangen mit einer westlichen Strömung deutlich mildere Luftmassen nach Deutschland. Insbesondere im Süden Deutschlands kann es anhaltende Regenfälle geben. So werden die vielerorts gefallenen Schneemengen nun nach und nach aufgrund des einsetzenden Tauwetters wieder aufgezehrt. Die Schneedecke wird sich so sukzessive in die Gipfellagen zurückziehen. Zwar gelangt in der zweiten Wochenhälfte erneut etwas kältere Luft zu uns, diese sollte jedoch nach aktuellem Stand nur von kurzer Dauer sein. Um von Weihnachtstauwetter zu sprechen, ist es derzeit also noch etwas zu früh. Ob sich pünktlich zum Fest nun ein weiterer Kaltluftvorstoß mit Schneefällen einstellt, lässt sich anhand der aktuellen Berechnungen der Wettermodelle noch nicht vorhersagen. Man kann das Wetter natürlich statistisch beschreiben, was jedoch nicht heißt, dass es sich in diesem Jahr an diese Statistik hält. Wahrscheinlich wissen bisher nur der Weihnachtsmann und das Christkind, ob es in diesem Jahr für ein weißes Weihnachtsfest reicht. Und vielleicht sind die beiden in hervorragender Zusammenarbeit mit Frau Holle ja nach einem sehr milden Weihnachten 2022 in diesem Jahr für eine "weiße Überraschung" gut.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst