Tief bei den Britischen Inseln
Schon seit Tagen dominiert in großen Teilen Deutschlands unbeständiges, zeitweise auch windiges Wetter mit einer Menge Regen. Der ersehnte "Goldene Oktober" bleibt weiterhin aus. Diese Wetterlage ist auf ein Tiefdruckgebiet bei den Britischen Inseln zurückzuführen.
Dynamische Tiefdruckgebiete entstehen in den mittleren Breiten entlang der sogenannten Frontalzone, die warme subtropische Luft im Süden von kälterer Polarluft im Norden trennt. Ein dynamisches Tiefdruckgebiet zeichnet sich durch einen großräumigen Wirbel mit vertikaler Drehachse aus, der sich auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn (zyklonal) dreht. An der Vorderseite des Tiefdruckgebiets, also im Osten, wird warme Luft nach Norden geführt, während auf der Rückseite kalte Luft nach Süden strömt. Die Grenzflächen zwischen diesen Luftmassen nennt man Fronten. Der Druckabfall in Tiefdruckgebieten geht mit vertikaler Luftbewegung einher, bei der aufsteigende Luft abkühlt und somit Wolken und Niederschlag entstehen. Besonders ausgeprägt ist diese vertikale Bewegung entlang der Fronten, wo oft die intensivsten Niederschläge auftreten.
Derzeit hat sich ein Tiefdruckkomplex mit einem steuernden Zentraltief und mehreren Rand bzw. Teiltiefs in der Nähe der Britischen Inseln festgesetzt. Deutschland liegt an der Südostseite dieser Tiefs in einer straffen südwestlichen Strömung, die milde, jedoch feuchte Meeresluft heranführt. Die Frontensysteme und die damit verbundenen Randtiefs ziehen vorrangig über den Südwesten und die Mitte Deutschlands hinweg, wodurch sich die anhaltenden Regenfälle erklären lassen. In den nächsten 24 Stunden werden die Pfalz, der nördliche Schwarzwald und der Südweststau des Odenwaldes vom Regen voraussichtlich am stärksten betroffen sein und mit bis zu 60 l/m² rechnen müssen. Der Südosten Deutschlands "profitiert" von dieser Wetterlage, da die südwestliche Strömung Föhn an den Alpen erzeugt und somit sonniges und warmes Wetter in dieser Region ermöglicht. Dort wird vorerst wenig Regen erwartet, obwohl dieser benötigt wird, da der Herbst gerade in diesem Gebiet bisher ungewöhnlich trocken verlief. Zwar ist diese Wetterlage keine Blockadelage, bei der die sonst übliche West-Ost-Zugbahn der Tiefdruckgebiete durch ein kräftiges Hoch blockiert wird, dennoch zeigt die Lage eine gewisse Beharrlichkeit. So verspricht die Wetterprognose für die kommenden Tage ähnliche Bedingungen. Besonders im Nordwesten bleibt es unbeständig und windig, mitunter stürmisch. Die Tiefdruckgebiete rücken jedoch allmählich näher an uns heran, was zeitweise auch Regen im Südosten und das Einfließen etwas kühlerer Meeresluft zur Folge hat. Ein Blick in die erweiterte Mittelfristprognose deutet darauf hin, dass uns diese Wetterlage vorerst erhalten bleibt. Weder stabiles Hochdruckwetter sowie ein frühzeitiger Wintereinbruch sind derzeit noch nicht in Sicht.
Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst