Starke Dauerregenfälle am Alpenrand
Seit Tagen regnet es in den Alpen und im Vorland teils ohne Unterlass. Gebietsweise wurden die Warnschwellen für ergiebigen Dauerregen gerissen und es kam auch zu größerem Hochwasser und Überschwemmungen.
Tief "ERWIN" (international: "REA") zieht seit Tagen seine Kreise über Norditalien und hat sehr feuchte Mittelmeerluft in und über die Alpen nordwärts geführt. Dadurch kam es seit dem vergangenen Wochenende vor allem im Süden Deutschlands, der Schweiz, Italien und Österreich zu sehr kräftigen und länger anhaltenden Regenfällen. Es gab bereits im Vorfeld des Ereignisses in den Modellen deutliche Hinweise auf diese heftigen Regenfälle. Zuvor gab es von Freitagmorgen bis Samstagmorgen auch im restlichen Deutschland teils kräftige Niederschläge, meist in Form von heftigen Schauern und Gewittern. Teilweise fielen dabei in der Mitte des Landes sowie im Norden zwischen 45 und etwa 70 Liter pro Quadratmeter in wenigen Stunden.
In den Folgetagen konzentrierten sich die stärksten Regenfälle dann auf den Süden und Südosten. Zunächst kam es am Samstag vor allem in Südostbayern zu einigen, teils heftigen Schauern und Gewittern. Außerdem zogen von Südwesten und Süden immer wieder Niederschlagsgebiete in den Süden Deutschlands. Von Sonntag bis Dienstag regnete es dann gebietsweise länger anhaltend, sodass sich teilweise ergiebige Dauerregenfälle eingestellt haben. In der nachfolgenden Grafik sind die aus Radardaten abgeleiteten 72-stündigen Niederschlagsmengen aufgetragen.
Ein deutlicher Schwerpunkt stellt das Allgäu und südwestliche Alpenvorland dar. Dort gab es innerhalb von 72 h verbreitet über 100, regional auch zwischen 140 und 160 Liter pro Quadratmeter. Allgemein fielen südlich der Donau größtenteils zwischen 60 und 100 Liter pro Quadratmeter. Mitunter gab es größere Hochwasser. Insbesondere der Inn war hiervon betroffen, da unter anderem immense Wassermassen aus Österreich herangeführt wurden.
Eine statistische Einordnung, wie heftig die vergangenen Regenfälle waren, zeigt die nachfolgende Grafik. Hier erkennt man vor allem bei der Wiederkehrzeit, dass solch ein heftiges Niederschlagsereignis örtlich nur alle 50 bis 100 Jahre auftritt.
In den kommenden Tagen nimmt die Niederschlagsneigung sowie die Niederschlagsintensität im Süden des Landes deutlich ab, sodass sich die teils angespannte Hochwassersituation ebenfalls wieder entspannt.
Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst