Ist der Sommer vorbei?
Nach der Hitzewelle der vergangenen Tage kühlt es nun in ganz Deutschland deutlich ab. Zudem beginnt am kommenden Freitag (01.09.2023) der meteorologische Herbst. Da werden schon Rufe laut, dass es das nun wohl gewesen sei mit dem Sommer 2023. Muss es aber nicht!
Eher kühle bis allenfalls noch mäßig-warme Tageshöchsttemperaturen von 14 bis 22 Grad erwarten uns in den nächsten Tagen in den meisten Teilen Deutschlands. Eine weitere Hitzephase steht vorerst nicht mehr an und die Hundstage, also die aus statistischer Sicht heißesten Tage des Jahres, endeten am vergangenen Mittwoch (23.08.2023). Und prompt ist natürlich zu vernehmen, dass der Sommer (bzw. sommerliches Wetter) nun wohl vorbei sei. Aber ist das wirklich so?
Die Vergangenheit lehrt, dass das nicht sein muss, selbst wenn am 01.09.2023 für die Meteorologen der Herbst beginnt. Tageshöchsttemperaturen von 25 Grad oder mehr (nach meteorologischer Definition ein Sommertag) sind bis weit in den Oktober möglich (siehe dazu die rote Kurve in der Grafik). Sogar 30 Grad oder mehr (nach meteorologischer Definition ein heißer Tag) kann es noch bis Anfang Oktober geben.
Ein Rückschluss bzw. eine Extrapolation des aktuellen Wetters auf die Witterung in den nächsten Wochen ist nach derzeitigem wissenschaftlichen Stand nicht möglich. So gab es beispielsweise Ende Juli/Anfang August 2023 bereits eine kühlere Phase (siehe blaue Kurve in der Grafik), der wiederum eine heiße Periode ab der zweiten Dekade im August folgte. Am 24.08.2023 wurde dabei sogar ein neuer Tagesrekord aufgestellt, als an der Station Rheinfelden (Baden-Württemberg) mit 37,4 Grad der bisherige absolute Höchstwert von 35,0 Grad der Station Bad Muskau (Sachsen) aus dem Jahre 1944 deutlich übertroffen wurde. Jedenfalls ist im September weiterhin Hitze vorstellbar, können doch bis etwa zur Mitte des Monats immer noch Höchsttemperaturen von 34 bis 36 Grad erreicht werden!
Darüber hinaus tritt im September häufig auch der "Altweibersommer" auf. Dabei handelt es sich um eine beständige Hochdruckwetterlage über Mitteleuropa, die sich hauptsächlich von Mitte September bis Anfang Oktober ausbildet und noch einmal sommerliche Temperaturen bringt. Höchsttemperaturen um 30 Grad sind dann immer noch möglich, auch wenn sie nun nicht mehr so verbreitet auftreten. Außerdem werden die Nächte aufgrund abnehmender Tageslänge meist schon frischer und abends kühlt die Luft auch schneller ab.
Zu guter Letzt gibt es im Verlauf des zweiten Herbstmonats oft noch einen "Goldenen Oktober". Tageshöchsttemperaturen im sommerlichen Bereich von 25 bis 28 Grad locken dann zu Aktivitäten in den herbstlich bunten Wäldern. Heiße Tage kommen zu dieser Zeit wahrscheinlich aber nicht mehr vor (es sei denn, es werden neue Rekorde aufgestellt).
Der Sommer muss also noch lange nicht ausgedient haben, auch längere Hitzewellen sind noch gut möglich. Tatsächlich hatte das europäische Wettermodell in den vergangenen Tagen zeitweise sogar Varianten mit Hitze am ersten Septemberwochenende im Programm, was mittlerweile aber wieder verworfen wurde. Das zeigt aber auch, dass die Hitze aus südlichen Gefilden immer noch schnell zu uns schwappen kann.
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst