Erhöhte Aktivität auf dem Atlantik!
In den letzten Tagen machte der Hurrikan Hilary Schlagzeilen, der als erster Hurrikan der Kategorie 1 im Nordwesten Mexikos an Land ging und für Schäden sorgte. Aktuell befinden sich gleich mehrere Wirbelstürme über dem Atlantik. Wie sieht deren weitere Entwicklung aus? Franklin, Gert und Emily, sowie zwei weitere tropische Gewittersysteme befinden sich aktuell über dem Atlantik. Momentan befinden wir uns noch am Beginn der Hurrikansaison und es wurden schon acht Stürme registriert. Damit sich solche Stürme überhaupt bilden können, sind verschiedene Voraussetzungen förderlich. Zum einen muss ein ausreichendes Energiereservoir dem Sturm zur Verfügung stehen. Dabei sollten die Meeresoberflächentemperaturen mindestens 26 Grad betragen, damit sich der Sturm optimal entwickeln kann. Ein Blick auf den Atlantik zeigt, dass dies momentan in einem Gebiet, dass teils sogar bis 40 Grad Nord reicht, der Fall ist. Örtlich liegen die Werte wie zum Beispiel in der Karibik oder im Golf von Mexiko bei 30 oder sogar darüber. Zudem werden diese hohen Temperaturen auch bis in tiefere Schichten beobachtet.
Außerdem werden als Vorläufer große Gewittersysteme (mesoskalige konvektive Systeme) benötigt, die als Brutstätte für tropische Wirbelstürme dienen. Diese Systeme verlagern sich häufig von Westafrika auf den Atlantik und können sich dort teilweise deutlich verstärken. Ob diese Verstärkung stattfindet, hängt maßgeblich von zwei Bedingungen ab. Ein wichtiger Faktor ist die Feuchte in der mittleren Troposphäre. Bei ungünstigen Bedingungen kommt es häufig über der Westsahara zu Staubausbrüchen, die trockene Luft in mittleren Schichten nach Westen tragen. Gleichzeitig sorgt die Wechselwirkung der Sonnenstrahlung mit den Aerosolen für eine Stabilisierung der Schicht, wodurch die Konvektion gehemmt wird. Somit ist die Entwicklung von Hurrikans während intensiver Staubausbrüche stark eingeschränkt.
Ein weiterer wichtiger Faktor, der gerade bei der Intensivierung von tropischen Wirbelstürmen eine Rolle spielt, ist die vertikale Windscherung. Hohe Werte in Verbindung mit trockener Luft in der mittleren Troposphäre sind häufig das Todesurteil für diese Stürme. Die Scherung sorgt nämlich dafür, dass trockene Luft in das Zentrum der Stürme eingeführt werden kann und somit die Energiezufuhr vom Ozean abgeschnürt wird. Aktuell ist die Windscherung von Westafrika bis nach Florida häufig erhöht, sodass sich die aktuellen Wirbelstürme trotz der sehr hohen Meerestemperaturen schwertun sich weiter zu verstärken.
So wird von den drei tropischen Wirbelstürmen nur Franklin weiterhin seine Stärke aufrechterhalten können. Dieser Sturm verlagert sich nach Norden und wird zum Mittwoch in der Dominikanischen Republik an Land gehen. Dort werden intensive Regenfälle und orkanartige Böen erwartet. Ansonsten sind die Bedingungen im Atlantik aktuell zumindest für starke Hurrikane trotz der hohen Meeresoberflächentemperaturen eher hinderlich. Dafür spricht auch das Klimaphänomen El NiƱo, das zurzeit auftritt und im Atlantik generell für eine geringe Aktivität starker Hurrikane sorgt.
M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst