Hitzewarnungen bei Waschküchenwetter, warum?
Weite Teile des Südens und Ostens sind am heutigen Dienstag mit einer Warnung vor starker bzw. extremer Wärmebelastung versehen. Wie ist das möglich bei Lufttemperaturen teils unter 30 °C und ab wann spricht man von Wärmebelastung? Dies und mehr wird im heutigen Thema des Tages erläutert.
Wenn der Deutsche Wetterdienst Hitzewarnungen herausgibt, sind damit häufig sehr hohe Lufttemperaturen verbunden, allerdings können auch weitere Bedingungen zu gesundheitlichen Belastungen und Gefährdungen führen. Vor starker Wärmebelastung wird dann gewarnt, wenn Gefühlte Temperaturen von 32 °C erreicht werden. Ab einer Gefühlten Temperatur von mindestens 38 °C spricht man von extremer Wärmebelastung. In der nachfolgenden Grafik sind die Gefühlten Temperaturen für den heutigen Dienstag, den 15.08.2023 dargestellt.
Zusätzlich sind die nächtlichen Innenraumtemperaturen von Bedeutung, da diese zu einem erholsamen Schlaf beitragen. Bleibt die Nacht zu warm, vermindert sich die Schlafqualität. Durch diese zusätzliche Belastung wird die Hitze tagsüber schlechter verkraftet.
Das Temperaturempfinden des Menschen entspricht der herrschenden Lufttemperatur nur dann, wenn man sich mit Kleidung, die für die herrschende Temperatur angepasst ist, bei mittlerer Luftfeuchtigkeit und nahezu Windstille im Schatten bewegt. In der Sonne und bei hohem Wasserdampfgehalt der Luft empfindet man die Temperatur als höher, bei Wind und geringer Luftfeuchtigkeit als geringer. Außerdem führen körperliche Aktivitäten dazu, dass der menschliche Organismus Wärme produziert, die an die Umgebung abgeleitet werden muss, um die Körpertemperatur in etwa konstant zu halten. Diese Wärmeabgabe wird zum großen Teil durch Schwitzen bewerkstelligt.
Die aktuelle Situation ist gekennzeichnet durch einen hohen Feuchtegehalt der Luft. Dies führt dazu, dass das Schwitzen und somit auch die Kühlung des Körpers erschwert wird. Infolgedessen können Lufttemperaturen auch unter 30 °C bei schwül-warmen Bedingungen für den Körper sehr belastend sein. Studien belegen, dass die Mortalität von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei schwül-warmen Bedingungen bereits bei mäßiger Wärmebelastung erhöht ist. Nähere Informationen zur Gefühlten Temperatur und schwül-warmen Bedingungen unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s00704-016-2013-5 (siehe unter ?Weitere Informationen zum Thema?).
Beispielhaft sei erwähnt, dass für heute um 14 Uhr in Freiburg im Breisgau bzw. in Berlin Lufttemperaturen von etwa 28 °C prognostiziert werden.
Die Taupunkttemperaturen, die ein Indikator für eine hohe Luftfeuchte sind, unterscheiden sich aber mit 16 °C in Freiburg und 20 °C in Berlin um 4 Kelvin.
Dies bewirkt deutlich höhere Gefühlte Temperatur Prognosen von 37 °C für Berlin und 33 °C in Freiburg. Damit liegt die Gefühlte Temperatur ebenfalls um etwa 4 Kelvin höher und zeigt den stärkeren Einfluss der Feuchte auf die thermische Belastung. Allein durch die hohe Feuchte wird in Berlin trotz der Lufttemperatur von unter 30 °C nahezu eine extreme Wärmebelastung erreicht. Die Herausgabe von Hitzewarnungen richtet sich insbesondere an vulnerable Personen und Risikogruppen sowie Pflegeeinrichtungen und Betreuungspersonal, um rechtzeitig über hitzebedingte, gesundheitsgefährdende Wettersituationen informiert zu sein und entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen bzw. einleiten zu können. Ältere Menschen leiden bereits ab einer Gefühlten Temperatur von 36 °C unter extremer Wärmebelastung und werden mit zusätzlichen Hinweisen in den Hitzewarnungen berücksichtigt.
Aber nicht nur vulnerable Personen und Risikogruppen, deren Anpassungsfähigkeit eingeschränkt ist, sondern auch sonst Gesunde können bei extremen Bedingungen in ihrer Leistungsfähigkeit und ihrem Wohlbefinden beeinträchtigt sein. Die besonderen Verhältnisse in den Städten durch die urbane Wärmeinsel werden ebenfalls bei der Herausgabe von Hitzewarnungen berücksichtigt.
Ein Ausblick auf die kommenden Tage zeigt, dass vor allem im Süden des Landes weiterhin mit einer starken Wärmebelastung gerechnet werden muss. Weitere Informationen hierzu unter: https://hitzewarnungen.de/index.jsp (siehe unter ?Weitere Informationen zum Thema?).
Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst