Verregneter Start in den August
In den vergangenen Stunden brachte der Ausläufer von Tief "Wenzeslaus" vielerorts teils kräftigen Regen und sorgte somit für einen regnerischen Auguststart. Wir werfen heute einen kurzen Blick auf die Regenmengen der vergangenen Nacht sowie auf die bisher in diesem Jahr gefallenen Niederschlagssummen.
Nach einer vergleichsweise heißen ersten Julihälfte, in der gebietsweise auch längere Trockenheit vorherrschte, wurde insbesondere in den letzten Tagen die Monatsbilanz des Julis noch einmal deutlich aufpoliert. Deutschlandweit fielen innerhalb des vergangenen Monats rund 100 Liter pro Quadratmeter (kurz: l/qm). Dabei wurde die international gültige Referenzperiode von 1961 bis 1990 um 30% übertroffen, im Vergleich zur Referenzperiode von 1991 bis 2020 waren es immerhin noch 15%.
In der vergangenen Nacht (von Montagabend um 20 Uhr bis Dienstagmittag um 12 Uhr) wurde insbesondere im Bereich der Mittelgebirge noch einmal kräftig an der Juli-Bilanz geschraubt. Von der Eifel und dem Saarland bis zum Thüringer Wald und dem Harz fielen die Niederschläge kräftiger aus. Gebietsweise kamen dort 20 bis 35 l/qm in 16 Stunden zusammen. Punktuell lagen die Mengen auch über 40 l/qm. Spitzenreiter finden sich beispielsweise im rheinland-pfälzischen Hermeskeil mit 56 l/qm, am kleinen Feldberg im Taunus mit 52 l/qm oder am Hoherodskopf am Vogelsberg mit 51 l/qm. Abbildung 1 zeigt die aus den Radardaten abgeleiteten Niederschlagsmengen der vergangenen 12 Stunden seit Mitternacht.
Am heutigen 01. August lassen die Niederschläge im Bereich der Mittelgebirge im Tagesverlauf nach, im Süden und Südosten kann es jedoch noch längere Zeit regnen. Von Nordwesten ziehen aber bereits weitere Schauer und einzelne Gewitter auf, sodass das wechselhafte Wettergeschehen auch weiterhin anhält.
Werfen wir aber auch mal einen Blick auf die bisherige Jahresbilanz. Um sich einen Überblick über die im bisherigen Jahr gefallenen Niederschläge zu machen, bedient man sich gerne der aus Radardaten abgeleiteten und an die Stationsmessungen angeeichten Niederschlagsmengen. Diese bieten den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu den Punktmessungen der Wetterstationen auch in der Fläche verfügbar sind. So werden auch lokal eng begrenzte Unterschiede sichtbar, die gerade bei kleinräumig auftretenden Schauern und Gewittern teilweise recht groß sein können.
In Abbildung 2 ist die Gesamtniederschlagsmenge in Deutschland seit Jahresbeginn (01. Januar) in Liter pro Quadratmeter dargestellt (auch "absolute Niederschlagsmenge" genannt). Auf den ersten Blick fallen die roten und punktuell auch violetten Flecken auf. So fielen im Sauerland lokal über 900 l/qm seit Jahresbeginn. Dies unterstreicht beispielsweise die Station Meinerzhagen-Redlendorf, die heute insgesamt 1039 l/qm verzeichnet. Auch im Schwarzwald wird bereits die 1000 l/qm-Marke geknackt. Die Station Baisersbronn-Ruhestein weist Mengen von 1108 l/qm auf. Am Alpenrand finden sich jedoch die Stationen mit den höchsten Niederschlagssummen. Balderschwang und die Zugspitze weisen um 1400 l/qm auf. Die trockensten Regionen finden sich in Teilen Thüringens und Sachsen-Anhalts. Dort liegt der bisherige Jahresniederschlag an der Station Bad Lauchstädt nur bei 203 l/qm. Aber auch in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns sowie in Hessen und Rheinland-Pfalz finden sich Regionen mit Niederschlagsmengen unter 250 l/qm.
Um die sogenannten absoluten Niederschlagsmengen nun besser interpretieren zu können (?Welche Niederschlagssummen sind viel für die Region und Jahreszeit, welche wenig??), kann man sie beispielsweise in einen klimatologischen Kontext setzen. Dabei werden die aktuell gemessenen Daten mit den bis zum Analysetag mittleren langjährigen Niederschlagsmengen von 1991 bis 2020 verglichen. Entsprechend erhält man bei der relativen Betrachtung eine Prozentzahl, wobei Werte unter 100 % ein Niederschlagsdefizit (hellgrüne bis rote Flächen) beschreiben, Werte über 100 % (blaue bis violette Flächen) stellen eine zu nasse Witterung dar (siehe Abbildung 3). Die dunkelgrünen Flächen repräsentieren hingegen Regionen, in denen der Regen ungefähr der im Mittel zu erwartenden Niederschlagsmenge entspricht.
Vielerorts kann man in Abbildung 3 dunkelgrüne Flächen (um 100%) feststellen. Wir befinden uns damit näherungsweise im Bereich des klimatologischen Mittels. Vor allem im Westen und Nordwesten finden sich sogar Bereiche, die deutlich zu nass sind. Deutlich zu trocken fallen die relativen Niederschläge vom Vogtland in Sachsen bis ins Eichsfeld in Thüringen sowie im Burgenland in Sachsen-Anhalt aus. Dort liegen die Werte lediglich um 50%. Allerdings bleibt es erst einmal bei wechselhaftem Wetter, sodass auch dort die Chance auf eine Angleichung an klimatologisch mittlere Werte in diesem Sommer weiterhin besteht.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst