Fast die Hälfte des Jahres 2023 ist nun vorüber, also eine gute Zeit, eine Halbjahresbilanz in Bezug auf die bisher gefallenen Niederschläge zu ziehen. Wo kam wie viel Niederschlag vom Himmel und was bedeutet das im Vergleich zum vieljährigen Mittel?
Das bisherige Wetterjahr 2023 war recht abwechslungsreich und längere Trockenphasen wechselten sich mit niederschlagsreichen Phasen ab. Doch wie viel Niederschlag kam in den einzelnen Regionen vom Himmel und was bedeutet das im Vergleich zum vieljährigen Mittel? Im folgenden Artikel wird auf diese Thematik näher eingegangen.
Nahezu die Hälfte des Jahres 2023 ist nun schon vorüber und derzeit nimmt die Niederschlagsneigung in Deutschland eher wieder zu, nachdem von Mitte Mai bis Mitte Juni vor allem im Westen und Südwesten des Landes nur wenig Regen vom Himmel kam. Auch in den Monaten zuvor wechselten sich niederschlagsreiche mit niederschlagsärmeren Zeiträumen ab. Die nachfolgende Grafik zeigt die im bisherigen Jahresverlauf gefallenen Niederschlagsmengen. Dabei werden Daten verwendet, die aus Radarmessungen abgeleitet wurden. Allerdings kann es regional, in Bezug auf die tatsächlich gefallenen Mengen, zu Abweichungen kommen, da nicht jeder Ort optimal von den Radaren erfasst wird und es in manchen Bereichen zu ?Abschattungen? kommen kann, oder Radare vorübergehend abgeschaltet waren.
In der Grafik sind deutlich einige Schwerpunkte zu erkennen. Diese liegen am Alpenrand, im Bereich des Schwarzwaldes und im Bereich der westlichen und zentralen Mittelgebirge (Bergisches Land, Sauerland, Taunus, Vogelsberg und Thüringer Wald). In diesen Gebieten kamen im bisherigen Jahresverlauf (Stand: 29.06.2023, 8 Uhr MESZ) meist 500 bis 700, punktuell 900 Liter pro Quadratmeter vom Himmel. Ansonsten liegen die Mengen überwiegend zwischen 200 und 400 Liter pro Quadratmeter. Am wenigsten Niederschlag gab es von der hessischen Bergstraße bis nach Rheinhessen, zwischen Nürnberg und Würzburg, vom Thüringer Becken bis zur Leipziger Tieflandsbucht und regional ganz im Nordosten. Dort liegt die bisherige Jahresniederschlagssumme zwischen 120 und 200 Liter pro Quadratmeter.
Laut Stationsmessungen gab es mit 1171 Liter pro Quadratmeter auf der Zugspitze (Bayern) bisher am meisten Niederschlag. Auch auf Platz 2 und 3 folgen mit Balderschwang (1146 Liter pro Quadratmeter) und Ruhpolding (987 Liter pro Quadratmeter) weitere Orte in den Alpen. Der niederschlagsreichste Ort außerhalb der Alpen ist mit 877 Liter pro Quadratmeter Meinerzhagen-Redlendorf (Nordrhein-Westfalen).
Am wenigsten Niederschlag wurde mit 161 Liter pro Quadratmeter in Geisenheim (Hessen) registriert. Auch in Worms (Rheinland-Pfalz) und Biblis (Hessen) fiel mit 167 bzw. 172 Liter pro Quadratmeter nicht viel mehr Niederschlag. Dies deckt sich gut mit den Radarsummen. Wenn man bedenkt, dass diese Mengen normalerweise in 2 bis 3 Monaten fallen sollen, wird klar erkennbar, wie trocken es in Teilen Südwestdeutschlands ist. Deutlich wird dies auch in der nächsten Grafik. Dort ist der prozentuale Anteil des aktuell bis heute Morgen (29.06.2023, 8 Uhr MEZ) gefallenen Niederschlags im Verhältnis zum vieljährigen Mittel aufgetragen.
Interessant ist in der Grafik, dass keineswegs der Alpenrand mit seinen hohen Niederschlagssummen heraussticht, sondern ganz andere Regionen. Beispielsweise fiel im Großraum Berlin 130 bis 150 % des Niederschlags, den man normalerweise bis Ende Juni nach dem vieljährigen Mittel erwarten darf. Ähnliche Werte werden in Teilen Nordrhein-Westfalens, in Mittelhessen, in Ostfriesland und in Sachsen-Anhalt erreicht. Vor allem die hohen Werte in der Mitte und dem Norden Nordrhein-Westfalens sowie rund um Berlin sind auf die heftigen Starkregenfälle Ende letzter Woche zurückzuführen.
Ebenfalls gut zu erkennen ist, dass in weiten Teilen der Südhälfte, in Thüringen und im Nordosten des Landes die relativ betrachteten Niederschlagsmengen (meist 60 bis 90 %) geringer sind, als im vieljährigen Mittel. Obwohl am Alpenrand absolut 600 bis 800 Liter pro Quadratmeter analysiert wurden, entspricht dies nur 50 bis 70 % der durchschnittlichen Niederschlagsmenge.
In den nächsten Tagen kommt es gebietsweise immer wieder zu schauerartigen Niederschlägen. Die ganz hohen Mengen werden in der Fläche jedoch nicht erwartet. Wie viel Niederschlag bis Ende des Jahres noch vom Himmel kommt, kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden. Um das vor allem im Süden herrschende Niederschlagsdefizit auszugleichen, muss jedoch noch einiges an Regen oder Schnee fallen.
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Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst