Für den Erfolg einer schönen Bergtour ist das Wetter einer der wichtigsten Faktoren. Interpretationsmöglichkeiten von verschiedenen Wetterphänomenen können während oder vor der Tour helfen, richtige Entscheidungen im alpinen Gelände zu treffen und Gefahren zu minimieren.
Im ersten Teil zum Bergwetter (siehe Thema des Tages vom 14.04.2023 -> VERLINKUNG: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2023/4/14.html) haben wir bereits festgehalten, dass eine gute Vorbereitung für eine Wandertour mit dem Check der aktuellsten Wetterprognosen beginnt, sodass von vornherein gefährliche Wettersituationen erkannt und vermieden werden können. Generell ist es ratsam, Wanderungen nur bei trockenem Wetter zu unternehmen. Denn bereits leichter Regen kann für matschige und rutschige Wege sorgen, sodass die Gefahr steigt, zu stürzen. Wer bei leichtem Regen dennoch nicht auf seine Tour verzichten möchte, ist mit festem und wasserdichtem Schuhwerk sowie wasserfester Kleidung gut beraten. Dabei ist es sinnvoll, sich nur auf talnahen Wegen aufzuhalten und schwieriges Gelände zu umgehen. Auch die Temperaturentwicklung über den Tag und auch in der Höhe sollte bei der Auswahl der richtigen Kleidung berücksichtigt werden. In diesem Zusammenhang ist es auch ratsam sich über die Höhe der Nullgrad- und Schneefallgrenze zu informieren, sodass man beispielsweise bei einem Kaltfrontdurchgang nicht vom Schnee überrascht wird. Kommt dazu noch starker Wind ins Spiel, sollte der Windchill-Effekt nicht unterschätzt werden. Bereits bei -5 Grad können Erfrierungen an besonders exponierten Körperteilen auftreten. Veränderungen des Luftdrucks sind ein untrügliches Zeichen für einen bevorstehenden Wetterumschwung. Das Problem dabei ist jedoch, dass man Luftdruck nicht sehen kann. Aber dafür gibt es ja Barometer, die mittlerweile so klein sind, dass man sie in der Hosentasche verstauen kann oder die in Armbanduhren oder als App auf dem Mobiltelefon integriert sind. Langsam sinkender Luftdruck ist ein untrügliches Zeichen, dass eine Schönwetterphase sich ihrem Ende zuneigt. Bei sehr rapide fallendem Luftdruck von durchaus 1 bis 2 hPa sollten insbesondere im Sommer die Alarmglocken läuten, denn dann könnte ein nahendes Gewitter im Anmarsch sein. Bei gleichbleibendem oder steigendem Luftdruck bleibt das Wetter zumindest beständig oder es tritt eine Wetterverbesserung ein. Während der Wanderung lohnt es sich zudem immer, den Himmel im Blick zu behalten. Kenntnisse über die verschiedenen Wolkentypen geben Indizien über bevorstehenden Wetterveränderungen, sodass insgesamt das Wetter etwas besser eingeschätzt werden kann. Informationen zu den Wolkenarten und Gattungen und ihrer Interpretation finden Sie beispielsweise im Thema des Tages vom 06.03.2020 -> VERLINKUNG: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/3/6.html sowie in unserem Glossar zum Thema Wolken ->VERLINKUNG: https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/Functions/glossar.html?nn=10334 6&lv2=102936&lv3=103238. Gemeinsam mit den Wolken sollte auch die Windentwicklung berücksichtigt werden. In den Bergen weht der Wind vor allem nachts und frühmorgens als Bergwind von den Hängen ins Tal. Tagsüber kommt bei stabilem Hochdruckwetter Hang- und Talwind auf. Ebenso kann grade in den Nordalpen auch die Windrichtung etwas über die Wetterveränderung aussagen. Kommt der Wind etwa aus Nordost bis Ost verspricht das in vielen Fällen gutes Bergwetter. Wind aus West bis Süd hingegen lässt auf ein nahendes Tief schließen. Zumindest in den Nordalpen ist Südwind typisch für Föhn-Wetterlagen. Sicherheit gibt es aber erst, wenn der Wind über eine etwas längere Zeit beobachtet wird. Grundsätzlich deutet jede Änderung der Windrichtung auf einen Wetterwechsel hin. Um das Risiko zu minimieren im Sommer in ein Gewitter zu geraten, ist es sinnvoll, die Tour möglichst früh am Morgen zu beginnen. Spätestens zum Mittag sollte man den Gipfel erreicht haben und den Rückweg antreten. In der Regel ist das Gewitterpotential zum Nachmittag und Abend am höchsten. Ziehen im Laufe des Tages Wolken auf, die schnell in die Höhe wachsen, sollte man die Lage im Blick behalten. Die Abbildung zeigt beispielhaft den Aufzug einer Gewitterfront an der Tegernseer Hütte am Roß- und Buchstein.
Wer trotz aller Vorsorge in ein Gewitter gerät, sollte zum Eigenschutz bestimmte Verhaltensregeln vor Blitzschlag beachten. Zunächst ist es ratsam die Sekunden zwischen Blitz und Donner zu zählen. Sind es weniger als 30 Sekunden, dann ist das Gewitter näher als zehn Kilometer. Rasch sollte man die nächste Schutzhütte finden und sich in Sicherheit bringen, denn es können auch mehrere Kilometer entfernt vom eigentlichen Gewitterzentrum Blitze einschlagen. Zelte bieten hingegen keinen Schutz. Die Metallstangen können ganz im Gegenteil sogar einen Blitzeinschlag wahrscheinlicher machen. Im Hochgebirge sind besonders blitzanfällige Geländeformen wie Gipfel, Grate, bewuchsfreie oder wasserführende Bereiche möglichst zu meiden. Wer es nicht mehr schafft, sich unverzüglich von diesen Gefahrenstellen zu entfernen, sollte eine Schutzhaltung einnehmen. Mit angezogenen Beinen und Armen ist es empfehlenswert sich auf die Fußspitzen zu kauern. Besser ist es sogar noch eine Isomatte oder Rucksack unter die Füße zu bringen. Insgesamt bietet so der Körper möglichst wenig Angriffsfläche und zwischen den Füßen entsteht keine lebensgefährliche Schrittspannung. Gegenstände die Metall enthalten (z.B. Wanderstöcke, Zelte, Regenschirme o.ä.) sollten möglichst weit vom Körper entfernt liegen. Mit den Interpretationshilfen und dem richtigen Verhalten bei Gefahren durch Wetter im alpinen Gelände wird die nächste Bergtour gewiss zu einer sicheren und schönen Erfahrung.
M.Sc.-Met. Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst