Wintereinbruch
Polarluft hat sich auf den Weg zu uns gemacht. Einige Aspekte dieses Wintereinbruchs beleuchtet das heutige Thema des Tages.
Der Frühling ist da. Meteorologisch schon seit dem 1. März. Astronomisch seit dem 20. März. Phänologisch - na gut, darüber kann man vielleicht diskutieren (vgl. die Themen des Tages vom 18. und 19. März dieses Jahres https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2023/3/18.html und https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2023/3/19.html).
Aber der Winter, der sich phasenweise selbst wie ein Frühling präsentiert hat (man denke nur an den extrem milden Jahreswechsel 22/23 und an den deutlich zu warmen Januar) meldet sich aktuell nochmal zurück.
Die Konstellation der Druckgebilde ist dabei aktuell für einen Wintereinbruch sehr günstig. Über Nord- und Osteuropa tummeln sich fast ausnahmslos Tiefdruckgebiete, während auf dem Atlantik hoher Luftdruck dominiert - auch wenn sich südlich von Island ein kleines Tiefdruckgebiet in die Hochdruckzone geschummelt hat. Der Transport polarer Luftmassen, der zwischen den Druckgebilden angestoßen wird/wurde, ist durch blaue Pfeile dargestellt. Im Hochwinter, sprich im Januar, könnte eine solche Wetterlage durchaus für Dauerfrost sorgen. Oder, mit anderen Worten: Das ist eine der (möglichen) Wetterlagen, die uns zum letzten Jahreswechsel gefehlt haben.
Die vorstoßende Kaltluft macht sich dann auch mit sinkenden Temperaturen bemerkbar. Während am heutigen Sonntag die Höchstwerte laut Modell noch bei 7°C bis 14°C erwartet werden, sollen es am morgigen Montag nur noch 2°C bis 9°C werden. Mithin sinkt die Temperatur um etwa 5°C, lokal, insbesondere im Süden (z. B. im Schwaben), ist es auch etwas mehr. Der Grund dafür ist, dass über dem Süden aktuell noch die mildesten Luftmassen zu finden sind, während in dem Norden schon Polarluft einsickern konnte. Und in den Nächten beobachtet man natürlich ähnliches. Insbesondere die Nacht zum Dienstag wird sehr verbreitet frostig, allenfalls im unmittelbaren Küstenumfeld bleibt es frostfrei, über Schnee können die Temperaturen sogar in den mäßigen Frostbereich, also in den Bereich zwischen -5°C und -10°C absinken.
Und damit haben wir das nächste winterliche Stichwort: Schnee! Die einströmende Polarluft ist zwar sehr trocken. Trotzdem können, insbesondere im Bereich der Luftmassengrenze, an der die Kaltluft die Warmluft abdrängt, einige Zentimeter Neuschnee zusammenkommen. Und dort wo sich die Luft staut, also insbesondere an den Alpen oder z. B. am Erzgebirge, darf es auch ein bisschen mehr Schnee sein. Den akkumulierten Schnee (laut unseres Europamodells ICON-EU, aufsummiert von Sonntag, 26.3., 01 MEZ bis zum Dienstag, 28.3., 08 MESZ).
Dabei ist die Information dieser Abbildung nicht so einfach zu entschlüsseln. Die verwendeten Zahlenwerte haben die Einheit l/qm. Sehr grob kann man einen l/qm mit einem cm Schnee gleichsetzen. Allerdings ist der Schnee über den genannten Zeitraum auch einigen Metamorphosen unterworfen. So kann der Schnee tauen/schmelzen oder die Schneedecke kann sich setzen. Die Schneedecke am Dienstagmorgen dürfte also dünner sein als die in der Abbildung grob angepeilten 18 cm im Erzgebirge, 15 cm im Nordweststau des Harzes oder auch die 30 bis 40 cm an den Alpen (ohne Zahlenwerte). Aber eines ist klar: In den höheren Mittelgebirgen dürfte es im betrachteten Zeitraum, zumindest vorübergehend, weiß werden. Der beschriebene Wintereinbruch ist aber nur ein kurzes Intermezzo. Schon ab Dienstag wird es wieder wärmer. Die Kolleginnen und Kollegen werden an dieser Stelle sicherlich darüber berichten.
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst