Das ist doch ungerecht!
Am heutigen Sonntag sind bereits mehr als zwei Drittel des meteorologischen Winters vorbei und in vielen Teilen Deutschlands gab es zumindest ein paar Tage mit einer Schneedecke. Eine Bastion im Nordwesten wehrt sich aber bislang zum Leidweisen von Winterfans erfolgreich gegen die weiße Pracht.
Mit dem gestrigen 04.02.2023 sind nun 65 des 89 Tage andauernden meteorologischen Winters 2022/2023 (01.12.2022 bis 28.02.2023) vorbei. Damit haben wir mehr als zwei Drittel des Winters hinter uns gebracht. In Sachen Schnee fällt das Fazit dazu bisher ziemlich unterschiedlich aus. Während die Schneefans vor allem in den östlichen und südöstlichen Landesteilen bereits häufiger zum Zuge kamen, hatten im Nordwesten Deutschlands vor allem diejenigen Glück, die mit Schnee nichts anfangen können (siehe dazu die Grafik zur Anzahl der Tage mit einer geschlossenen Schneedecke im Winter 2022/2023 bis einschließlich 04.02.2023). So gibt es vor allem zwischen Bremen und Hamburg einen Bereich, in dem die Null für keinen Tag mit einer geschlossenen Schneedecke steht. Vereinzelt gilt das auch für das Emsland und den Niederrhein. Wenn sich dort Schneeflocken zeigten und diese vorübergehend liegen blieben, so waren sie spätestens am nächsten Morgen zum täglichen Messtermin um 7 Uhr MEZ wieder verschwunden ("Stundenschnee"). Schlittenfahren auf den eh meist nur flachen Hügeln in diesen Regionen war damit bisher so gut wie unmöglich, was insbesondere bei Kindern natürlich Frust auslöste (bzw. immer noch auslöst). Für einige jüngere Kinder dieser Regionen ist Schnee ein ziemlich seltenes Ereignis, schaut man sich zusätzlich auch noch die Schneedeckentage vergangener Jahre an. Ungerechterweise konnte man im Osten und im Südosten Deutschland mehr Schnee erleben. Gebietsweise wurden dort selbst im Flachland eine zweistellige Anzahl an Tagen mit einer Schneedecke ermittelt. Vom Thüringer Wald bis zur Lausitz beispielsweise lag häufig sogar an mehr als 20 Tagen Schnee. Aber auch im Süden Deutschlands verwandelte der Schnee die Landschaften immer wieder in Weiß, die Straßen dagegen in Rutschbahnen. Schneesicherer waren natürlich die Berge. 30 bis 60, ganz oben auf der Zugspitze bis zu den maximal möglichen 66 Schneedeckentage zeigen, dass dort meist über längere Zeit Schnee lag und aktuell liegt. Allerdings ist auch noch gut im Gedächtnis, dass es dort Phasen mit wenig Schnee und Tauwetter bis in höchste Lagen gab, vor allem mit dem Weihnachtstauwetter und bis Mitte Januar hinein. Mittlerweile wurden die meisten Berge aber wieder mit Schnee ?versorgt?. Wie geht es nun mit dem Winter bzw. dem Schnee weiter? Nach einem Wintereinbruch mit flächendeckenden Schneefällen bis ins Tiefland sieht es derzeit überhaupt nicht aus, weil Hoch ELISABETH sich über Mitteleuropa legt und letzte Niederschläge am Montag abklingen lässt. Dann herrscht sie mindestens bis zum nächsten Wochenende und verwöhnt uns mit Sonnenschein statt mit weißen Flöckchen. Immerhin werden die Nächte frostig, wobei Reif entstehen kann. Das würde zumindest ein bisschen nach Weiß aussehen. Für "Ski und Rodel gut" müssen die Hoffnungen also auf den Rest des Februars oder den ersten meteorologischen Frühlingsmonat März gelegt werden. Immerhin gibt es in den Mittelfrist- und Langfristmodellen Anzeichen für eine Schwächung des stratosphärischen Polarwirbels (siehe Lexikon unter https://www.dwd.de/lexikon, Stichwort ?Polarwirbel?), vielleicht sogar für einen sogenannten Split. Damit steigen bei uns die Chancen für demnächst winterlicheres Wetter.
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst