Jahresrückblick 2022 Teil 1
Im heutigen Tagesthema gibt es Teil 1 eines Jahresrückblicks der anderen Sorte. Anhand von Nutzermeldungen aus der Warnwetter App lassen wir das Jahr Revue passieren und schauen auf ein paar interessante Ereignisse.
Es ist Dezember und damit Zeit für Jahresrückblicke. Auch wir möchten dies in Bezug auf das Wetter tun und greifen dabei auf die Nutzermeldungen zurück, die uns tagtäglich erreichen. Viele Nutzer:innen unterstützen uns über die Warnwetter App mit abgesetzten Meldungen. Diese können eine gute Hilfe sein, wenn es zum Beispiel darum geht die Intensität und Auswirkungen von sommerlichen Gewittern zu beurteilen. Im Winter sind die Meldungen Gold wert, wenn es darum geht die Niederschlagsphase zu beurteilen. Fällt Schnee, Regen oder gefrierende Regen und gibt es Glätte? Darüber liefern uns die Beobachtungs- und Fernerkundungsdaten nur eingeschränkt Information und die Nutzermeldungen sind ein wichtiger Baustein um die bestehende Lücke zu füllen.
Statistiken zu den Nutzermeldungen
In die Betrachtung der Statistik fließen Nutzermeldungen zwischen den 01.01.2022 und dem 06.12.2022 ein. In diesem Zeitraum haben und sage und schreibe 1.201.690 (in Worten: eine Million zweihunderteintausendsechshundertneun) Nutzermeldungen erreicht. Die durchschnittliche Anzahl an Nutzermeldungen hängt stark von der Wetterlage ab. Im Schnitt über den gesamten Zeitraum sind es 3524 Meldungen täglich, wobei es bei ruhigen Hochdrucklagen oft nur 1000 bis 2000 Meldungen sind. Interessant ist, dass an den Wochenenden und da insbesondere an Sonntagen grundsätzlich mehr Nutzermeldungen als unter der Woche abgegeben werden.
Nun aber genug zu Statistik und rein in den Jahresüberblick. Die folgende Grafik fasst den Jahresverlauf schön zusammen. Abgetragen sind die täglich abgegebenen Meldezahlen bis zum 06.12.2022. Zu sehen sind verschiedene Peaks einem sonst vorhanden Grundrauschen. Alle diese Peaks haben ihre Ursache in einem spannenden Wetterereignis. Nicht alles können es in diesen kurzen Rückblick schaffen, aber ein paar einzelne sollen nun in der Folge betrachtet werden.
Der Januar
Das Jahr startete insgesamt recht unspektakulär. Es war häufig trüb und in tiefen Lagen mild. Vor allem der Januarstart gestaltete sich teils frühlinghaft. Im weiteren Verlauf war es vor allem über den mittleren Landesteilen regenreich und es gab das eine oder andere Sturmfeld. In höheren Lagen des Berglandes konnte man sich hingegen an dauerhaftem Winterwetter erfreuen.
Den ersten richtigen Peak mit mehr als 12.000 Nutzermeldungen gab es dann am 30. Januar. Grund dafür war das Orkantief Nadia, das von Island über das Nordmeer und Südskandinavien bis zum Baltikum zog. Das Sturmfeld sorgte im Norden für Windgeschwindigkeiten bis 112 km/h in Trollenhagen, an der Nordsee wurden Orkanböen bis 127 km/h auf der Hallig Hooge gemessen. Eine detaillierte Rückschau gibt es hier: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/1/30.html
Der Februar
Der letzte Wintermonat fiel erheblich zu mild und niederschlagsreich aus. Mit 4 Grad über den vieljährigen Mittelwerten landete er auf Platz 6 der wärmsten Februarmonate. In Erinnerung bleiben wird der Februar durch eine ganze Serie an Sturm- und Orkantiefs.
Den Anfang machte Sturmtief Roxanna, die es auf über 20.000 Nutzermeldung über unsere WarnwetterApp brachte. Die Sturmböen sorgten in einigen Regionen für (schwere) Sturmböen. Im höheren Bergland gab es in Kombination mit Schneefall teils Schneesturmverhältnisse.
Den Höhepunkt des windigen Monats bildete das Orkantiefdreigestirn Ylenia, Zeynep und Antonia, das vom 16 bis 21 Februar wütete. Die Nutzermeldungen waren über Tage hinweg deutlich erhöht und es gab erhebliche Auswirkungen auf das öffentliche Leben sowie große Schäden. Den Höhepunkt bildete auch beide Nutzermeldungen Orkantief Zeynep. Insgesamt 30.455 Meldungen erreichten uns an diesem Tag, davon über 20.000 Windmeldungen. Nur noch die Lage mit zum Teil extremen Schneefällen am 07.02.2021 hatte mit 36.000 Meldungen eine noch höhere Anzahl. Rund um die Sturmtiefserie sind mehrere Tagesthemen entstanden. Beispielhaft sei auf Einordnung von Orkantief Zeynep verwiesen: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/2/19.html
Der März
Der erste Frühlingsmonat verlief unspektakulär, was sich auch an einer der Flaute bei den Nutzermeldungen zeigt. Spektakulär war in diesem Monat hingegen die Sonnenscheindauer. Die Sonne schien mehr als doppelt viel, wie üblich. Die Menge an Sonnenstunden lag höher als im April und überstieg sogar die durchschnittliche Sonnenscheindauer der Sommermonate Juni, Juli und August. Nicht überraschend fiel in diesem Monat kaum Niederschlag und es war milder als im Schnitt. Detaillierter Informationen dazu gibt es hier: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/3/30.html
Der April
Der Aprilmonat hatte da schon etwas mehr zu bieten. So kehrte für einige überraschend nach dem Verlauf des Vormonates der Winter noch einmal mit Macht zurück. Zu Beginn des Monats kam es wiederholt zu Schneefällen bis ins Tiefland. Dies kann man auch in einer erhöhten Anzahl an Nutzermeldungen erkennen. In einigen Regionen reichte es sogar für Rekordschneehöhen und -temperaturen für den April. Unter anderem nachlesen kann man das in diesem Tagesthema: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/4/4.html
Sturmtief Nasim bildet dann den Höhepunkt eines stürmischen Witterungsabschnitts zum Ende der ersten Dekade, ehe sich eine stabile, hochdruckgeprägte Wetterlage durchsetzen konnte. Die weitere Entwicklung mündete in einem sonnigen Osterfest. Das Temperaturniveau stieg im Monatsverlauf deutlich an, sodass es am Ende doch noch ein überdurchschnittlicher Monat wurde.
Der Mai
Der letzte Frühlingsmonat war überdurchschnittlich warm, sonnenreich und in vielen Regionen deutlich zu trocken. Einerseits. Da waren aber zur Monatsmitte auch noch teils heftige Unwetter. Einen großen Peak an Nutzermeldungen gab es am 19 und 20.05. mit knapp 25.000 Meldungen. Ein denkwürdiger Tag war der 20.05.2022 als über dem Westen Deutschlands insgesamt mindesten sieben Tornados beobachtet wurden. Dieser sogenannte Tornadoausbruch betraf auch größere Städte wie Paderborn. Der stärkste Tornado erreichte die Kategorie 2 auf einer Skala bis 5 und damit Windgeschwindigkeiten zwischen 180 und 250 km/h.
Die Folgen der Tornadoserie waren verheerend. Neben einer Vielzahl von teils schwer verletzten Personen, gab es auch große Schäden zu verzeichnen. Einen Überblick des Ereignisses liefert unter anderem dieses Tagesthema: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/5/30.html
Der Juni
Dieser Monat fiel abermals überdurchschnittlich aus. Es gab Spitzenwerte, die vereinzelt die 39 Grad Marke überstiegen. Zudem brachte der Juni ein deutliches Plus bei der Sonnenscheindauer und im Deutschlandmittel deutlich zu wenig Niederschlag.
Nicht unüblich für einen Sommermonat ist es, dass trotz des Niederschlagsdefizits örtlich zu viel Nass den Boden erreichte. Von Gewittern und Unwettern waren vor allem die südlichen Landesteile betroffen. Neben heftigem Starkregen gab es auch Sturm und größeren Hagel. Die Unwettertage lassen sich auch gut in der Statistik mit einzelnen Peaks wiederfinden. Einen der Höhepunkte bildet beispielsweise ein Gewittertief am Pfingstsonntag. Dabei fielen lokal über 50 l/qm an Regen in 1h. Zudem gab es Sturmböen und Hagelgrößen bis zu 5 cm.
Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst