Ein drittes La Nia
Der australische Wetterdienst bestätigt das dritte La Niña-Jahr in Folge. Was bedeutet das und wie kommt es dazu?
Das Klima im Südpazifik wird durch den Wechsel zwischen El Niño, La Niña und den normalen Zwischenjahren geprägt. Dieser Wechsel der drei Zustände wird mit der El Niño Südliche Oszillation (ENSO) beschrieben. Ein negativer ENSO-Wert kennzeichnet dabei ein La Niña Jahr, ein positiver Wert ein El Niño-Jahr. Treiber des Ganzen ist dabei die sogenannte Hadley-Zirkulation. Durch den hohen Sonnenstand über dem Äquator heizt sich die Luftmasse dort verstärkt auf und steigt somit in größere Höhen auf. In der Höhe wird die Luft dann polwärts geführt. Auf dem Weg kühlt diese ab und sinkt allmählich zu Boden. Es entsteht bodennah ein Hochdruckgürtel, der sich etwa entlang des südlichen Wendekreises über dem gesamten Südpazifik erstreckt. Am Boden wird die Luft dann als Südost Passat wieder in Richtung Äquator geführt und trifft dort innerhalb der Äquatorialen Konvergenzzone auf den Nordost Passat von der Nordhalbkugel. Im englischen heißt der Wind auch Trade-Wind, da die konstante Luftströmung aus derselben Richtung von den großen Handelsschiffen genutzt wurde um möglichst effizient über die Ozeane zu segeln. Der anhaltende Südostwind über dem Pazifik führt dazu, dass die Oberflächenströmung des Ozeans in der Regel von Ost nach West verläuft. Das Abtreiben des Oberflächenwassers vor der südamerikanischen Küste führt dort zum Aufsteigen kälteren Wassers aus der Tiefe. Das in der Regel kalte Oberflächenwasser hat zur Folge, dass an der südamerikanischen Seite des Pazifiks nur wenig Niederschlag fällt. Auf der Westseite des Pazifiks sammelt sich hingegen warmes Meerwasser an der Oberfläche und es kann hier zu ergiebigem Regen kommen.
In La Niña-Jahren ist diese Konstellation besonders stark ausgeprägt. So auch dieses Jahr wieder. Der australische Wetterdienst hat seit Juni erneut sinkende Meerestemperaturen im Ostpazifik beobachtet. Zudem sprechen die Luftdruckverhältnisse mit einem ausgeprägten Hoch über dem Pazifik für sich verstärkende Passatwinde. Auch der erhöhte Bewölkungsgrad über dem Äquator ist ein typisches Anzeichen für La Niña. Die Wetter- und Klimamodelle lassen darauf schließen, dass La Niña im australischen Frühling und Frühsommer seinen Höhepunkt erreichen wird. Anfang 2023 soll sich die Konstellation jedoch bereits wieder abschwächen und der ENSO in eine neutrale Phase übergehen. Neben der La Niña Konstellation herrscht im Indischen Ozean auch ein negativer Indischer Ozean Dipol (IOD) vor. Der IOD beschreibt ähnlich wie der ENSO die Temperaturverhältnisse des Oberflächenwassers. Dabei ist bei einem negativen IOD die Meerestemperatur an der südöstlichen Seite, die an Australien angrenzt, höher als in normalen Jahren. Am westlichen Rand des Indiks ist die Wassertemperatur hingegen niedriger als im Mittel. Beides in Kombination hat den Australischen Wetterdienst nun dazu veranlasst jetzt die erste Einschätzung für diese Saison zu veröffentlichen. Vor allem in der Osthälfte Australiens sind Überschwemmungen in den nächsten Monaten wahrscheinlich. Es ist aber noch zu früh um genauere Aussagen zu treffen. Die Meteorologen prognostizieren jedoch für diese Saison, dass La Niña kürzer und in schwächerer Form als beim letzten Mal ausfallen wird. Im Februar und März 2022 sind vor allem im Osten und Südosten Australiens schwere Überschwemmungen aufgetreten, nachdem innerhalb eines Tages über 400 Liter pro Quadratmeter gefallen sind. Es stellt somit das dritte La Niña Jahr in Folge dar, was ein seltenes Ereignis ist. In den Jahren 1973 bis 1976 sowie von 1998 bis 2001 gab es schon mal drei aufeinanderfolgende La Niña-Jahre. Vier aufeinander folgende La Niña Jahre wurden hingegen noch nicht beobachtet. Es bleibt also abzuwarten, wie sich der ENSO im nächsten Jahr entwickelt.
MSc Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst