Hoch PIET ist wieder Herr in der Wetterküche und lässt den Kontakt
zum Azorenhoch nicht abbrechen!
Regional brachte Tief KARIN viel Regen, sodass die Natur eine Erholungspause bekam und Waldbrände ausgebremst wurden. Doch anderorts ist ein Ende der Trockenheit nicht in Sicht. Hoch PIET und seine Nachfolger sorgen verbreitet wieder für trockenes und sonniges Wetter auf hochsommerlich warmen bis heißen Temperaturniveau!
Nachdem das Tief KARIN Teilen von Deutschland teilweise in großen Mengen Regen geschenkt hat, ist nun wieder Hoch PIET in der Poleposition! Dieser kann sich als Azorenhochableger erneut über West und Teilen Mitteleuropa einnisten und das Wetter auch hierzulande weitgehend bestimmen. Allerdings gibt es auch in Deutschland immer wieder Gerangel in den Randbereichen. So versuchen wiederholt atlantische Tiefs wie LAVINIA zwischen Island und Norwegen oder im Verlauf MELISSA über dem Nordatlantik zusammen mit Ihren Ausläufern auf das Festland vorzudringen. Allerdings ist das Unterfangen eher schwierig, sodass meist nur der Nordwesten von Deutschland sowie die Küstenregionen gestreift werden. Zudem schickt zum Wochenstart ein hochreichendes Tief über dem Balkanraum auf dessen Nordflanke Wolken westwärts bis in den Osten und Südosten Deutschlands. Einhergehend sind von Oder und Neiße bis zum Erzgebirge sowie in Südostbayern neben dichteren Wolkenfelder geringe Niederschläge möglich. Durch ein bisschen Labilität sind auch im Schwarzwald kurze Schauer nicht völlig von der Hand zu weisen. Im großen Rest des Landes kann sich Hoch PIET weitgehend behaupten, wenngleich er seinen Schwerpunkt zur neuen Woche nach Dänemark verlagert. Bevor Tief MELISSA am Dienstag die schwachen Regionen auf der Südwestflanke von PIET nutzen kann, indem deren Ausläufer nach Mitteleuropa vordringen, stärkt das Azorenhoch erneut die Hochdruckbrücke und drängt MELISSA mit deren Frontensystemen wieder nach Norden ab. Entsprechend bleibt die Grundstruktur bestehen, sodass das Tief über Osteuropa bis über die Wochenmitte hinweg nur dem Osten und Nordosten Aussicht auf etwas Regen schenkt und allenfalls noch das Nordseeumfeld ab und an eine gewisse Schauerneigung aufweist. Ansonsten bleibt schwach ausgeprägter, hoher Luftdruck Trumpf. Demnach kann die Sonne vielfach vom wenig bis überhaupt nicht bewölktem Himmel scheinen. Dies macht sich schließlich auch auf die Niederschlagsvorhersage bis Ende des Monats bemerkbar. Nach dem europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF) soll es abgesehen von wenigen Gebieten in Ostdeutschlands im Vergleich zum vieljährigen Mittel deutlich zu trocken sein. Vor allem im Westen und Süden sind die Abweichungen für die letzte Monatsdekade demnach signifikant. Während dies für die Regionen von Schwarzwald, Hochrhein sowie Allgäu bis zum Bayerischen Wald aufgrund der hohen Regenmengen der letzten Tage keine größeren Probleme bereiten sollte, sieht im Westen und der Mitte Deutschlands schon anders aus. Im Süden Baden-Württembergs sowie abgesehen von Unterfranken in großen Teilen Bayerns fielen in den vergangenen vier Wochen 40 bis 200, gebietsweise sogar bis 300 l/qm, was wiederum teilweise das 1,2- bis 3-fache des Niederschlags bezüglich der Referenzperiode entspricht. Entsprechend konnte die sich die Natur dort wohl etwas erholen. Der Blick nach Rheinland-Pfalz, Hessen, in die Westhälfte Nordrhein-Westfalens sowie nach Unterfranken zeigt da schon ein anderes Bild. In den genannten Gebieten fielen in den letzten 3 Dekaden meist nur 1 bis 30 l/qm, örtlich im Bergland auch mal bis 50 l/qm. Dies entspricht vielerorts nur 5 bis 20% des üblichen Niederschlags im betrachteten Zeitraum. An einzelnen Stationen ist im August noch überhaupt kein Niederschlag gemessen worden (z.B. Würzburg). Und die Aussichten für die kommende Dekade beschreiben keine Linderung. Erste Auswertungen und Erläuterungen bezüglich der teils extremen Dürre in Deutschland konnten auch dem Newsletter vom 12. August 2022 entnommen werden (siehe Link).
Bei den Temperaturen stehen nach angenehm temperiertem Start in die Woche vielerorts bei Werten zwischen 26 und 34 Grad erneut hochsommerlich warme bis heiße Zeiten auf dem Programm.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst