Große Gegensätze
Über Deutschland hat sich erneut ein veritabler Temperaturgradient aufgebaut. Wieso denn diesmal - und wo?
Tief REBECCA mit Zentrum nahe den Britischen Inseln und Hoch FRIDO über Osteuropa bestimmen derzeit das Wetter in Deutschland. Und die zwei Protagonisten unseres Wetters schenken sich nichts. Weder das Tiefdruckgebiet im Westen noch das Hochdruckgebiet im Osten geben sonderlich nach. Zwischen den beiden fließt warme Luft aus Süden nach Deutschland. Hoch FRIDO lenkt dabei trockene Festlandsluft in den Osten, Tief REBECCA feuchte Atlantikluft in den Westen.
Im Osten erwärmt sich die einfließende Luft durch die Sonne sehr kräftig und die Höchsttemperatur liegt verbreitet über 30 Grad. Die Luftmasse ist aber kontinental geprägt, daher trocken und die Hitze einigermaßen erträglich. Nur im Nordosten, wo sich heute Nachmittag und Abend Gewitter bilden können, wird die Luft angefeuchtet und das Schwüleempfinden nimmt zu. Am morgigen Montag kann die Temperatur an Oder und Neiße sogar auf bis zu 36 Grad steigen. Damit ist der Höhepunkt der kurzen Hitzeperiode aber erstmal erreicht. In den Nächten kühlt es meist nur wenig unter 20 Grad ab und der Schlaf wird unruhig. Die somit ausfallende nächtliche Erholung des Körpers sorgt für eine erhöhte Belastung des Organismus. Daher sind in den östlichen Landesteilen Hitzewarnungen aktiv. Neue Tipps gegen Hitze finden Sie im Thema des Tages vom 17.06.2022 (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/6/17.html).
Im Westen sorgt die feuchte Atlantikluft für mehr Wolken und entsprechend weniger Erwärmung tagsüber: Die Höchstwerte liegen dort am heutigen Sonntag und zu Beginn der neuen Woche nur bei 20 bis 25 Grad. Die Luft ist weitaus feuchter als im Osten, aufgrund der niedrigeren Temperatur ist es aber nicht schwül. Dennoch könnten empfindliche Menschen es als drückend empfinden. In den Nächten kühlt es deutlich ab. Die Tiefstwerte liegen in der Nacht zum Montag zwischen 12 und 16 Grad, in den Folgenächten teils bei 8 Grad. Damit ist eine Erholung des Körpers nachts gegeben.
Der Temperaturunterschied zwischen West und Ost beläuft sich am heutigen Sonntag auf etwa 8 bis 12 Grad und steigert sich am morgigen Montag auf 10 bis 16 Grad. Dabei sind die Gegensätze in einigen Regionen bereits auf etwa 150 km Länge zu finden, so zum Beispiel zwischen Hannover und Magdeburg.
Zwischen den beiden beschriebenen Luftmassen - feucht-warm im Westen und trocken-heiß im Osten - befindet sich eine Luftmassengrenze. Diese ist auch in der Wetterkarte zu finden und aktuell als Kaltfront analysiert. Zu Beginn der Woche verlagert sich die Luftmassengrenze weiter ostwärts. Die feuchte und kühlere Luft dringt also in den heißeren Osten vor. Im Ergebnis bilden sich teils heftige Gewitter (siehe vergangene Themen des Tages), die nahezu das gesamte Bundesgebiet erfassen. Ausgenommen davon sind der äußerste Westen und Nordwesten, wo die Front schon "durch" ist.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst