Die Hitze kommt zurück, oder?
Am heutigen Sonntag ist es in Deutschland für die Jahreszeit recht kühl. Im Laufe der kommenden Woche soll sich das jedoch wieder ändern. Die Hitze könnte möglicherweise ein Comeback starten.
Mit einer meist nordwestlichen Strömung floss in den vergangenen Tagen kühlere Luft nach Deutschland. Diese stammte ursprünglich aus Nordamerika und Grönland und legte den weiten Weg über den Nordatlantik bzw. das Europäische Nordmeer zurück. Insbesondere im Norden und in Teilen der Mitte kam es dabei zu zahlreichen Schauern und einigen Gewittern, die von einem teils stürmischen Wind begleitet wurden. Auch bei den Tageshöchstwerten machte sich die einfließende kühlere Meeresluft bemerkbar. Bei Freiluft-Aktivitäten war man gut beraten, vorsorglich eine leichte Jacke oder einen Pullover einzupacken.
Am heutigen Sonntag (29. Mai 2022) befindet sich Deutschland nun im Einflussbereich eines insbesondere in höheren atmosphärischen Luftschichten ausgeprägten Tiefdruckgebiets, das nur langsam über Deutschland hinwegzieht. Dabei treten gebietsweise weitere Schauer und einzelne Gewitter auf. Zudem werden voraussichtlich die niedrigsten Temperaturen der Woche gemessen. Vielerorts schafft es das Thermometer heute gerade mal auf 13 bis 15 Grad, was etwas zu kühl für diese Jahreszeit ist. Vom Osten bis in den Südwesten, wo die Schauerneigung geringer ist und sich die Sonne etwas häufiger zwischen den Wolken zeigen kann, werden hingegen bis zu 18 Grad vorhergesagt. Die niedrigen Temperaturen sorgen sogar dafür, dass in höheren Lagen der Alpen etwas Neuschnee fällt. Insbesondere zum Abend kann dann die Schneefallgrenze auf bis zu 1500 Meter absinken. Das sollte man bei etwaigen Bergtouren im Hinterkopf behalten!
Am Montag dreht die Strömung dann mehr und mehr auf westliche Richtungen, am allgemeinen Wettercharakter ändert sich zunächst aber nur wenig. Einer der Kerne des Höhentiefs zieht über den Nordosten und Osten hinweg und sorgt dort noch einmal bei Höchstwerten von 13 bis 16 Grad für Schauer und einzelne Gewitter. Nach Westen und Süden zu gestaltet sich das Wetter etwas freundlicher. Dort werden mit Sonnenunterstützung bereits wieder um 20 Grad erreicht.
Am Dienstag deutet sich der zaghafte Versuch einer Drehung der Strömung auf südwestliche Richtungen an. Insgesamt geht die Schauer- und Gewitteraktivität leicht zurück und die Sonnenanteile nehmen etwas zu. Das schlägt sich dann auch in den Höchstwerten nieder: Im Norden und Nordosten bei 16 bis 19 Grad, im Südwesten werden bis zu 23 Grad erreicht.
Ab Mittwoch geht es recht schnell: Dann erstreckt sich tiefer Luftdruck von Skandinavien bis vor die Iberische Halbinseln. Deutschland liegt dabei auf der Vorderseite des Tiefdruckkomplexes in einer west- bis südwestlichen Strömung, mit der zunehmend warme bis sehr warme subtropische Luftmassen zu uns geführt werden. Bereits am Mittwoch sind dann deutschlandweit mit Ausnahme der küstennahen Regionen Temperaturen von 20 Grad und mehr drin, örtlich bis zu 25 Grad.
Der weitere Verlauf wird dann allerdings zunehmend unsicher: Während das europäische Modell immer mal wieder heiße Luft in den Süden führt und dort am Donnerstag Temperaturen nahe 30 Grad vorhersagt, sieht es im deutschen Modell eher nach Temperaturen im gemäßigten Bereich zwischen 22 und 25 Grad aus. Zu allem Überfluss könnte sich im Süden auch wieder Saharastaub in das Wettergeschehen einmischen, der dann eher dämpfend auf das Temperaturniveau wirkt. Auch am Freitag und Samstag soll es vor allem in der Südhälfte sommerlich warm werden. Einzig der Norden scheint in beiden Modellversionen von Hitze verschont zu bleiben. Dort sollen die Temperaturen in einem gemäßigten Bereich liegen.
Eines lässt sich jedoch erkennen: Die einfließende wärmere Luft aus subtropischen Gefilden hat nicht nur höhere Temperaturen zu Folge. Sie beinhaltet auch viel Feuchte. Somit wird sich die Luft vor allem im Süden recht schwül anfühlen. Zudem könnten die Schauer und Gewitter ab Donnerstag (je nach Modell) wieder etwas kräftiger ausfallen. Die genaue Regionalisierung der Gewitter und deren Begleiterscheinungen macht aber aufgrund der Modellunsicherheiten und der chaotischen Eigenschaften der Atmosphäre aus heutiger Sicht noch nicht viel Sinn (was für den Vorhersagezeitraum bei Gewittern durchaus normal ist).
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst