Sonnenbrand hinter Glas?
In den letzten Wochen gab es viel Sonnenschein und die Sonne steigt immer höher, womit die Sonnenbrandgefahr nun wieder deutlich größer ist als im Winter. Ist auch hinter Glas ein Sonnenbrand möglich?
Bereits vor einigen Tagen wurde an dieser Stelle auf die nun wieder deutlich erhöhte Sonnenbrandgefahr durch zunehmende UV-Strahlung im Zuge der immer höher stehenden und länger scheinenden Sonne hingewiesen (siehe Thema des Tages vom 12.04.2022 unter https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/4/12.html). Aber wie sieht es aus, wenn man sich hinter Glas befindet? Kann man dann auch einen Sonnenbrand bekommen?
Die für den Sonnenbrand ursächliche UV-Strahlung besteht zum einen aus gefährlichen kurzwelligen UVC-Strahlen, vor denen wir normalerweise durch die Ozonschicht in der Stratosphäre geschützt sind (sofern kein Ozonloch vorhanden ist). Zum anderen gibt es aber auch noch UVB- und UVA-Strahlen, die bis zur Erdoberfläche und damit bis zum Menschen gelangen. UVB-Strahlen stimulieren an der Hautoberfläche die Pigmentbildung, wodurch bei Menschen mit heller Hautfarbe die Bräunung und möglicherweise ein Sonnenbrand ausgelöst werden. UVA-Strahlen dagegen dringen tiefer in die Haut ein.
Glas hält die Wirkung von Sonnenstrahlen nicht komplett ab, so können zum Beispiel Kleidung oder Stoffe sogar in der Wohnung ausbleichen. Allerdings wird durch Glas die UVB-Strahlung nahezu komplett absorbiert, sodass dahinter kaum eine Bräunung oder ein Sonnenbrand möglich ist. Die weniger energiereichen UVA-Strahlen hingegen dringen durch die Scheibe durch, der durchgelassene Anteil wird auf rund 60 % geschätzt. Diese Strahlen können bei längerer Bestrahlung bzw. in hoher Dosis die Haut bis in tieferen Schichten schädigen, was beispielsweise eine vorzeitige Alterung der Haut und im schlimmsten Fall sogar Hautkrebs zur Folge hätte. Und auch Sonnenallergien sind durch UVA-Strahlen möglich. Bei sehr hohen UVA-Dosen kann die Haut laut Wissenschaftlern sogar braun werden, dann zeigt sich jedoch ein eher gräuliches Braun. Und wenn die Haut theoretisch braun werden kann, ist auch ein Sonnenbrand nicht gänzlich ausgeschlossen.
Im Auto ist die Gefahr allerdings gering. Windschutzscheiben werden heutzutage meist aus Verbundglas hergestellt. Die darin eingearbeiteten Folien halten das gesamte UV-Spektrum ab. Für Seiten- und Rückfenster gilt dies jedoch nicht, daher sind bei längeren Fahrten durchaus Schutzmaßnahmen empfehlenswert, vor allem bei Kindern. Sonnenschutzfolien am Fenster oder lange Kleidung dürften in den meisten Fällen aber ausreichen, weil man durch die wechselnden Fahrtrichtungen in Deutschland selbst bei längeren Fahrten wohl meist keiner höheren Dosis ausgesetzt ist. In anderen Ländern mit langen geraden Straßen, wie es sie beispielsweise in den USA oder Australien gibt, ist die Gefahr größer.
Schade hingegen ist, dass Glas durch das Abhalten der UVB-Strahlen auch verhindert, dass der Mensch Vitamin D bildet. Für die Eigenproduktion werden UVB-Strahlen gebraucht. Diese werden von der Haut aufgenommen und zu Vitamin D umgewandelt. Ein Spaziergang in der Natur ist also unerlässlich, allerdings macht sich die Sonne in den kommenden Tagen vor allem in der Südhälfte erst einmal rar und zudem regnet es dort sogar zeitweise. Im Norden ist die Sonne dagegen häufiger zu sehen.
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst