Vom Winter in den Sommer?
Dass der April hinsichtlich des Wetters macht, was er will, ist ja weithin bekannt. Nun kann dieses Phänomen innerhalb weniger Tage sogar zu einem Wechsel vom Winter bis fast in den Sommer führen.
Bereits im Thema des Tages vor zwei Tagen (06.04.2022, siehe https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/4/6) wurde an dieser Stelle davon berichtet, dass der April tief in seine Trickkiste greift und sein ganzes Repertoire abruft, was er beim Wetter so zu bieten hat. Dabei wurde auf den Sturm, den Dauerregen, den Schnee und das "Aprilwetter" eingegangen, welche uns noch bis zum Samstag oder Sonntag beschäftigen werden. Die Geschichte kann aber noch weitergeschrieben werden. So ist es möglich, dass innerhalb weniger Tage gebietsweise erst Winterwetter herrscht und dann plötzlich fast schon der Sommer ausbricht.
Das Winterwetter zeigt sich vor allem am morgigen Samstag. Nicht wenige Menschen werden sich beim morgendlichen Blick aus dem Fenster vielleicht verwundert die Augen reiben, dass da draußen so "komisches weißes Zeugs" die Landschaft bedeckt. Dabei handelt es sich tatsächlich um Schnee, der im zurückliegenden Winter in einigen Regionen Deutschlands ziemlich selten gefallen ist.
Die "weiße Überraschung" (die dann ja keine mehr ist, weil Sie hier gespoilert wurde) könnte es vor allem in den mittleren und südwestlichen Landesteilen zum Teil bis in tiefe Lagen geben. Grob gesagt kommen dafür die Bereiche zwischen Rheinland-Pfalz und dem Saarland, dem südlichen Hessen über das nördliche Bayern bis zum westlichen Erzgebirge sowie die Regionen zwischen dem Schwarzwald, dem nordöstlichen Baden-Württemberg und dem mittleren Bayern und der Alpenrand in Frage (siehe linker Teil der Grafik unten bzw. unter https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/4/8_Bild.png). Während oberhalb 300 bis 400 m recht sicher Schnee fällt (und liegen bleibt), muss weiter unten im Tiefland für die Herstellung einer Schneelandschaft aber schon "alles passen".
Möglich wird der neuerliche kleine Wintereinbruch durch die Kombination der Tiefs ORTRUD und NASIM. Während ORTRUD am heutigen Freitag von Frankreich über Süddeutschland nach Osten zieht und vor allem der Südhälfte neuen Regen und Sturm bringt, schaufelt NASIM, die am gestrigen Donnerstag für den Sturm bei uns sorgte, von Norden her kalte Luft nach Deutschland. Etwa über der südlichen Mitte Deutschlands treffen Niederschläge und kalte Luft in der Nacht zum Samstag aufeinander, was den Schneefall dort ermöglicht.
Ganz anders sieht das Wetter in der kommenden Woche aus: Statt Tiefdruckeinfluss heißt es dann wieder vermehrt Hochdruckeinfluss. Dabei dreht die Strömung auf südliche Richtungen, womit deutlich mildere Luft aus südlichen Gefilden zu uns geführt wird. Folglich steigen die Tageshöchsttemperaturen von Südwesten her außer an den Küsten bis Mittwoch zunehmend verbreitet auf 16 bis 23 Grad (siehe rechter Teil der Grafik). Bei 23 Grad sind wir aber auch nicht mehr so weit entfernt von einem (meteorologischen) Sommertag, für den die Tageshöchsttemperatur 25 Grad oder mehr betragen muss. Allerdings ist nach jetzigem Stand die Chance für das lokale Auftreten eines Sommertags doch eher gering. Die höchsten Temperaturen sind allerdings ausgerechnet im nördlichen Baden-Württemberg und im nördlichen Bayern zu erwarten, also dort, wo es morgen noch schneien kann!
Statt Winterjacke, Schal, Mütze und Handschuhe können also in der neuen Woche T-Shirt und vielleicht auch die kurze Hose oder ein Rock ausgekramt werden. Ob wir auch Ostern im T-Shirt herumlaufen und Eier suchen können, ist noch nicht geklärt. Einen neuerlichen Winter- oder Kaltlufteinbruch zeigen die Modelle aktuell nicht, allerdings soll es ab Mitte der kommenden Woche insbesondere in der Nordhälfte wieder etwas wechselhafter werden und die Temperaturen allgemein leicht zurückgehen. Das frühlingshafte Temperaturniveau bleibt dabei jedoch erhalten.
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst