Abseits des normalen Wetteralltags
Wenn man erzählt, dass man einen Job "beim Wetter" hat, denken viele an die Berichte im Fernsehen und Radio. Einigen Geneigten fallen auch noch die Wetterwarnungen ein, aber darüber hinaus gibt es noch viel mehr Einsatzgebiete.
Zugegeben, unseren Alltag machen Wetterberichte für diverse Lebensgruppen aus. Vorhersagen für die Medien, Agrarwirtschaft und Luftfahrt gehören genauso dazu wie die Vorhersagen für die breite Bevölkerung oder den Straßenwinterdienst. Manchmal gibt es aber auch ungewöhnliche Anfragen.
Immer wieder haben wir Anfragen von Feuerwehren, die bei einem Feuer auf eine genaue Prognose von Wind und Niederschlag am Einsatzort für die kommenden Minuten und Stunden angewiesen sind. Ab und zu ruft auch die Polizei an und bittet uns um Hilfe, weil sie eine vermisste Person sucht und vor allem nachts das Wetter und insbesondere die Temperatur einen entscheidenden Einfluss auf die Überlebenschancen hat.
Eher ungewöhnlich war der Grund einer Wetteranfrage der Polizei vor wenigen Wochen. Die Dienststelle hatte eine Leiche gefunden. Der Zeitpunkt des Ablebens und auch die genauen Umstände gaben Rätsel auf. Bei der Rekonstruktion der letzten Stunden vor dem Tod kann das Wetter wichtige Hinweise liefern. Eine Anfrage der Polizei letzten Sommer ließ uns hinterher schmunzeln. Die Dienststelle fragte nach dem Wetter am Wochenende, weil man auf Gebirgsstraßen Motorradfahrer kontrollieren wollte. Der Aufwand lohne aber nur bei schönem Wetter, da nur dann eine ausreichend große Anzahl unterwegs sei, die man kontrollieren könne.
Wir stehen auch im täglichen Austausch mit dem GMLZ, dem gemeinsamen Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern, das in seinem Lagebericht unsere Erkenntnisse zum deutschen und internationalen Wetter verarbeitet. Sobald ein Sturmtief international sichtbar ist, schauen wir uns die Wetterlage genau an und versuchen aus den Modellen und der Klimatologie vor Ort mögliche Auswirkungen abzuschätzen. Bei größeren Schäden an der Infrastruktur rückt nicht selten ein deutsches Team zur Hilfe aus. Je früher die Prognose gestellt wird, umso zeitiger kann sich ein Hilfsteam bereitmachen.
Auch für die Bundeswehr haben wir international immer einen Blick auf interessantes Wetter. Wann immer die Hilfe deutscher Organisationen im Ausland gebraucht wird, versorgen wir diese zumeist über das GMLZ mit Wetterprognosen. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine fertigen wir auch dafür täglich Wetterberichte und berechnen die mögliche Ausbreitung von radioaktiven Stoffen.
Eine Wettervorhersage findet also in vielen Bereichen Anwendung und so lernt der Meteorologe/die Meteorologin im täglichen Geschäft viel über die Welt und auch andere Berufe.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst