Rekordfrost für April
In den beiden vergangenen Nächten kam es kleinräumig zu rekordverdächtigen Nachtfrösten für den Monat April. Wo und warum es dazu kam, erfahren Sie im heutigen Thema des Tages.
Der Winter gab sich in den vergangenen Tagen ein bemerkenswertes, spätes Stelldichein in Deutschland. Schnee und Nachtfrost sind zwar prinzipiell nichts Ungewöhnliches für den April. Vor allem der Frost tritt in der ersten Monatshälfte in aller Regelmäßigkeit auf. Doch die Tiefsttemperaturen in den beiden vergangenen Nächten auf Sonntag und auf Montag bewegten sich dann doch ziemlich weit unten auf der "Machbarkeitsskala". Vereinzelt wurden sogar Monatsrekorde für das tiefste Temperaturminimum gebrochen.
Damit es nachts stark auskühlen kann, bedarf es nicht nur eines niedrigen Ausgangsniveaus der Temperatur, sondern auch windschwacher und bewölkungsarmer Bedingungen in den Nächten. Das ist eine meteorologische Konstellation, die infolge eines Kaltluftvorstoßes im April nun wirklich nicht allzu selten anzutreffen ist - deswegen auch diese Regelmäßigkeit des Frostes. Das Besondere der vergangenen Tage aber war, dass sich zudem regional eine nicht unerhebliche Schneedecke ausbilden konnte. Diese wirkt wie eine Isolierdecke und verhindert, dass die im April mitunter schon ziemlich warmen Böden ihre Wärme an die darüber liegende Luft abgeben. Es ist wie mit einer Daunendecke, die die Körperwärme nachts im Bett und das Schlafzimmer kalt hält.
Die Abbildung auf https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/4/4.html zeigt die Tiefsttemperaturen der beiden vergangenen Nächte. Am Sonntagmorgen herrschte vor allem über der Nordhälfte, am Montagmorgen dann im Süden verbreitet mäßiger Frost zwischen -5 und -9 °C, bevorzugt über den angesprochenen Schneeflächen örtlich sogar strenger Frost unter -10 °C. Die tiefsten Werten wurden am Sonntagmorgen in Wernigerode-Schierke mit -10,5 °C, am Montagmorgen in Meßstetten-Appental mit -14,6 °C gemessen. Auf der Zugspitze ging es sogar runter bis auf -18,4 °C.
Die Zugspitze hält auch den deutschen Monatsrekord mit -24,2 °C. Dieser Rekord war zwar nicht in Gefahr, dennoch muss man bis mindestens zum April 2003 zurückgehen, um ähnlich markante Frostnächte zu finden. Zudem wurden an einigen Orten zumindest Stationsrekorde gebrochen, es war also zumindest örtlich im April noch nie so kalt wie in den vergangenen Nächten. Die folgende Tabelle zeigt die Rekorde für Stationen mit mehr als 30-jährigen Messreihen:
02./03.04.2022
Eslohe (NW) -10,0 °C (alt: -9,9 °C vom 12.04.1986)
Burgwald-Bottendorf (HE) -9,0 °C (alt: -8,3 °C vom 09.04.2003)
Genthin (ST) -7,8 °C (alt: -7,7 °C vom 09.04.2003)
Kyritz (BB) -7,5 °C (alt: -7,1 °C vom 10.04.1990)
Manschnow (BB) -6,6 °C (alt: -6,4 °C vom 02.04.2013)
03./04.04.2022
Memmingen (BY) -8,8 °C (alt: -8,7 °C vom 08.04.2003)
Augsburg (BY) -8,1 °C (eingestellt: -8,7 °C vom 08.04.2003)
Elzach-Fisnacht (BW) -6,5 °C (alt: -6,0 °C vom 21.04.1991)
Wutöschingen-Ofteringen (BW) -5,9 °C (alt: -5,2 °C vom 01.04.2020)
Emmendingen-Mundingen (BW) -5,6 °C (alt: -5,1 °C vom 22.04.1997)
Nun stellt sich die Großwetterlage aber auf eine sogenannte "zyklonale Westlage" um. Dabei dreht die Strömung großräumig auf westliche Richtung, sodass die über dem Nordatlantik wie auf einer Perlenschnur aufgereihten Tiefdruckgebiete nach Europa gelenkt werden können. Mit der Winddrehung auf West wird die kalte Polarluft verdrängt und von milderer, wolkenreicher Meeresluft ersetzt. Der heutige Montag markiert dabei den Startschuss für eine turbulente Wetterwoche mit milderen Temperaturen, vor allem aber kräftigen Niederschlägen, Tauwetter und Sturm.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst