Tiefdruckgebiete klopfen zaghaft an
Eitel Sonnenschein und das seit Tagen. Wann kommt denn mal wieder Bewegung in die Wetterküche Mitteleuropas und steht sogar Regen auf der Wetterkarte?
Hoch NOE hat es sich über Nordosteuropa in den letzten Tagen so richtig gemütlich gemacht und Deutschland verbreitet sonniges und trockenes Frühlingswetter beschert. Vor allem im Westen des Landes lagen die Tageshöchstwerte bei teilweise 17 Grad. Im Osten war es durch die Zufuhr kühlerer Luftmassen aus Ost- und Südosteuropa kühler. Die 10 Gradmarke wurde mitunter gar nicht geknackt. Nachts gab es verbreitet leichten bis mäßigen Frost, sodass es sich nicht als ratsam erwies, frostempfindliche Pflanzen bereits ins Freie zu stellen. Doch der nahende Frühling hat auch seine Schattenseiten. Allergiker können ein Lied davon singen, denn eine tropfende Nase sowie tränende Augen haben nicht zwangsläufig mit einer Erkältung zu tun. Hasel- und Erlenpollen schwirren nämlich mittlerweile in beträchtlicher Anzahl durch die Lüfte.
Dem sonnigen Frühlingswetter wird bereits am heutigen Samstag von Westen her ein erster Dämpfer versetzt. Dann meldet sich Tief CLAUDIA, das sich derzeit noch weit draußen auf dem Nordatlantik befindet, zu Wort und möchte auch mal beim Wetter mitmischen. Einige teils dichte Wolkenfelder ziehen heute über die Westhälfte des Landes hinweg, Regen fällt aber kaum. Von Schleswig-Holstein bis zum Alpenrand erscheint die Sonne durch Schleierwolken teilweise etwas milchig. Im Osten hingegen strahlt sie von früh bis spät von einem tiefblauen Himmel.
Auch am Sonntag ändert sich an der Konstellation nicht viel. Es bleibt zwar mit Ausnahme der Eifelregion - dort beginnt es am Nachmittag zu regnen - trocken, aber über dem Westen tummeln sich einige Wolken und die Sonne kommt nur zeitweilig zum Vorschein. Im großen Rest des Landes scheint sie von früh bis spät. Immerhin sind das dann morgen schon über 11,5 Stunden Sonnenscheindauer. Der Weg zur Tag- und Nachtgleiche ist also nicht mehr weit. In Teilen der Mitte und des Westens kamen diesen Monat bereits 100 bis fast 110 Sonnenstunden zusammen, was nahezu der Maximalausbeute entspricht.
Zu Beginn der kommenden Woche greifen dann vermehrt die Ausläufer atlantischer Tiefdruckgebiete auf Deutschland über. In der Nacht zum Montag breitet sich von Westen her dichte Bewölkung bis auf eine Linie Lübecker Bucht - Werdenfelser Land aus. Vor allem im Nordwesten, dem Westen und der Mitte kann es etwas regnen. Vorsicht ist im Bereich des Thüringer Waldes geboten, denn dort droht ausgangs der Nacht beziehungsweise am Montagmorgen lokal gefrierender Regen.
Am Montag verlagert sich das Hoch NOE langsam von Nordosteuropa mit seinem Schwerpunkt südostwärts und verliert allmählich seinen Einfluss auf das Wettergeschehen in Deutschland. Nur ganz im Osten und Südosten zeigt sich die Sonne noch für längere Zeit, während sie sich sonst den Platz am Himmel mit einigen Wolken teilen muss. Regen fällt jedoch nur noch im Norden des Landes.
Ab der Nacht zum Dienstag und am Dienstag nimmt der Tiefdruckeinfluss von Westen her weiter zu und es greifen vermehrt Regenfälle auf Deutschland über. Große Mengen kommen allerdings nicht zusammen, auch wenn es akkumuliert bis in die Nacht zum Mittwoch gebietsweise für 10 bis 20 Liter pro Quadratmeter (siehe Grafik unter: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/3/12.html) reicht. Deutlich werden aber auch die Prognoseunsicherheiten der Modelle beispielsweise im Nordosten. EZMW hat in Vorpommern kaum Regen auf der Agenda, während laut GFS und ICON6 dort um 10 l/qm fallen sollen. Die Natur freut sich auf jeden Fall über jeden Tropfen Regen, der sicherlich einen weiteren Wachstumsschub auslösen wird.
Wie es ab Mitte der Woche weitergehen wird, ist noch etwas unsicher. Eventuell gelangt Deutschland von Nordosten her erneut unter Hochdruckeinfluss.
Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst