Das kurze Leben eines Zwischenhochs
Der heutige Tag markiert den Übergang zwischen einem Sturmtief und seinem Nachfolger mit einem typischen ruhigeren Intermezzo durch sogenannten "Zwischenhocheinfluss".
Als Schreiber eines "Thema des Tages" kommt man zurzeit am aktuellen Wettergeschehen nicht vorbei, denn reichlich Abwechslung ist auf alle Fälle geboten. Bereits am gestrigen Freitag sorgte Tief QUEENA mit seiner Kaltfront für ordentliche Farbkleckse auf unserer Warnkarte. Die Front erreichte am frühen Nachmittag den äußersten Nordwesten und zog anschließend diagonal für Deutschland hinweg in Richtung Südosten. Die Mitte erreichte sie in den späteren Abendstunden, die Alpen in der zweiten Nachthälfte. Allerdings verlief diese Passage nicht geräuschlos, denn am Rande des Tiefs sowie besonders im Bereich der Kaltfront frischte der Wind mit starken bis stürmischen Böen, stellenweise mit Sturmböen kräftig auf. Auch einzelne schwere Sturmböen, bevorzugt in Verbindung mit einzelnen Gewittern, wurden von unserem Messnetz aufgezeichnet.
In den heutigen Wetterlagenbeschreibungen findet man nun häufig den Begriff "Zwischenhoch". Dieses markiert das Übergangsgebiet bzw. den -zeitraum mit relativ hohem Luftdruck zwischen zwei oder mehreren Tiefdrucksystemen. Wie der Name schon vermuten lässt, ist der Wirkzeitraum eines solchen Zwischenhochs begrenzt und reicht nur von wenigen Stunden bis maximal ein oder zwei Tagen. Typischerweise folgen dabei nach einer Kaltfront noch einzelne Schauer, die im Bereich des höheren Luftdrucks allmählich abklingen. Je nach Jahreszeit und Luftmasse kommt es auch zu unterschiedlich starken Auflockerungen und meistens geht auch der Wind in seiner Böenstärke deutlich zurück. Diese Vorgänge lassen sich auch am heutigen Tag sehr gut nachverfolgen, denn letzte Schauer ziehen zu Mittag aus den östlichen Regionen ab und nachfolgend ist es meist trocken. Außerdem scheint neben einige Wolken vielerorts zumindest zeitweise die Sonne, am längsten südlich der Donau. Bei der aktuellen Lage ist dafür ein Bereich höheren Luftdrucks verantwortlich, der sich tagsüber von Frankreich in Richtung Mitteleuropa ausweitet und der in Süddeutschland etwas besser wirken kann als im Norden des Landes.
Allerdings ist das Ende des Zwischenhochs am Horizont schon deutlich absehbar. Das neue Sturmtief ROXANA zieht heute und am Sonntag vom Nordatlantik nach Skandinavien, seine Warmfront erreicht in den Abendstunden bereits den Nordwesten und sorgt dort eingangs der Nacht für erste leichte Regenfälle. Die dazugehörige Kaltfront folgt Sonntagfrüh und am -vormittag, diese kann aber zunächst nur auf den Norden des Landes übergreifen. Spannend sind dabei vor allem zwei Wetterelemente: die erwarteten Niederschläge sowie die Windentwicklung. Besonders in den Staulagen der westlichen und südwestlichen Mittelgebirge sind bis zum Montag um 50 l/m² Regen wahrscheinlich. Schnee fällt dabei nur in den Kammlagen. Ab Sonntagnachmittag rücken zunehmend auch die südöstlichen Mittelgebirge sowie die Alpen in den Fokus. Schnee gibt es auch dort zunächst nur in den etwas höheren Lagen des Bayerischen Waldes sowie in den Hochlagen der Alpen, bevor die Schneefallgrenze in der Nacht zum Montag ins südliche Alpenvorland sinkt.
Die allermeisten werden aber den deutlichen auffrischenden Wind erleben. Bereits am heutigen späteren Nachmittag und Abend treten an den Küsten sowie im höheren Bergland erste stürmische Böen auf, in der Nacht weiten sich diese auf große Teile der Mitte aus. In freien Lagen sind bereits Sturmböen, in den Kammlagen schwere Sturmböen dabei. Der Höhenpunkt der Windentwicklung wird am Sonntagnachmittag erwartet, wenn abseits des Nordens verbreitet Sturmböen wahrscheinlich sind, im Süden sind dann besonders im Alpenvorland auch einzelne schwere Sturmböen dabei. In der Nacht zum Montag flaut der Wind schließlich nur langsam etwas ab.
Genießen Sie also heute noch das ruhige Wetter, bevor am Sonntag und zu Wochenbeginn die verschiedenen Wetterelemente wieder in den Vordergrund rücken. Unsere stets aktuellen Warnungen in der WarnWetter-App sowie auf www.dwd.de sind ihnen dabei ans Herz gelegt.
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst