ANDREAS und die (nassen) Schneeflocken

Das erste Adventswochenende wird in den Mittelgebirgen winterlich. Auch in tiefen Lagen kann die ein oder andere nasse Schneeflocke rieseln, dort dominiert jedoch der Gesamteindruck "nasskalt".

Drei Hauptakteure sind aktuell auf der Wetterkarte auszumachen: Ein kräftiges (namenloses) Hoch über dem Atlantik, das sich von Grönland bis zur Biskaya erstreckt; Tief ANDREAS, das in die Nordsee zieht; und Tief YILMAZ über Italien.

Während YILMAZ aktuell Süddeutschland beeinflusst, indem es feuchte Luft über die Alpen führt und für ein paar Schneeflocken südlich der Donau sorgt, rücken zunehmend die beiden erstgenannten Akteure in den Fokus:

ANDREAS ist aktuell (11:00 Uhr) gerade erst ein paar Stunden alt und doch zeigt er schon eine markante Charaktereigenschaft: "Mit dem Strom schwimmen" scheint nicht so seins zu sein und so hat er sich ungefähr bei den schottischen Orkney-Inseln von der Höhenströmung abgekoppelt (im Meteorologen-Jargon nennt man das "Cut-Off-Prozess"). Just in diesem Moment mausert er sich zu einem eigenständigen Tief, das zunächst in die Nordsee zieht, bevor es in den kommenden Tagen wohl Gefallen an den deutschen Gefilden findet.

Da sich das kräftige Hoch über dem Atlantik naturgemäß im Uhrzeigersinn dreht und ANDREAS genau andersrum, schaufeln diese beiden Kumpanen wie zwei Zahnräder kalte und feuchte Luft polaren Ursprungs zu uns. Diese kalte Luft setzt sich in Deutschland fest und so steigt am Wochenende zunehmend auch die Chance für Schneeflocken bis in tiefe Lagen. Dort wird es ihnen aber rasch an den Kragen gehen, sodass in tiefgelegenen Regionen insgesamt eher der Eindruck "nasskalt" dominiert. Anders sieht es in den Mittelgebirgen aus: Oberhalb von 400 m kann sich durchaus eine Schneedecke ausbilden, die umso dicker wird, je höher man kommt. Sprich: Wer am 1. Advent Schlitten fahren möchte (und etwas mehr Gewicht als ein Kind auf die Waage bzw. den Schlitten bringt), sollte in die höheren Mittelgebirge fahren - oder eben in die Alpen).

Eine erste weiße Überraschung (die ja nun eigentlich keine mehr ist?) kann es schon morgen früh im Bereich der westlichen und zentralen Mittelgebirge geben, also von NRW und Rheinland-Pfalz/Saarland über Hessen, Thüringer Wald, Franken bis zum Schwarzwald. Oberhalb 600 m reicht es bei bis zu 10 cm gewiss für einen kleinen Schneemann, in tieferen Lagen wohl eher nur für eine "Anzuckerung".

Und da sich ANDREAS so wohl fühlt bei uns, kommt es in den kommenden Tagen immer wieder zu zeitweiligen Schauern und Niederschlägen, wobei man grob sagen kann, dass sie oberhalb 400-600 m durchweg als Schnee fallen, unterhalb als Regen oder Schneeregen. Die Temperaturen liegen dabei im nasskalten 1-bis-5-Grad-Bereich, im Bergland herrscht leichter Dauerfrost.

Und wer bei diesen Aussichten nun schon kribbelnde Finger und strahlende Augen bekommt, dem sei ein Blick in die Mittelfrist empfohlen: Denn am Dienstag könnte es Schneestürmchen geben, wenn eine Warmfront auf Deutschland übergreift. Aber bis dahin fließt noch viel Wasser (und die ein oder andere geschmolzene Schneeflocke) den Rhein hinunter?

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.11.2021

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