Mittelmeertief Blas
Aktuell zieht Tief "Blas" im westlichen Mittelmeer seine Runden. Dabei treten wiederholt Starkregenfälle auf, die auch lokal zu Überschwemmungen führen können.
Bereits Ende Oktober trieben Tiefdruckgebiete im zentralen Mittelmeer ihr Unwesen (wir berichteten im Thema des Tages vom 29.10.2021: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/10/29.html). Wiederholt sorgten heftige Starkregenfälle in der Region der Hafenstadt Catania auf Sizilien für Regenmengen von knapp 600 l/qm in nur 48 Stunden. Das entspricht in etwa der für diese Region durchschnittlichen, jährlichen Niederschlagsmenge. Die Folge waren Überschwemmungen und erhebliche Schäden. Auch zwei Menschen mussten dabei ihr Leben lassen.
In den vergangenen Tagen, insbesondere von Dienstagabend (09.11.) bis Donnerstagfrüh (11.11.) traten im Bereich Siziliens und Sardiniens dann erneut sintflutartige Regenfälle auf. An der Station in Castelvetrano im Nordwesten Siziliens wurden rund 250 l/qm in 24 Stunden gemessen. Das meiste davon fiel in wesentlich kürzerer Zeit. Dabei kam es ebenfalls zu Überschwemmungen, zum Teil wurden Straßen von den Wassermassen weggerissen. Auch die historische Hafenstadt Catania an der sizilianischen Ostküste wurde erneut getroffen. Dort fielen knapp 100 l/qm in weniger als 6 Stunden. Die Regenmassen verwandelten die Straßen von Catania in der Folge in reißende Flüsse.
Aber auch die Balearen und Nord-Algerien blieben von starken Regenfällen nicht verschont. Die Lieblingsinsel deutscher Urlauber - Mallorca - wurde ebenfalls von den Wassermassen heimgesucht. Die Station Escorca - Son Torrella verzeichnete bei wiederholten Starkregenereignissen in 36 Stunden rund 300 l/qm.
Das verantwortliche Tief findet sich in den Bodendruckanalysen aktuell über dem westlichen Mittelmeer etwa zwischen den Balearen, Sardinien und dem Norden Algeriens. Es trägt den Namen "Blas", der ihm vom spanischen Wetterdienst AEMET bereits am vergangenen Freitag vor einer Woche (05.11.) verliehen wurde. AEMET hatte international den Vortritt bei der Namensvergabe, da die Ostküste Spaniens sowie die Balearen als Erstes von dem Tief betroffen waren.
Bei "Blas" handelt es sich übrigens um einen spanischen Vornamen, der sich von "Blasius" ableitet. Dieser Name wird aber insgesamt relativ selten verwendet. Dem Autor fällt spontan nur der US-amerikanische Blas Elias Gomez ein, der bei der Metal-Band Slaughter sowie bei der Blue Man Group ins Schlagzeug drischt. Das namensgebende Wort von "Blas" geht auf das lateinische "blaesus" (lispelnd) zurück. Wobei Tief "Blas" alles andere als "lispelt": Neben kräftigen Niederschlägen traten bereits regional um den Tiefkern Sturmböen oder schwere Sturmböen auf. Auch aktuell muss vor allem noch auf den Balearen sowie über dem Meer mit weiteren Sturmböen gerechnet werden.
Wie geht es aber nun weiter mit dem Mittelmeertief "Blas"?
Dieses soll sich vor der Küste Algeriens etwas abschwächen und zieht in den kommenden Tagen zwischen Sardinien und Sizilien ost-nordostwärts. Entwarnung für die Mittelmeerregionen kann man aus meteorologischer Sicht jedoch nicht geben. Denn es hält sich weiterhin tiefer Luftdruck über dem Mittelmeer. In Verbindung mit den noch relativ hohen Wassertemperaturen von 17 bis 22 Grad ist die Entstehung von weiteren kräftigen Regengebieten vorprogrammiert. Am Sonntag nähert sich zudem von Norden her ein weiteres Höhentief, das dafür sorgt, dass auch im Bodenniveau weitere Tiefdruckzentren im Ligurischen Meer, zwischen den Balearen und Nord-Algerien sowie im Küstenumfeld Libyens entstehen.
In den Folgetagen muss dann weiterhin mit teils kräftigen Starkregenfällen gerechnet werden. Bis Mittwochfrüh liegen die Schwerpunkte den aktuellen Modellprognosen nach zu urteilen erneut von den Balearen bis zur Küste Algeriens, im Süden Italiens sowie in den Südstaulagen der Westalpen. Insgesamt werden dabei innerhalb von rund 3 Tagen 100 bis 150 l/qm prognostiziert, punktuell können auch Mengen um 200 l/qm auftreten. In den Westalpen in Lagen oberhalb von rund 1500 m gehen die Niederschläge zudem in Schnee über. Der Neuschnee kann sich dort auf 50 bis punktuell 100 cm akkumulieren, einzelne Modelle zeigen sogar noch höhere Mengen.
Im Vergleich zum "ruhigen Nebelroulette" in Deutschland bleibt es also in den kommenden Tagen im Mittelmeerraum wettertechnisch spannend, wenngleich Tiefdruckgebiete, die mit Starkregen einhergehen, zu dieser Jahreszeit über dem Mittelmeer sicherlich nicht ungewöhnlich sind.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst