Da geht doch kein Hund vor die Tür
Der Herbst ist in vollem Gange. Am Donnerstag zeigt er vor allem im Osten, wie ungemütlich, trist und nass er doch sein kann. Wie lange das regenreiche Herbstwetter anhält, erfahren Sie im heutigen Thema des Tages.
Der Vollherbst schlägt morgen vor allem in der Osthälfte zu, denn dann verlagert sich ein Vb-ähnliches Tiefdruckgebiet von den Alpen in Richtung Ostsee und sorgt für kräftige Regenfälle und deutlich auffrischenden Wind. Die Wetterlagenklassifikation ist auf van Bebber zurückzuführen. Die typische Zugbahn eines solchen Tiefs verläuft ausgehend vom Golf von Genua, über Oberitalien und die Alpenostseite hinweg nach Tschechien und von dort weiter nach Polen und die Ostsee. Da das Tief sich mit feuchter Mittelmeerluft vollsaugen kann, führen Vb-Wetterlagen vor allem in der Osthälfte Deutschlands zu teilweise lang andauernden sowie ergiebigen Niederschlägen, die durch Aufgleitbewegungen an den Alpen und östlichen Mittelgebirgen noch verstärkt werden können. Ein Beispiel für eine sehr ausgeprägte Vb-Wetterlage ist das Elbehochwasser im Sommer 2002.
So stark wie damals werden die Niederschläge in den kommenden Tagen definitiv nicht. Bereits in der kommenden Nacht intensivieren sich jedoch von den Alpen heraus die Niederschläge im Süden des Landes und breiten sich bis Donnerstagmorgen in etwa auf eine Linie Pfälzerwald-Lausitz aus. Da auf der Westseite des Tiefdruckgebietes von Norden her kalte Luft einströmen kann, sinkt die Schneefallgrenze je nach Niederschlagsintensität auf etwa 800-1000 m ab. Dadurch steht dem ein oder anderen Alpental morgen früh eine weiße Überraschung bevor und vielleicht reicht es für einen kleinen Schneemann oder eine Schneeballschlacht. Auf jeden Fall müssen spätestens jetzt Winterreifen angebracht werden. Oberhalb 1200 m reicht es wahrscheinlich bereits für eine Rodelpartie, denn in den Hochlagen kommen 10 bis 20 cm Neuschnee zusammen.
Am Donnerstag ist besonders die Osthälfte von kräftigen Regenfällen betroffen und dann will wohl auch kein Hund vor die Tür. Bei auffrischendem Wind aus West bis Nord fallen verbreitet 10 bis 20 l/qm innerhalb von 24 h. Ein Schwerpunkt kristallisiert sich nach Lesart der derzeitigen Modelllage in etwa östlich einer Linie Vogtland-Uckermark heraus. Hier schüttet es teilweise mit mehr als 5 l/qm innerhalb einer Stunde über einen längeren Zeitraum hinweg. Dadurch sind in diesem Bereich innerhalb von 24 h gebietsweise 30 bis 50 l/qm möglich (siehe Grafik unter: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/11/3.html). Dies ist immerhin in etwa die Hälfte der Monatssumme in diesen Regionen. Da der Oktober jedoch deutlich zu trocken war, sollten die angekündigten Mengen kein größeres Problem darstellen. Im Westen und Nordwesten wird es deutlich weniger nass. Dort zeigt sich neben einzelnen Schauern sogar gelegentlich die Sonne.
In der Nacht zum Freitag ziehen die intensiven Niederschläge dann langsam nach Polen ab und das Wettergeschehen beruhigt sich. Am Freitag zeigt sich im Norddeutschen Tiefland sowie am Alpenrand gelegentlich die Sonne und es bleibt meist trocken. Sonst dominieren dichte Wolkenfelder das Himmelsbild, aber auch einzelne Schauer sind mit von der Partie. Im weiteren Verlauf deuten sich keine länger anhaltenden und ergiebigen Niederschläge an, sodass man sicherlich eine Lücke findet, um mit dem beliebten Vierbeiner um die Häuser und über die Felder zu ziehen.
Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst