Alles neu macht der ... November
Der Monatswechsel von Oktober zu November markiert dieses Jahr nicht nur einen Übergang auf ein neues Kalenderblatt, sondern auch eine markante Veränderung der meteorologischen Rahmenbedingungen.
Wahrscheinlich haben viele das vergangene Wochenende genutzt, um in freier Natur nochmals Wärme und Sonne für den kommenden Winter zur tanken. Der Blick auf die gestrigen (Sonntag) Höchstwerte zeigt, dass in den meisten Regionen die Marke von 15 Grad überschritten wurde. Nur von der Nord- bis zur Ostsee blieb es mit Tageshöchstwerte von etwas unter 15 Grad kühler. Dagegen wurden zwischen dem Oberrhein und der Leipziger Tieflandsbucht sowie im bayerischen Alpenvorland stellenweise mehr als 20 Grad erreicht. In Wielenbach (BY), Starkenberg-Tregkwitz (TH) und Metzingen (BW) kam man beispielsweise den 22 Grad nochmals ziemlich nahe. Für Ende Oktober sind dies aber durchaus übliche Werte, die Rekorde liegen deutlich höher. Beim Sonnenschein gab es eine deutliche Trennung des Landes in eine meist sonnige Südosthälfte und einen stärker bewölkten Westen und Nordwesten.
Maßgeblich verantwortlich für das Wochenendwetter war Tief NAEL, das sich gestern bei und über Irland befand. Auf dessen Vorderseite gelangte dabei nochmals warme Mittelmeerluft bis in unsere Breiten. Die herangeführte Luftmasse lässt sich dabei am besten charakterisieren, indem man einen Blick auf die Temperaturverhältnisse in höheren Atmosphärenschichten wirft. Als Klassiker gilt dabei die Druckfläche von 850 hPa, das entspricht in etwa einer Höhe von 1500 m über dem Meeresspiegel. In den meisten Fällen werden die Temperaturverhältnisse am Boden maßgeblich von den Randbedingungen dieser Atmosphärenschicht bestimmt (im Sommerhalbjahr deutlich, in den herbstlichen und winterlichen Monaten teils mit Einschränkungen). Am gestrigen Sonntag zeigten diese Analysekarten im Süden Werte von etwa 11 bis 13 Grad, an der See waren es nur um die 5 Grad. Allein schon daraus lässt sich ein entsprechender Temperaturunterschied zwischen Nord und Süd ableiten. Außerdem wirkten im Süden und den mittleren Regionen (Alpen, Mittelgebirge) auch noch föhnige Effekte, die die erwähnten Höchstwerte ermöglichten (mehr dazu unter https://t1p.de/38en).
Doch im Laufe des gestrigen Abends zeigte NAEL dann auch seine andere Seite: sein Ausläufer erreichte die westliche Landesgrenze und leitete damit einen deutlichen Witterungswechsel ein. Der teils schauerartig verstärkte Regen weitete sich während der Nacht von dort in Richtung Mitte aus und wird bis zum heutigen Abend auch die östlichen und südöstlichen Regionen des Landes erreichen. Dabei lohnt erneut ein Blick auf die sich nun deutlich ändernden Temperaturverhältnisse in 850 hPa: rückseitig der Kaltfront sind es nur noch etwa 2 bis 3 Grad. Diese veränderte Lage bleibt natürlich auch am Boden nicht ohne Auswirkungen: Am heutigen Montag ist die Marke von 20 Grad deutlich außer Reichweite, selbst 15 Grad werden nur noch stellenweise erreicht. Außerdem frischt der Wind besonders im Westen zeitweise böig auf, sodass die veränderten Temperaturverhältnisse noch deutlicher wahrgenommen werden. Damit gilt es sich vom T-Shirt-Wetter zu verabschieden und die Jacke wieder als ständigen Begleiter dabei zu haben.
Der Blick auf die aktuell vorliegenden Prognosekarten zeigt außerdem, dass diese Abkühlung nun mehrere Tage das Wettergeschehen bei uns bestimmen wird. Über Nordwesteuropa etabliert sich nämlich Tiefdruckeinfluss, der sich zunehmend auch nach Mitteleuropa ausweitet. Damit verbleibt Deutschland für mehrere Tage in der kühleren Meeresluft, wobei mit zeitweiligen Regenfällen der wechselhafte Wettercharakter überwiegt. Bei genauerem Blick sind in den 850-hPa-Karten zum Donnerstag auch negative Temperaturwerte ersichtlich, sodass der Begriff "Schneefallgrenze" in unseren Wetterberichten wieder prominenter in Erscheinung treten wird. In den höheren Lagen der Mittelgebirge und mittleren Lagen der Alpen kann es vorübergehend weiß werden, in tieferen Lagen bleibt es aber beim Regen.
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst