Vom wechselhaften zum stabilen April
Im heutigen Thema des Tages wird ein Blick auf die Entwicklung der durchschnittlichen Niederschlagsmengen in den zurückliegenden Jahrzehnten geworfen. Dabei wird der Monat April auffällig.
Es wurde in den zurückliegenden Tagesthemen bereits ein Blick auf die Entwicklung der Temperatur (24.01.2021) und der Sonnenscheindauer (21.03.2021) in den vergangenen Jahrzehnten geworfen. Fehlt in der Sammlung also noch der Niederschlag. Nun hat sich gezeigt, dass es in den zurückliegenden Jahrzehnten im Deutschlandflächenmittel über 30 Jahre immer sonniger geworden ist. Das zeigt eindrucksvoll der Vergleich der Klimareferenzperioden von 1961 bis 1990 mit 1991 bis 2020. Man könnte also einfach schlussfolgern: Wenn die Sonne mehr scheint, dann wird es auch trockener werden. Die folgenden Betrachtungen werden aber zeigen: So einfach ist das nicht!
Werfen wir zu Beginn einen Blick auf die vieljährigen Mittelwerte in Deutschland im Jahresverlauf (Tabelle 1). Für die Untersuchung wurden die 30-Jahresmittel von 1961-1990, 1971-2000, 1981-2010 und 1991-2020 herangezogen. Dabei zeigt sich ein durchaus differenziertes Bild. So ergeben sich in einigen Monaten unterschiedliche Aussagen von Mittelwert zu Mittelwert, wodurch in den zurückliegenden Jahren keine klare Tendenz erkennbar ist. Beispielhaft seien die Monate Mai oder November angeführt (alle Statistiken sehen Sie in der Grafik: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/3/24_Bild.png). Zudem gibt es keine klare Entwicklung über alle Monate hinweg (wie das beispielweise bei der Sonnenscheindauer der Fall ist). So gibt es Monate bei denen der vieljährige Mittelwert in der neuen Klimareferenzperiode deutlich nasser geworden ist, aber auch solche, wo das Gegenteil der Fall ist. Über das ganze Jahr betrachtet lässt sich damit keinerlei Entwicklung in irgendeine Richtung in den zurückliegenden 60 Jahren sehen.
Welche Aussagen lassen sich aber treffen? Durch die Schwankungen lässt sich keine pauschale Aussage machen, wenngleich auffällt, dass die Monate September und Oktober sowie Januar und Februar eher höhere Niederschlagsmengen aufweisen, als noch 1961 bis 1990 (Tabelle 2). Auch fällt ins Auge, dass der stark von Schauern und Gewittern geprägte Monat Juli sukzessiv höhere Mengen im Deutschlandflächenmittel zu verzeichnen hat.
Was aber ebenfalls ins Auge springt ist der Zeitraum April bis Juni mit einer Abnahme der Niederschlagsmengen in diesem Zeitraum. Bei der Sonnenscheindauer war der Monat April mit einer deutlichen Zunahme besonders auffällig und das ist er jetzt auch bei den Niederschlagsmengen. Während die relative Veränderungen zwischen 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020 bei den anderen Monaten in der Spitze bei 13 % lag, ist im Monat April eine Abnahme um 23 % zu verzeichnen. Nach der neuen Klimareferenzperiode ist der Monat April mit einer durchschnittlichen deutschlandweiten Niederschlagsmenge von 44,7 l/qm mittlerweile der trockenste Monat im Jahr (1961-90: Februar mit 49,4 l/qm).
Gerade in den letzten drei Jahren war der April besonders trocken (2018: 37,7 l/qm, 2019: 29,4 l/qm und 2020:16.3 l/qm). Das Jahr 2020 landete damit auf dem dritten Platz der trockensten Aprilmonate seit Aufzeichnungsbeginn (1881). Der Monat hat damit nur 36 % der Menge des Mittelwerts von 1991 bis 2020 erreicht.
Bisher wurde nur ganz Deutschland betrachtet. Es lohnt sich aber auch ein Blick auf die einzelnen Bundesländer (Tabelle 4). Dabei wird das zuvor gesagte allgemein bestätigt. Am Beispiel Sachsen (Tabelle 3) fällt abermals ins Auge, dass es eine klare Steigerung der Niederschlagsmenge im Monat Juli gab, während der April deutlich trockener geworden ist. Die Zunahme im Monat Juli beträgt satte 30 %, während die Abnahme im April bei 31 % liegt.
Holt man alle Bundesländer ins Boot, so lässt sich überall ein Rückgang der Aprilniederschläge erkennen. Am geringsten fällt dieser prozentual gesehen in den norddeutschen Bundesländern (Niedersachsen (inkl. Bremen und Hamburg), Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, jeweils -20 %) aus. Am stärksten ausgeprägt ist die Abnahme in den ostdeutschen Bundesländern mit Sachsen an der Spitze (-31 %).
Es lässt sich zusammenfassen, dass es im Jahresverlauf des Niederschlags im Allgemeinen keine klare Entwicklung gibt und pauschalisierte Aussagen schwierig sind. Zwei Monate fallen aber ins Auge: Die sukzessive Zunahme des Niederschlags im Juli und vor allem die deutschlandweit klare Abnahme im April. Was der April 2021 bringt lässt sich noch nicht sagen. Man darf gespannt sein, ob der Monat endlich mal wieder macht, was er will, oder ob er seiner sich entwickelnden Eigenschaft nach Stabilität treu bleibt.
Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst