Durch Vorfrühlingswetter geht es der Schneedecke an den Kragen
Vom Hochwinter in den Vorfrühling innerhalb kurzer Zeit - dieser Vorgang vollzog sich in den vergangenen Tagen. Die gebietsweise üppige Schneedecke schmolz rasch dahin. Ein Vergleich der aktuellen Situation mit dem vergangenen Sonntag wird im heutigen Thema des Tages behandelt.
Am vergangenen Sonntag (14.02.2021) war in Deutschland noch Hochwinterwetter angesagt. Die Höchstwerte bewegten sich in vielen Landesteilen noch unter dem Gefrierpunkt. Nur im Norden und Westen wurden bereits zarte Plusgrade erreicht. Außerdem lag verbreitet Schnee und die Schneedecke erreichte, besonders in einem Streifen vom Münsterland bis zum westlichen Erzgebirge sowie an der Ostseeküste, mit verbreitet 20 bis 50 cm im Flachland durchaus stattliche Höhen. Beispielsweise wurden am Sonntagmorgen in Donndorf nordöstlich von Erfurt 49 cm und in Salzgitter 43 cm gemessen. Auch in Ribnitz-Damgarten östlich von Rostock wurden 34 cm gemessen (siehe Grafik unter: https://bit.ly/3k5qUFq, linke Seite). Verantwortlich für die deutschlandweite Schneedecke war im Binnenland vor allem eine Luftmassengrenze, die mehrere Tage lang gebietsweise heftige Schneefälle auslöste. Nachfolgend konnte der Schnee durch einfließende Polarluft arktischen Ursprungs konserviert werden (siehe auch: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/2/8.html und https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/2/7.html). An der Ostsee sorgte der sogenannte "Lake-Effekt" regional für eine üppige Schneedecke.
Auch wenn diesen Sonntag ganz andere Wetterbedingungen vorherrschen, so gibt es doch eine Verbindung zum letzten Sonntag. Dies ist der nahezu landesweite Sonnenschein. Brauchte man allerdings letzte Woche noch Schal, Mütze und eine dicke Jacke um sich im Freien zu bewegen, so kann man sich heute tagsüber in manchen Landesteilen sogar im T-Shirt in der Natur bewegen und die durchaus schon kräftige Sonne genießen. Der Unterschied der Höchstwerte zwischen dem letzten und diesem Sonntag beträgt beachtliche 15 bis 20 Grad. Verursacher des Wetterumschwungs von recht kalt zu sehr mild war die Änderung der Großwetterlage und der Anströmung. Während am letzten Wochenende noch eine nördliche bis östliche Strömung vorherrschte, befinden wir uns nun an der Nordwestflanke eines Hochdruckgebietes über Südosteuropa und somit im Zustrom ungewöhnlich milder Luftmassen aus Süden.
Verbunden mit der sehr deutlichen Milderung ist auch ein recht rasches Abtauen der Schneedecke. Obwohl es kein größeres Niederschlagsereignis in den vergangenen Tagen gab, schmolz die Schneedecke im Flachland mehrheitlich ab. Heute Morgen fanden sich daher lediglich über der Mitte des Landes noch Schneereste (in der Grafik mit FL markiert) oder eine wenige Zentimeter dicke Altschneedecke. Nur in den zentralen und östlichen Mittelgebirgen sowie in den höheren Lagen der Alpen liegt noch deutlich mehr Schnee (siehe Grafik unter: https://bit.ly/3k5qUFq, rechte Seite). Doch auch dort geht es der Schneedecke zunehmend an den Kragen, denn es bleibt in den Folgetagen ungewöhnlich mild und selbst im Bergland steigen die Temperaturen auf 10 bis 14 Grad an. Da Niederschläge nicht in Sicht sind und auch der Wind nicht allzu stark weht, geht das Abtauen nicht sonderlich schnell vonstatten. Die Flüsse sollten das abfließende Tauwasser also meist problemlos aufnehmen können und es droht kein größeres Hochwasser.
Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst