Eine Wetterlage fürs Meteorologenherz
Allerlei los ist derzeit beim Wetter: Während kalte Polarluft für Schneefälle im Norden und Osten sorgt, steigen in der Südwesthälfte die Flusspegel durch Regen und Schneeschmelze. Ein kurzer Überblick.
Die Wetterküche lässt für uns Meteorologen derzeit wirklich keine Wünsche offen: Schaut man allein nur auf die Warnseite des Deutschen Wetterdienstes, so sieht man neben Frost und Glätte (den beiden üblichen Kandidaten im Winter) auch noch Dauerregen, Tauwetter, Schnee und Sturm. Nicht wundern, falls auch noch Gewitter oder Nebel auftauchen! Das einzige, was noch fehlt, sind Hitze- und UV-Warnungen ;-)? Hitze ? die scheint weit entfernt zu sein, doch staunt man nicht schlecht, wenn man den Blick über den Tellerrand wagt und nach Spanien schaut: Während in den Medien vor kurzem noch Bilder mit Schneemassen aus Madrid kursierten, erlebt das Land gerade eine außergewöhnliche Hitzewelle: Eine Station nahe Valencia meldete gestern 29,7 °C, die höchste jemals im Januar gemessene Temperatur in Spanien? Was für ein Wetterumschwung!
So warm wie in Spanien wird es bei uns zwar bei weitem nicht, dennoch kommt von dort die milde Luftmasse, die das Thermometer in weiten Teilen Baden-Württembergs, den Rhein entlang sowie im Voralpenland auf Höchstwerte zwischen 10 und 13 °C klettern lässt. Dazu stürmischer Wind und kräftiger Regen, der das weiße Pulver, das mittlerweile nur noch in den höheren Lagen liegt, rasch in die flüssige Phase umwandelt. Die Schneeschmelze führt zu steigenden Pegeln und Hochwassergefahr - insbesondere an kleinen und mittleren Bächen und Flüssen. Ein Beispiel, wie der Pegel am Rhein bei Bonn voraussichtlich steigen wird (von derzeit ca. 4 Meter auf ungefähr 7 Meter am Sonntag), ist in der untenstehenden Abbildung ersichtlich.
Während sich der Schnee in der Südwesthälfte also verflüchtigt, fällt er im Norden und Osten des Landes aktuell und in den kommenden Stunden vom Himmel: Denn dort ist nicht die milde Subtropikluft vorherrschend, sondern kalte Polarluft, die für niedrige Höchstwerte um den Gefrierpunkt herum sorgt. Vor allem in einem Streifen von der Nordsee, über Niedersachsen, bis nach Südbrandenburg und Sachsen gibt es heute kräftige Schneefälle zwischen 5 und 10 cm, lokal auch etwas mehr, was sicherlich zu chaotischen Verhältnissen im Straßen- und Schienenverkehr führen wird. Im Übergangsbereich zwischen Schnee und Regen kann es ebenfalls gefährlich, da dort gefrierender Regen die Straßen mit einer spiegelglatten Eisschicht überziehen kann. Obacht!
Am morgigen Samstag kommt dann die kalte Luft aus dem Norden weiter nach Süden voran, sodass auch in der Mitte und im Süden der Regen allmählich in Schnee übergeht. Nur ganz im Südwesten bleibt es bis zum Abend noch mild genug für Regen. Dazu tummeln sich in der Südhälfte viele graue Wolken am Himmel, während nördlich der Mittelgebirge letzte Schneeflocken rasch abklingen und sich - vor allem an der Nordsee - auch mal die Sonne zeigt. Die Höchstwerte steigen auf -1 bis +3 Grad in der Nordhälfte und +6 bis +11 Grad in der Südhälfte, wobei sie dort im Tagesverlauf deutlich zurückgehen. In der Nacht zum Sonntag wird es dann vor allem im Norden klirrend kalt, sogar strenger Frost unter -10 Grad ist dort nicht ausgeschlossen.
Am Sonntag sorgt Zwischenhocheinfluss für eine Wetterberuhigung. Letzte Schneefälle ziehen sich an die Alpen zurück und beenden auch dort die Tauwetter-Situation. Ansonsten bleibt es meist trocken bei einem Wechsel aus Sonne und Wolken bei winterlichen -1 bis +3 Grad.
In der kommenden Woche zeichnet sich dann insgesamt wieder wechselhaftes Wetter ab, wobei die Bestimmung der Niederschlagsphase (also wo genau fällt Regen und wo Schnee) uns Meteorologen weiterhin beschäftigen wird.
Dipl.-Met. **
Deutscher Wetterdienst