Schneeflöckchen, Weißröckchen
Schnee ist um diese Jahreszeit ein omnipräsentes Thema. Besonders auf der Alpensüdseite kann man ein Lied davon singen, denn die versinkt gerade meterhoch in der weißen Pracht.
Seit einigen Tagen schon hat sich die Großwetterlage über Europa mehr oder weniger festgefahren. Über Westeuropa hat sich ein stationärer Langwellentrog manifestiert, damit einher geht ein korrespondierendes Tiefdruckgebiet bei Großbritannien. Bei uns in Deutschland macht sich das in erster Linie in Form einer markanten Luftmassengrenze bemerkbar, die bei uns zumindest im Bergland für etwas winterliche Stimmung sorgt. Der besagte Langwellentrog hat aber auch noch andere Eigenschaften im Gepäck. Er lenkt nämlich warme Luft vom Mittelmeer, die aufgrund der noch warmen Wassertemperaturen mit reichlich Feuchtigkeit angereichert ist, genau im rechten Winkel gegen die Alpen. Dies führte an diesem Wochenende zu einer Staulage an der Alpensüdseite. Die hatte es in sich, denn sämtliche Feuchtigkeit vom Mittelmeer wurde durch das erzwungene Aufsteigen der Luftmassen an den Alpen in Form von Regen und Schnee abgeladen.
Dabei sind exorbitante Niederschlagsmengen zusammengekommen. Teilweise wurden sogar diverse Rekorde gebrochen. Wie der österreichische Wetterdienst (ZAMG) berichtet, sind stellenweise deutlich über 200 l/qm Niederschlag in 48 Stunden gefallen. Spitzenreiter war der Ort Kornat im Kärntner Lesachtal mit 285 l/qm, gefolgt von Lienz in Osttirol mit 210 l/qm, Silian (Osttirol) mit 205 l/qm, Kötschach-Mauthen (Kärnten) mit 195 l/qm, und St. Jakob/Defereggen (Osttirol) mit 190 l/qm. In Lienz und Kornat wurden die Rekordmengen für 48-stündige Niederschlagsmengen gebrochen. Die gefallenen Neuschneemengen sind ebenfalls rekordverdächtig. Da die Schneefallgrenze im Verlauf stark schwankte, korrespondieren dabei die gemessenen Niederschlagssummen nicht notwendigerweise mit den Neuschneemengen. In Umhausen (Ötztal, 1030 m ü. NN) fielen von Samstag auf Sonntag rund 80 cm Neuschnee, was den bisherigen Stationsrekord für 24-stündigen Schneefall von 45 cm fast verdoppelte. Am Brenner auf 1400 m ü. NN schneite es sogar fast 90 cm, der Rekord liegt hier allerdings bei 100 cm im März 1975. Noch mehr Neuschnee kam auf den Gipfeln oberhalb 1500 m zusammen. Von Freitag bis Sonntagfrüh fielen dort verbreitet zwischen 100 cm und 150 cm Neuschnee.
Die Niederschläge sind auch noch nicht vorüber. Zum Dienstag bildet sich ein neues Tiefdruckgebiet über der Adria und drückt erneut die feuchte Luft gegen die Berge. Dabei sollen bis in die Nacht zum Mittwoch insgesamt erneut Niederschlagsmengen von 70 bis 100 l/qm in kurzer Zeit zusammenkommen, die dann vor allem in den höheren Lagen nochmals ein massives Neuschneepaket obendrauf packen. Dementsprechend werden bereits bestehende Einschränkungen durch umgestürzte Bäume, gerissene Stromleitungen, und Lawinengefahr voraussichtlich weiter bestehen bleiben.
Die unten stehende Abbildung (https://t1p.de/yd7e) zeigt einmal das frühmorgendliche tief verschneite Heiligenblut in Kärnten ganz in der Nähe des Großglockners (Quelle: foto-webcam.eu), sowie die 48-stündige Analyse der Niederschlagssummen (Quelle: Facebook-Auftritt der ZAMG).
M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst