Südostasien kommt nicht zur Ruhe
In der vergangenen Woche bzw. am Wochenende zog der tropische Wirbelsturm SAUDEL von den Philippinen nach Vietnam, nun ist Taifun MOLAVE auf einer etwas südlicheren Bahn unterwegs.
Am 18. Oktober 2020 bildete sich über dem Meer östlich der Philippinen ein tropisches Tief, die Nummer 17 der laufenden pazifischen Taifun-Saison. Auf dem Weg in Richtung Philippinen intensivierte sich das Tief zu einem Sturmtief und bekam von der Japanischen Meteorologischen Agentur (JMA) den Namen SAUDEL, das philippinische Wetteramt (PAGASA) nannte den Sturm PEPITO. Am 20. Oktober traf der tropische Sturm schließlich auf die Inselgruppe Luzon und sorgte neben Windböen bis zu 100 km/h auch für kräftigen Regen. Innerhalb von 6 bis 12 Stunden fielen verbreitet bis zu 70 l/qm, regional deutlich mehr. Durch den kräftigen Wind kam es in den Küstenbereichen auch zu einer Sturmflut. Berichten des philippinischen Katastrophenschutzes zufolge stand das Wasser teils hüfthoch in den Straßen. Tausende Menschen mussten evakuiert werden.
Im südchinesischen Meer verstärkte sich SAUDEL zu einem Taifun und zog langsam weiter west-nordwestwärts in Richtung der südchinesischen Provinz Hainan und dann weiter nach Vietnam. Kurz vor Vietnam schwächte sich der Taifun rasch ab und traf "nur noch" als tropisches Tief mit Niederschlagsmengen um 30 l/qm in 6 bis 12 Stunden auf die Ostküste. In der Zwischenzeit, am 23. Oktober 2020, bildete sich östlich der Philippinen ein weiteres Tief, welches sich am 25. Oktober rasch zu einem Taifun verstärkte. Die JMA vergab den Namen MOLAVE, PAGASA taufte es auf QUINTA. Es ist der 18. Sturm der ganzjährig laufenden pazifischen Sturmsaison. In den ersten Monaten des Jahres 2020 gab es in der Region keine tropischen Stürme. Im Mai bildete Taifun VONGFONG den Anfang. Typischerweise bilden sich die meisten Taifune zwischen Mai und Oktober.
Am gestrigen Sonntagabend traf Taifun MOLAVE in der Bicol Region mit mittleren Windgeschwindigkeiten um 120 km/h und Böen bis zu 175 km/h zum ersten Mal auf Land. Seither zog er mit etwa 25 km/h westwärts über die Zentralphilippinen und hat am heutigen Montagmorgen das Land verlassen. Die 12-stündigen Regenmengen lagen bis zum Sonntagabend verbreitet zwischen 60 und 100 l/qm, an der Wetterstation Legazpi in der Provinz Albay wurden in 6 Stunden in Verbindung mit Gewittern sogar 218 l/qm registriert.
Auf dem weiteren Weg west-nordwestwärts wird erwartet, dass sich MOLAVE/QUINTA zu einem Taifun der Kategorie 2 oder vielleicht sogar 3 verstärkt. Den letzten Berechnungen des Taifun-Warnzentrums zufolge erreicht der Sturm am frühen Mittwochmorgen unserer Zeit Vietnam. Dort wird er voraussichtlich mit einer mittleren Windgeschwindigkeit von rund 140 km/h auf den südlichen Küstenstreifen treffen. In 24 Stunden sind dann Regenmengen zwischen 100 und 300 l/qm wahrscheinlich. Nach Auftreffen auf die Küste soll sich MOLAVE aber sehr schnell abschwächen und schließlich über dem Land in ein normales tropisches Tief verwandeln.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst