Nasser Osten zumindest teilweise
Tief GISELA brachte seit vergangenem Dienstag einiges an Regen in weite Teile des Ostens. Mehr dazu im heutigen Thema des Tages.
Nasser Osten? Eine nicht alltäglich verwendete Wortkombination, wenn man über das Wetter spricht. Denn greifen Tiefausläufer von Westen auf Deutschland über, bleibt häufig nur noch wenig Regen übrig, wenn sie den Osten erreichen. Und kommt das Wetter aus Osten, handelt es sich in der Regel um kontinentale, also trockene Luftmassen. Das deckt sich dann auch mit den seit 1.10. aufsummierten Regenmengen, die bis einschließlich vergangenen Montag stellenweise nicht einmal 5 l/m² betrugen wie beispielsweise im Ostharz, in der Magdeburger Börde oder an der sächsisch-thüringischen Grenze.
Doch dann kam GISELA, ein Tief, das sich ausgehend von einer Tiefdruckzone über Oberitalien in der Nacht zum vergangenen Montag entwickelte. Im weiteren Verlauf zog es unter Verstärkung vom Balkan über die ungarisch-rumänische Grenzregion nordwärts in den Südosten Polens. Dort angekommen beschloss GISELA am Dienstagabend einen Kurswechsel. Das Tief steuerte nun westwärts und machte es sich am gestrigen Mittwochmorgen über Südpolen bequem. Dabei lenkte es stetig sehr feuchte Luft um seine Ost- und Nordflanke herum nach Deutschland.
In der Folge setzte am späten Dienstagabend zunächst in der Lausitz Regen ein, der sich immer weiter westwärts ausweitete und verstärkte. Die beigefügte Grafik zeigt die aufsummierten Regenmengen der letzten 48 Stunden ( https://bit.ly/2FujiMI ). Bis heute früh (8 Uhr MESZ) kamen so von Südbrandenburg und Ostsachsen bis ins mittlere Thüringen verbreitet 30 bis 50 l/m² zusammen. Besonders in Sachsen und in der Niederlausitz, aber auch im Harz fielen gebietsweise sogar bis zu 70 l/m², vereinzelt auch noch etwas mehr. In einem großen Bogen darum, etwa von Vorpommern und Ostbrandenburg über Sachsen-Anhalt und Westthüringen bis in den Nordosten Bayerns durfte man sich vielerorts immerhin noch über 10 bis 30 l/m² freuen (zumindest wer möchte). Mit am wenigsten Regen gab es dagegen besonders im Lee - also südwestlich - von Harz und Thüringer Wald, wo zum Teil nicht einmal 5 l/m² erreicht wurden.
Neben Wasser hatte GISELA vor allem für die Ostsee auch Sturm im Gepäck. Am Kap Arkona auf Rügen wurden am Mittwoch schwere Sturmböen bis 101 km/h gemessen. Dazu gab es eine Sturmflut mit bis zu 1,4 m. Auch heute Vormittag liegen die Wasserstände an der Ostsee zum Teil immer noch bis zu 90 cm über dem mittleren Stand, wenngleich die Pegel weiterhin langsam abnehmen.
GISELA hat sich nämlich einerseits deutlich abgeschwächt, andererseits zieht sie heute weiter nordostwärts. Deutschland verbleibt aber größtenteils weiterhin unter Tiefdruckeinfluss, sodass es mit Ausnahme des Nordwestens hier und da immer wieder mal nass wird. Mit den großen Mengen wie an den vergangenen beiden Tagen ist es aber erst einmal wieder vorbei.
Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst