Wie erkennt man ein Gewitter?
Am Wochenende wird es in einigen Teilen Deutschlands turbulent. Schauer und Gewitter mit Unwetterpotential werden ein Thema sein. Daher sollen ein paar Tipps gegeben werden, wie man eine Gewitterwolke erkennt und ob diese für mich eine Bedrohung darstellt.
Im Thema des Tages vom 10. Juni 2020 wurde schon angekündigt, dass es am kommenden Wochenende in Deutschland zu Gewittern kommt und das Unwetterpotential deutlich ansteigt. Viele haben bestimmt an diesem Wochenende Ausflüge geplant oder wollen zum Beispiel abends im Garten grillen. Diese Aussichten sind daher gar nicht willkommen.
Es bahnt sich also für kommenden Samstag und am Sonntag die erste ausgeprägte Gewitterlage des Jahres an. Bisher waren Gewitter in Deutschland eher "Mangelware". Aber ab Freitag wird mit der Wärme auch feuchte Luft zu uns geführt. Zudem bildet sich quer über Deutschland eine Konvergenz, ein Gebiet, in dem die Luft zusammenströmt. Dies begünstigt die Bildung von zahlreichen Gewittern.
Für uns Meteorologen werden die kommenden Tage sehr anspruchsvoll, denn die Gewitter sind naturgemäß kleinräumige Ereignisse und man kann sie im Vorfeld für einen bestimmten Ort nur sehr schwer vorhersagen. Was der Meteorologe gut vorher abschätzen kann, ist die Wahrscheinlichkeit für eine Region. Im Nowcastingbereich, also durch aktuelle Satelliten- und Radarbilder, kann man dann im Detail sagen, wo das Gewitter hinzieht und wie stark es ist.
Wie erkennt man eine Gewitterwolke und wann kann das Gewitter für mich bedrohlich werden? Hier gibt es ein paar kleine Tipps für Sie. Eine Gewitterwolke ist bei relativ gering bewölktem Himmel leicht zu erkennen, denn sie ist eine Wolke, die in die Höhe wächst und oft durch die Sonne sehr hell erscheint und im Frühstadium die Form eines Blumenkohls aufweist. In ihrem Reifestadium bildet sich oft ein sogenannter Amboss, denn die Wolke erreicht die Tropopause (etwa 12 km Höhe) und kann dann nicht mehr in die Höhe wachsen, sondern dehnt mehr in die Breite aus.
Die Wolkenbasis des Gewitters ist oft sehr dunkel und am Anfang kann sie scharf definiert sein. Das bedeutet, dass die Gewitterwolke gut mit feuchtwarmer Luft versorgt ist. Wenn zusätzlich der Wind zum Gewitter weht, hat das eine weitere Verstärkung des Gewitters zur Folge.
Im Reifestadium sieht man oft, wie von der Wolkenbasis der Regen und Hagel Richtung wie ein Vorhang Boden fällt. Davor erscheinen die Wolken dunkler und weisen turbulente Strukturen und/oder auch eine Bogenform auf, im Meteorologenjargon die "shelf cloud". Sie trennt den Bereich, in dem die feuchtwarme Luft aufsteigt, vom Bereich der durch den Niederschlag erzeugten Abwinde. Dies weist auch auf Sturmböen hin, die manchmal schon vor dem Regen auftreten können. Dann ist in der Regel das Gewitter nicht mehr so stark oder es beginnt sich abzuschwächen.
Die allgemeinen Regeln bei Gewittern lauten: Nicht unter Bäumen oder Masten stehen, möglichst ein sicheres Gebäude aufsuchen. Im Auto ist man zwar vor Blitzschlag geschützt, aber man muss im Blick haben, ob es Sturmböen gibt. Falls ja sollte man möglichst von Bäumen fernhalten. Zudem sind bei heftigem Starkregen besonders Senken und Unterführungen von Überschwemmungen gefährdet und in den Gebirgsregionen drohen Erdrutsche und Schlammlawinen.
Nun ein kurzer Ausblick für heute und die kommenden Tage: Am heutigen Donnerstag von Bayern bis in die zentralen Mittelgebirge vereinzelte Gewitter, örtlich mit Starkregen, Unwettergefahr sehr gering.
Am Freitag in Ostdeutschland vor allem nachmittags und abends einzelne starke Gewitter, die Hauptgefahr ist der Starkregen. Lokal Unwetter. In der Nacht zum Samstag von Frankreich her erneut einzelne Gewitter.
Am Samstag in einem breiten Streifen von Niedersachsen bis nach Bayern häufig starke Gewitter mit erhöhter Unwettergefahr durch heftigen Starkregen. Ganz im Südwesten und ganz im Nordosten geringes Gewitterrisiko. Nachts in den gleichen Regionen weitere Gewitter wahrscheinlich.
Am Sonntag abgesehen von Nordostdeutschland einzelne Gewitter, erneut mit Unwetterpotential durch heftigen Starkregen.
Natürlich können Sie sich jederzeit auf unserer Internetseite oder in der Warnwetter-App informieren.
Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst