Sonne bis zum Abwinken
Sonne, Sonne und nochmals Sonne. Im heutigen Thema des Tages wird der subjektive Eindruck der Dauersonne in Zahlen gepackt.
?Die Sonne scheint auch weiterhin Das ist ja grad die Schweinerei Die Sonne scheint, als wäre nichts dabei? (Farin Urlaub, ?Sonne?)
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Sicherlich ist es dem einen oder anderen schon aufgefallen. Die Sonne scheint in diesem Jahr auffällig häufig vom Himmel, insbesondere in den südwestdeutschen Landesteilen. Dass es sich dabei nicht nur um einen subjektiven Eindruck handelt, sollen die Zahlen im heutigen Tagesthema zeigen.
Blicken wir zunächst auf den zu Ende gehenden Mai. Auch wenn noch ein Tag fehlt, kann man festhalten, dass der letzte Frühlingsmonat überdurchschnittlich sonnig im Vergleich zum vieljährigen Mittel (1961-90) ausfiel (rund 115 %). Allerdings muss man etwas differenzieren. So gab es im Südosten des Landes häufiger graue Verhältnisse. Beispielhaft sei dafür die Station Grainet-Rehberg in Südostbayern genannt, wo nur knapp 80 % (151 h) an Sonne gemessen wurde. Ganz anders im Westen und Südwesten von Deutschland. Dort gab es häufig einen Aufschlag von 50 % auf die im Klimamittel üblichen Menge an Sonnenschein. Spitzreiter ist die Station Trier-Petrisberg mit mehr als 300 h (>165 %).
Während im Mai also durchaus auch Verlierer zu verzeichnen waren, wird die Sachlage mit Blick auf das gesamte Frühjahr deutlicher. Vor allem der April hat mit der im Vergleich zum Klimamittel fast doppelten Sonnenscheindauer das Frühjahr weit nach vorne in der Sonnenscheinhitliste gedrückt.
Das bisher sonnigste Frühjahr wurde im Jahr 2011 mit im Flächenmittel über Deutschland 705 h (151 %) gemessen. Ob dieser Rekord im Jahr 2020 geschlagen wird, entscheidet sich am heutigen Tag. Aktuell liegt die Sonnenscheindauer akkumuliert bei 698 h. Bis zum Abend müssen also im Flächenmittel über ganz Deutschland noch 7-8 h zusammenkommen. Gerade im Osten und Südosten ist es heute allerdings stärker bewölkt. Es wird also knapp, könnte aber vielleicht gerade so reichen. Heute Abend sind wir schlauer. Sicher ist indes, dass es im Südwesten und Westen und auch im Norden neue Sonnenscheinrekorde für das Frühjahr geben wird. So ist der alte Rekord (meist) aus dem Jahr 2011 bereits im Flächenmittel in Rheinland-Pfalz, NRW, Niedersachsen und Schleswig-Holstein überschritten worden, wo auch an zahlreichen Messstationen neue Rekorde aufgestellt haben.
Schaut man nochmal auf die Einzelstationen, so war der sonnigste Ort im Frühjahr die Insel Borkum mit mehr als 788 h Sonnenscheindauer. Prozentual gesehen lag hingegen Andernach auf Platz 1 mit (187 %), also fast doppelt so viel Frühjahressonne. Am wenigsten schien die Sonne in Oberstdorf (über 550 h) und prozentual gesehen lag die Station Karlshagen in der eigentlich sonnenreichsten Region Ostsee auf dem letzten Platz. Mit etwas über 119 % schien aber auch dort die Sonne noch überdurchschnittlich.
Zu guter Letzt soll noch ein Blick auf den aktuellen Stand im Vergleich zum Gesamtjahr geworfen werden. Auch da bewegt sich das Jahr 2020 derzeit auf Rekordkurs. Das bisher sonnenreichste Jahr 2003 hatte im Flächenmittel 2019 h Sonne zu bieten. Nur knapp dahinter folgt das Jahr 2018 (2018 h) und auch das Jahr 2019 war ein ziemlich sonniges (1836 h, Platz 5). Zusammen mit dem aktuellen Jahr ergibt sich also eine längere sehr sonnige Periode. Nur mal zum Vergleich: Im Jahr 1977 gab es gerade einmal 1372 Sonnenstunden im Gesamtjahr.
Ursächlich für den vielen Sonnenschein sind häufige Blockierungslagen, das heißt festgefahrene Muster in der Großwetterlage. So gab es häufig Hochdruckeinfluss, während über dem Atlantik oder Nordeuropa sich die Tiefdruckgebiete tummelten. Dieses Grundmuster hat sich häufig über mehrere Monate oder gar eine ganze Jahreszeit gezeigt und damit neben der Trockenheit eben auch für viel Sonne gesorgt. Klimatologisch kann man aus den drei Jahren natürlich noch keine Schlüsse ziehen. Dafür müsste eine viel größere Anzahl an Jahren betrachtet werden. Aber man kann es zumindest als Auffälligkeit ansehen.
Schauen wir nochmal auf das aktuelle Jahr 2020, so sind nach fünf Monaten bereits 53 % vom vieljährigen Mittelwert (1961-90) über Gesamtdeutschland erreicht, im Westen und Südwesten sogar noch deutlich mehr. An der Station Weilerswist-Lommersum (NRW) sind es bereits 2/3 (66 %). Man kann es aber auch aus einer anderen Richtung betrachten: Würde man die Sonnenscheindauer bis zum 31.05. aufsummieren und mit der mittleren Sonnenscheindauer des langjährigen Mittels bis zu diesem Zeitpunkt vergleichen, dann läge das Jahr 2020 aktuell mehr als 40 % über dem Soll. Vergleicht man die Verlaufskurven der bisherigen Rekordjahre, verläuft 2020 derzeit auf Platz 1 und damit klar auf Rekordkurs. Allerdings gibt es natürlich noch sieben Monate, in denen viel passieren kann.
Noch kurz zum Ausblick: Bis zur Wochenmitte werden noch eifrig Sonnenstunden gesammelt, ehe sich dann ab der zweiten Wochenhälfte wieder etwas mehr Tiefdruckeinfluss andeutet.
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?Hier kommt die Sonne sie ist der hellste Stern von allen und wird nie vom Himmel fallen? (Rammstein, ?Sonne?)
Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst