Ein Höhentief kontra Bodenhoch STEFFEN
Hoch STEFFEN dominiert das Wetter in Deutschland! Überall? Vor allem in seinem Randbereich können wiederholt Störungen meist ausgehend von höheren Luftschichten Einfluss auf das Wetter im Osten und Südosten nehmen.
Das Wetter in Deutschland wird derzeit verbreitet von dem kräftigen Bodenhoch STEFFEN mit Schwerpunkt über der Nordsee bestimmt. Doch der Schein trügt! Richtig sonnig und trocken wird es bis Pfingstmontag nur im Norden und Westen mit der Nähe zum Hochzentrum. Dort blockt Hoch STEFFEN mit Macht alle atlantischen Tiefs ab, sodass diese den Weg über den Nordatlantik und das Nordmeer nach Osten nehmen müssen. Allerdings scheint STEFFEN seine Ost- bzw. Südostseite etwas zu vernachlässigen, ansonsten ist nicht zu erklären, dass sich dort anhaltend Störungen einmischen und das Wetter wolkig und leicht unbeständig gestalten.
Allerdings muss schützend erwähnt werden, dass die Hebungsantriebe und somit die Wolken- sowie lokale Regenbildung im Osten und Südosten zunächst meist aus höheren Luftschichten ausgehen, wo Hoch STEFFEN nicht so präsent ist und sich sein begleitendes Höhenhoch weiter nordwestlich bei Schottland liegt. Im Osten und Südosten kommen sogenannte kurzwellige Höhentröge bzw. ein Höhentief ins "Wetterspiel".
In der Meteorologie wird die Bezeichnung "Höhentrog" für ein Gebilde tiefen Luftdrucks in höheren Luftschichten der Troposphäre verwendet. Dieser Begriff wurde analog zur Bezeichnung "(Boden-)Trog" eingeführt, weil die zugehörige Isolinienführung (hier als Isohypsen, Linien gleicher geopotenzieller Höhe) in Wetterkarten (Höhenanalysen) zumindest bei stark gekrümmten Linien an die Form eines Futtertrogs erinnert (vgl. Link Wetterlexikon). In dessen Zentrum befindet sich häufig ein sogenanntes Höhentief, welches in den meisten Fällen mit einer geschlossenen Isohypse einhergeht. Diese Höhentiefs können sich aber auch von einem Trog abkoppeln und abseits von diesem herumwirbeln. Solange das Höhentief im Bodenniveau ebenfalls über ein Tief verfügt, das im optimalen Fall frontale Prozesse ausweist, wird das Höhentief auch als Cut-Off und der Abkopplungsprozess als Cut-Off-Prozess bezeichnet. Befindet sich im Bodenluftdruckfeld allerdings kein Tief, wird das Höhentief ausgehend von der Höhentiefdefinition auch Kaltlufttropfen genannt (vgl. Link Wetterlexikon).
Haben die Höhentröge eine große Wellenlänge, werden diese als Langwellentröge bezeichnet. Aufgrund der großräumigen Ausmaße spielen Höhentröge neben regionaler Wettererscheinungen auch eine wichtige Rolle beim Lufttemperaturausgleich zwischen den höheren und den niederen geografischen Breiten auf unserer Erde. Es kann, wie im aktuellen Fall auf der Ostflanke von Hoch STEFFEN, auch zur Ausbildung kurzwelliger Höhentröge kommen, die sich im allgemeinen viel schneller mit der Höhenströmung verlagern als die langwelligen. Solche kurzwelligen Höhentröge entwickeln sich häufig im Zwischenbereich von hohem und tiefem Geopotential (vgl. Link Wetterlexikon).
In den kommenden Tagen kann sich auf der Westflanke eines Höhentiefkomplexes über Osteuropa sowie auf der Ostseite eines Höhenhochs über der Nordsee bzw. der Britischen Inseln eine nordöstliche Strömung ausbilden. Diese weist in gewissen Abständen Wellen, also die oben beschriebenen Kurzwellentröge auf, welche schließlich die Strömungseigenschaften verändern. In den Bereich einer diffluenten (auseinanderströmende) Höhenströmung auf der Vorderseite des Kurzwellentroges wird Luft vom Boden her angesaugt und in die Höhe transportiert. Genau in diesen Bereichen können, teilweise auch ungeachtet der Bodenverhältnisse und somit ohne Rücksicht auf den Herrscher STEFFEN, Wolken- und Niederschlagsprozesse angestoßen werden und zu Schauern, teils auch zu Gewittern führen.
Erst am Sonntag setzt unter dem osteuropäischen Höhentiefkomplex auch am Boden ein kleines Tief von Osten einen Angriff auf Hoch STEFEN an. Dieser zermürbt durch die Kämpfe auf der Westseite sucht das Weite und verlagert seinen Schwerpunkt zunächst mal nach Skandinavien. Somit kann sich das kleine Bodentief nach Westen scheiben und auch Einfluss auf das Wetter in Teilen Deutschlands erlangen. Etwa in der Südosthälfte des Landes steht demnach ein eher stärker bewölkter und teils regnerischer Pfingstsonntag an.
Ab Montag sollen dann vorübergehend die Sonnen- und Wärmeliebhaber nahezu im ganzen Land auf ihre Kosten kommen. Einschränkungen durch etwas Regen gibt es zunächst nur noch im Südosten. Der Dienstag wird dann aber wohl überall heiter bis sonnig und trocken. Doch schon ab Mittwoch droht neues Ungemach, dieses Mal von Südwesten her.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst