Der Mai, der Mai, der macht, was er will?!
Eigentlich wird der Mai von Dichtern und Liedermachern als "Wonnemonat" besungen, kommt doch die Natur spätestens jetzt so richtig in Schwung. In diesem Jahr begann der Mai aber nicht gerade "wonnig". Wie geht es nun weiter?
Der diesjährige Start in den Mai gestaltete sich wettertechnisch eher durchwachsen. Bei recht kühlen 12 bis 19 Grad erinnerte der als "Wonnemonat" bekannte Mai bisher eher an einen typisch wechselhaften April. Viele Wolken, ein böiger Wind und gelegentliche Schauer oder kurze Gewitter luden nicht wirklich zu einem Spaziergang im Freien oder zum Sonnenbaden auf dem heimischen Balkon ein. Stattdessen fiel vor allem am vergangenen Freitag und Samstag die Aufforderung, zuhause zu bleiben, gar nicht mal so schwer. Einzig am gestrigen Sonntag zeigte sich gebietsweise auch mal die Sonne.
Landwirte und Gärtner dürften dem Niederschlag wohlwollend entgegengefiebert haben. Denn nach einem sonnigen und warmen, aber auch deutlich zu trockenen April war Regen für die Natur dringend nötig. Außerdem wussten die Bauern früher schon: "Mairegen auf die Saaten, dann regnet es Dukaten". Schaut man auf das durchschnittliche Niederschlagssoll im Mai, so werden deutschlandweit im langjährigen Durchschnitt 71 Litern pro Quadratmeter (kurz: l/m2) erwartet. Die bisher gefallenen Mengen können sich dabei schon sehen lassen. Bereits nach den ersten drei Tagen liegen wir mit gebietsweisen Niederschlägen zwischen 5 und 25 l/m2 (siehe Niederschlagsmengen im Radarbild unter https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/5/4.html) bereits bei 10 bis 30% des Solls in Deutschland. An der Station Ostheim in der Rhön (Bayern) sind mit 22,8 l/m2 sogar bereits 40% des dort gemessenen, langjährigen Mittels gefallen. Die Wetterstationen in Oberstdorf und auf der Zugspitze verzeichneten jeweils 33,2 l/m2 (entspricht knapp 20% des Solls).
Allerdings sieht man in der Radardarstellung auch deutlich, dass es Regionen gibt, beispielsweise vom Schwarzwald bis zum Bayerischen Wald sowie im Osten und Nordosten Deutschlands, in denen nur wenig bis gar nichts fiel. Aber auch dort gilt: "Nicht verzagen!". Ein kleinräumiges Tief, das heute Deutschland überquert, bringt auch in diesen Regionen weitere schauerartige Niederschläge und einzelne Gewitter.
Aber wie geht es nun weiter im Mai? Hoch "Paul", das aktuell mit seinem Schwerpunkt noch knapp nördlich von Schottland in den Wetterkarten zu finden ist, verlagert sich in den kommenden Tagen ganz gemächlich in die Nordsee und nach Deutschland. Darüber hinaus sorgt es dafür, dass Tiefausläufer nicht auf Deutschland übergreifen können. Folglich stellt sich erneut ein recht sonniger und trockener Witterungsabschnitt ein. Dazu fließt zunächst noch einmal recht kühle Luft aus polaren Regionen zu uns. Entsprechend wird es in den Nächten recht verbreitet zu leichtem Frost in Bodennähe kommen. Örtlich kann leichter Luftfrost auftreten. Auch tagsüber will die Temperatur am morgigen Dienstag noch nicht so richtig "aus dem Quark". Am Dienstag werden am Oberrhein nicht mal die 20 Grad erreicht, der Nordosten kommt bei leicht böigem Nordwestwind nicht über die 12 Grad hinaus.
Einen Lichtblick gibt es jedoch: Von Süden und Südwesten strömt im Laufe der Woche zunehmend wärmere Luft zu uns. Während am Mittwoch dann am Oberrhein bereits die 21 Grad auf dem Programm stehen, können am Donnerstag sogar wieder die 25 Grad erreicht werden. Auch im Norden und Nordosten wird es allmählich etwas milder. Am Donnerstag steigen dort die Höchstwerte immerhin auf 16 bis 20 Grad an.
Ob sich dieser Trend dann auch über die Mitte des Mais fortsetzt, ist zurzeit noch recht unsicher. Man sollte die "Eisheiligen", der Schreck eines jeden Landwirts, jedoch noch nicht abschreiben. Denn mit recht hoher Wahrscheinlichkeit kann es bis weit in den Mai hinein zu Kaltlufteinbrüchen kommen, die dann in den Nächten für frostige Temperaturen sorgen. Auch Schnee in den Mittelgebirgen kann dabei nicht ausgeschlossen werden. Vielleicht erinnert sich der eine oder die andere noch an den 04. Mai im letzten Jahr, als es ebenfalls noch eine späte, weiße Überraschung in den Mittelgebirgen gab.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst