Mangelware Regen...und die Tücken der Monatsstatistik
In den vergangenen Wochen zeigte sich häufig die Sonne am Himmel, Regen war hingegen Mangelware. In Monatsstatistiken verstecken sich allerdings manchmal solche persistenten Wetterperioden und sind später nur noch mit Mühe zu finden.
Nach den beiden markanten Dürreperioden in den letzten beiden Jahren kam der von Westlagen geprägte Winter für die Natur zur rechten Zeit. Vor allem dank eines äußerst verregneten Februars fiel der Winter 2019/20 um etwa 24 Prozent nasser aus als das vieljährige Mittel (1961-1990). Auch der März begann so, wie der Februar aufhörte, was summa summarum positive Effekte für die Wasserstände von Talsperren, Grundwasserspiegel sowie für Vegetation und Bodenfeuchten hatte. Mitte März stellte sich die Großwetterlage allerdings grundlegend um. Beständige Hochdruckgebiete übernahmen das Wetterregime und dem Regen wurde förmlich der Hahn abgedreht.
Seit mittlerweile 30 Tagen hat es in Deutschland kaum noch geregnet (siehe Abbildung). In Teilen von Franken und Mittelhessen, im Werratal und im Siegerland regnete es in diesem Zeitraum teils weniger als einen Liter pro Quadratmeter (l/qm). Auch im großen Rest des Landes war Regen in den letzten gut vier Wochen Mangelware, meist kamen nur zwischen 2 und 10 l/qm zusammen, die überwiegend in der zweiten Märzhälfte gefallen sind. Im April konnten bis gestern Mittag (Ostersonntag) lediglich im Norden homöopathische Regenmengen registriert werden, während sonst der April komplett trocken verlief. Da in den letzten Wochen die immer kräftiger werdende Sonne ein ständiger Begleiter war und zugleich die Luft oft sehr trocken war, waren zudem die Verdunstungsraten sehr hoch. Die Hobbygärtner unter Ihnen haben dies sicherlich bemerkt, da das Gießen der Blumen- und Gemüsebeete zum täglichen Ritual wurde, obwohl es eigentlich noch recht früh im Gartenjahr ist. Die Natur zehrt also schon wieder mächtig an den Reserven des Winters.
Dennoch bestätigen ja bekanntlich Ausnahmen die Regel. In einigen Regionen von Baden-Württemberg und in der Mitte und im Süden Bayerns regnete es an einer Luftmassengrenze am 20. März und in der darauffolgenden Nacht recht kräftig. Diese Regionen haben immerhin noch 15 bis 30 l/qm vom kostbaren Nass abbekommen. Auch die Staulagen der Westeifel und Holstein zählen zu den wenigen Ausnahmen mit nennenswerten Regenmengen.
Während und nach solchen beständigen Wetterlagen werden wir oft gefragt, wann und wie oft es in früheren Jahren beispielsweise solche Trockenperioden wie aktuell gab. So banal diese Frage auch klingen mag, so leicht ist sie gar nicht zu beantworten. Bei Einzelereignissen ist das noch recht einfach. Um zum Beispiel herauszufinden, wie hoch die wärmste Temperatur im April in Deutschland oder an einem bestimmten Ort war, muss man in unseren riesigen Datenbanken, die alle gemessenen Temperaturen sämtlicher Wetterstationen seit Messbeginn beinhalten, nur nach dem höchsten Monatswert suchen.
Bei längeren Zeiträumen wie Trockenperioden oder Hitzewellen gestaltet sich die Suche hingegen deutlich schwieriger. Hier bietet es sich an, einen Blick in unsere Monatsstatistiken zu werfen. Dies macht der DWD regelmäßig am Ende des Monats in seinen Monatsrückblicken. Dabei vergleichen wir Temperaturen, Sonnenstunden und Regenmengen nicht nur mit den vieljährigen Mittelwerten (1961-1990 bzw. 1981-2010), sondern auch mit den Extrema dieser Monate.
Das Ganze hat nur einen entscheidenden Haken, den man gut an der aktuellen Trockenperiode erklären kann. Liegt eine außergewöhnliche Witterungsperiode genau zwischen zwei Monaten, so taucht diese in den Monatsstatistiken dummerweise nicht auf. Da sich die erste Märzhälfte noch ziemlich regnerisch gestaltete, war der März 2020 in Bezug auf Regen nicht außergewöhnlich. Würde nun auch die zweite Aprilhälfte verregnet ausfallen, wäre auch dieser Monat beim Regen unauffällig, obwohl wir gerade eine 30-tägige (also einmonatige) Trockenperiode erleben. Bei der Suche nach einer Trockenperiode mithilfe der Monatsstatistik würde die aktuelle trockene Phase dann nicht erscheinen. Hätte sich hingegen die Großwetterlage gut zwei Wochen später umgestellt, sodass die Trockenperiode komplett im April gelegen hätte, so würde man auch noch in 50 Jahren bei der Sichtung der Monatsstatistiken sagen können: Der April 2020 war in Deutschland außergewöhnlich trocken. Das gleiche Dilemma lässt sich natürlich auch auf Hitzewellen (Kälteperioden) übertragen, die zwischen zwei Monaten lagen und eingebettet in kühlen (milden) Wetterlagen waren. Es bedarf also komplexerer Filteralgorithmen, um solche Perioden auch nachher zu finden, unabhängig davon, wann sie aufgetreten sind.
Kommen wir zum Ende noch auf die aktuelle Trockenphase zurück. Am gestrigen Ostersonntag gab es immerhin einzelne Schauer und Gewitter. Am heutigen Ostermontag bringt uns eine Kaltfront, die von Nord nach Süd über Deutschland zieht regional ein paar Liter Regen auf den Quadratmeter. Um die Regentonnen zu füllen reicht dieser Regen aber wohl nicht aus. Nur an den Alpen kommen immerhin 10 bis örtlich 20 l/qm zusammen, in Hochlagen gibt es dadurch sogar einige Zentimeter Neuschnee. Danach setzt sich rasch wieder Hochdruckeinfluss durch, sodass Regen im April weiterhin Mangelware bleibt. Ob bis Ende des Monats noch nennenswerte Summen aufs Regenkonto kommen, bleibt also abzuwarten.
Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 13.04.2020
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