Nordwestaustralien unter Wasser?
Tropische Stürme sind um diese Jahreszeit nichts Ungewöhnliches für Nordaustralien. Verheißt doch die relative Nähe zum Äquator gerade in den Sommermonaten sehr warmes und feuchtes Klima. Das Tropische Tief "Esther" bildet da keine Ausnahme.
Auf dem Satellitenbild von 07:30 Uhr UTC (17:30 Uhr Ortszeit) ist schön die Wirbelstruktur des ehemaligen Tropischen Sturms - TC "Esther" zu sehen (siehe Bild anbei, oben links), der seit gestern vom Australischen Wetterdienst 'nur' noch als Tropisches Tief gehandelt wird.
Das Tief befindet sich derzeit über dem Nordwesten Australiens, genauer gesagt in der Region Kimberly und bewegt sich am heutigen Samstag (29.02.2020) mit doch eher behäbigen 15 km/h in südwestlicher Richtung entlang der Küste. Am morgigen Sonntag (01.03.2020) soll "Esther" dann eine eher südliche, vielleicht sogar südöstliche Zugbahn einschlagen. Entscheidend dafür könnte ein sich weiter südlich und südöstlich entwickelndes Hochdruckgebiet sein, welches einerseits als Absinkgebiet der durch "Esther" angehobenen Luftmassen dient, andererseits auch das Tief strömungstechnisch ggf. südlich um das Hoch herumführen sollte.
Derzeit ist Ex-TC "Esther" noch eingebettet in einen so genannten Monsuntrog (tiefer Luftdruck in der mittleren und oberen Troposphäre) und ist ein Schwerpunkt für die Konvektion, d.h. kräftige Schauer und Gewitter in der Region, vor allem in der Nähe des Tiefkerns. So sind lokal bis heute Morgen (29.02.2020) an der Station Ellenbrae bereits 191 l/qm Niederschlag (in 24 Stunden) gemessen worden.
Laut aktueller Warnung des australischen Wetterdienstes (http://www.bom.gov.au/products/IDW21037.shtml) sollen bis morgen früh (01.03.2020) im District Kimberley, bedingt durch die langsame Verlagerung des Tiefs recht verbreitet 100 bis 200 l/qm, isoliert auch bis zu 350 l/qm Regen fallen. Schwerpunkt für die Schauer- und Gewitteraktivität sind dabei die Nachmittags- und Abendstunden, wobei die tropische Sonne und Wärme zuvor die Konvektion noch zusätzlich anfacht. Die genannten Niederschlagsmengen können generell auch binnen weniger Stunden fallen. Daher ist die ausgegebene Warnung des Australischen Wetterdienstes vor lokalen Überschwemmungen absolut berechtigt. Aber, obwohl sich die Fläche der Kimberley-Region auf immerhin 425 000 Quadratkilometer beläuft und somit fast so groß wie Deutschland und Österreich zusammen ist, beträgt die Bevölkerung dort insgesamt nur rund 38.000 Menschen.
Der Wind spielt übrigens bei Tropischen Tiefs (gerade über Land) im Gegensatz zu Tropischen Wirbelstürmen eine eher untergeordnete Rolle. Nichtdestotrotz können bei stärkeren Gewittern in der Region auch schwere Sturmböen um 90 km/h auftreten.
Was hat das Wetter in Australien momentan sonst noch so zu bieten? Ein nochmaliger Blick auf das aktuelle Satellitenbild lohnt sich:
Die kreisförmige Wolkenmasse über offener See weit vor der nordwestlichen Küste ist verbunden mit der ehemaligen Tropischen Zyklone (TC) "Ferdinand".
Ein breiter Trog (links unten) bringt von Südwesten her kompakte Wolken und vereinzelte Gewitter ins Landesinnere heran. Dabei sind derzeit Gewitter im gesamten Südwesten des Landes besonders aktiv.
Eine feuchte und instabile Luftmasse bringt derweil vor allem der Ostküste von Queensland ebenso vereinzelte Schauer oder Gewitter.
Der Rest des Landes bleibt aufgrund eines ausgeprägten Hochdruckgebietes, welches sich von Südostaustralien bis zu den zentralen Teilen des Kontinents erstreckt, größtenteils wolkenfrei.
Dr. rer. nat. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst