Nordaustralien unter Wasser?

In den nächsten Tagen verstärkt sich ein tropisches Tief über dem Norden Australiens und führt über Tage hinweg zu teils heftigen Regenfällen.

In letzter Zeit war Australien ja häufig wegen der heftigen Buschbrände im Südosten Australiens in den Schlagzeilen. Nachfolgend traten in diesen Gebieten örtlich kräftige Gewitter mit lokal großem Hagel auf. Momentan normalisiert sich das Wetter in diesen Regionen, was bedeutet, dass für die Jahreszeit üblich häufiger mal Regen fällt, der aber nicht unwetterartig ausfällt. Das hängt maßgeblich mit der Änderung der Phase des Indisch-Ozeanischen Dipols (IOD) zusammen, der derzeit wieder in die neutrale Phase zurückschwingt und dort auch in den nächsten Monaten verbleiben soll (siehe auch https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/1/13.html).

Derweil entwickelt sich über dem Norden Australiens ein Tropisches Tief, das sich in den nächsten Tagen noch verstärkt und dabei relativ stationär bleibt. Grund dafür ist das Zusammenspiel trocken-heißer Luftmassen aus dem Landesinneren mit feuchtwarmen Meeres-Luftmassen, die für verstärkte konvektive Niederschläge (also mitunter kräftige Gewitter mit wiederholtem Starkregen) sorgen werden. Aufgrund allgemein schwacher Luftdruckgegensätze in der Region wird sich daran in den nächsten Tagen nichts Wesentliches ändern.

Das bedeutet insbesondere für den Norden, Anfang der kommenden Woche auch verstärkt für den Nordosten Australiens immer wieder teils kräftige Gewitter, die von Starkniederschlägen und Sturmböen (vor allem in Küstennähe) begleitet sein können.

In der beiliegenden Grafik sind mal die 24-stündigen Niederschlagsmengen von Samstag 0 Uhr UTC bis Sonntag, 0 Uhr UTC aufgeführt, entsprechend im Vergleich der beiden Globalmodelle ICON und ECMWF. Da sind Niederschlagssummen bis 200 l/qm, lokal auch noch darüber möglich, wobei bei heftigen (tropischen) Gewittern diese Niederschlagssummen auch in deutlich kürzerer Zeit auftreten können.

Der australische Wetterdienst sieht das allerdings recht entspannt in Bezug auf das Warnmanagement, sind einerseits solche Niederschläge doch nicht ungewöhnlich im tropisch geprägten Klima Nordaustraliens zu dieser Jahreszeit, andererseits sind auch die Auswirkungen eher lokal begrenzt. In der aktuellen Vorhersage ist lediglich das Potenzial für Gewitter in einem breiten Streifen im Norden und Osten, teils bis in die Mitte des Landes erhöht (siehe auch http://www.bom.gov.au/australia/meteye/ ).

Für Mitteleuropa wäre das schon eine echte Herausforderung, sowohl für uns Meteorologen als auch für andere Bereiche wie Wasserwirtschaft, Katastrophenschutz, Feuerwehr etc. etc.

Über neue Entwicklungen in diesem Gebiet halten wir Sie auf dem Laufenden.

Dr. rer. nat. Jens Bonewitz

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.01.2020

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