Trockenheit ?Die Schattenseite des Hochdruckwetters
Nach der außergewöhnlichen Dürre 2018 verlief auch dieses Jahr bisher ungewöhnlich trocken. Seit Ende August hat es in vielen Regionen Deutschlands kaum mehr geregnet, sodass viel Flüsse wieder Niedrigwasser führen.
In den vergangenen Wochen dominierte größtenteils trockenes und sonniges Hochdruckwetter. Während einige Gebiete, wie zum Beispiel die Alpen, das Alpenvorland und der Norden Schleswig-Holsteins in den letzten 30 Tagen ausreichend Regen erreicht hat, hat es in vielen Gebieten Deutschlands nur sehr wenig geregnet. Besonders in der Mitte fiel mancherorts fast kein Tropfen. (Siehe Abbildung der Regenmengen der vergangen 30 Tage.). Nun sind lang andauernde Hochdrucklagen im September nichts Ungewöhnliches und treten häufiger auf. Diese Wettersingularitäten werden auch "Spätsommer" genannt, der dann im September nicht selten in den Altweibersommer übergeht. Das Problem in diesem Jahr ist allerdings, dass bereits der gesamte Sommer deutlich zu trocken war und es im Sommer immer wieder Hitzeperioden gab, in denen besonders viel Wasser verdunstete und die Böden mittlerweile ausgetrocknet sind. Auch solche Sommer sind in der Vergangenheit immer mal wieder aufgetreten und brachten in der Regel keine allzu großen Probleme für die Vegetation. Doch dieses Mal ging eine ausgeprägte Dürre voraus: 2018 wird als DAS Dürrejahr in die Geschichte eingehen. Langanhaltende Hochdruckphasen sorgten dafür, dass von Februar bis November 2018 jeder Monat zum Teil deutlich zu trocken war. Über mehrere Wochen fiel oft überhaupt kein Regen.
So leiden derzeit vielerorts die Pflanzen wieder an Trockenstress. Besonders deutlich sieht man dies an den Bäumen. Anstatt die Laubfärbung einsetzt, werden in manchen Regionen viele Blätter einfach braun. Die Bäume werfen ihre Blätter ab, um sich vor Verdunstung zu schützen. Bei starker Trockenheit können sogar Seitenäste nicht mehr mit Wasser versorgt werden, sodass der Baum diese abwirft. Man spricht auch von Trockenbruch. Besonders zu schaffen macht die Trockenheit den Fichten. Der Borkenkäfer, der Erzfeind der Fichte, vermehrt sich bei trockenem Wetter besonders stark. Die Käfer befallen die Fichten und legen Brutgänge unter der Rinde an. Normalerweise kann sich der Baum dagegen wehren, indem er Harz bildet. Ist der Baum allerdings nicht mit ausreichend Wasser versorgt, kann nicht genügend Harz gebildet werden. Deshalb sterben nun zum Teil ganze Fichtenwälder ab.
Ursache für die Trockenheit ist die Häufung sogenannter "Blockadelagen". In der Regel ziehen Tiefdruckgebiete von West nach Ost über Nordeuropa. Ihre Fronten bringen dann in Mitteleuropa Niederschläge. Man spricht auch von einer "Westwetterlage". Diese Westwetterlagen sind in den letzten 20 Jahren aber seltener geworden. Die West-Ost-Zugbahn der Tiefdruckgebiete wird immer häufiger von Hochdruckgebieten blockiert. Je nachdem, wo das Tiefdruckgebiet zum Liegen kommt, haben wir längere Zeit Regenwetter, oder es bleibt unter Hochdruckeinfluss lange sonnig und trocken. Die Witterungsabschnitte sind beständiger geworden. In den vergangenen Jahren brachte der Wechsel immer noch genügend Niederschlag. Doch seit Februar 2018 dominieren die Hochdruckwetterlagen über Mitteleuropa. Für längere Zeit unterbrochen wurden diese nur von einer länger andauernden Nordwestwetterlage im Winter und einigen regnerischen Phasen im März und im Mai 2019. Doch leichte Entspannung ist in Sicht. Nächste Woche stellt sich eine Südwestwetterlage ein. Dabei gelangt feuchte und warme Meeresluft nach Deutschland. Uns erwartet also ein wechselhafter Witterungsabschnitt, bei dem immer wieder Regen fällt.
Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst