Gegen den Strom
Am vergangenen Dienstag (20.08.2019) und in der darauffolgenden Nacht fiel im Süden Deutschlands verbreitet kräftiger Regen. Das heutige Thema des Tages beschäftigt sich mit der dafür verantwortlichen Gegenstromlage.
Wer gegen den Strom schwimmt, hat es schwer(er). Mehr noch, manchmal kann es gegen den Strom sogar richtig ungemütlich werden. Und das gilt nicht nur gesellschaftlich, sondern auch für's Wetter.
Betrachtet man den vergangenen Dienstag (20.08.2019) und die Nacht zum darauffolgenden Mittwoch, so war das Wetter vor allem in einem breiten Streifen, der sich von den Alpen und dem Hochrhein bis nach Ostbayern zog, besonders ungemütlich. Dort kam es nämlich zu kräftigen Regenfällen, wobei ein Bereich vom Bodensee bis in die Oberpfalz am stärksten betroffen war.
Der Grund für die teils kräftigen Niederschläge war dabei eine sogenannte Gegenstromlage. An dieser Stelle muss der Autor sein "Gegen den Strom"-Wortspiel etwas relativieren. Denn bei einer Gegenstromlage handelt es sich nicht um eine Situation, in der die Herausforderung darin besteht, sich gegen den Strom zu bewegen. Vielmehr beschreibt die Gegenstromlage meteorologisch eine Situation, bei der der Wind in verschiedenen Höhen aus entgegengesetzten Richtungen kommt.
Und genau dies war zu Beginn der Woche im Süden Deutschlands der Fall. Die entsprechende Grafik (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/8/22.html) zeigt im oberen Teil für den vergangenen Dienstag um 11 Uhr MESZ die Windrichtung (kleine Pfeile), zum einen in einer Höhe von etwa einem km (oben links), zum anderen in etwa 5,5 km Höhe (oben rechts). In einem breiten Streifen von der Schweiz bis nach Ostbayern herrschte dabei in der mittleren Troposphäre ein südwestlicher Wind vor, während der Wind in den unteren Luftschichten aus Nordost kam. Die großen blauen Pfeile sollen die jeweils vorherrschende Windrichtung verdeutlichen. Man kann gut erkennen, dass die Strömung in diesen beiden Höhenniveaus gegenläufig ist.
In solchen Situationen ist häufig großräumiges Aufgleiten und damit großräumige Hebung zu beobachten, was auch am Dienstag und in der Nacht zu Mittwoch der Fall war. Die von Südwesten heranströmende warme Luft schob sich auf die in den unteren Luftschichten vorherrschende, aus Nordosten kommende kältere Luft. Im Zuge der Hebungsprozesse kam es zu Wolkenbildung und zu Regenfällen, die von der Schweiz her zuerst auf Oberschwaben und dann immer weiter nach Nordosten ausgriffen. Dabei fielen die ersten Tropfen ausgangs der Nacht zum Dienstag, am Mittwochvormittag endete das Spektakel.
Die 24-stündigen Niederschlagssummen bis Mittwochmorgen (08 MESZ) sind in der o. g. Grafik im unteren Teil abgebildet. Dabei sind in der Fläche die aus Radardaten abgeleiteten Mengen dargestellt, die Zahlenwerte sind entsprechende Messungen aus dem DWD-Messnetz. Da die flächig aufgetretenen Regenfälle lokal durch Schauer und Gewitter verstärkt wurden, sind in der Spitze 50 l/qm in 24 Stunden zusammengekommen (Station Schmidgaden nördlich von Regensburg).
Für die kommenden Tage sieht es mit Regen dann erstmal wieder mau aus. Bis einschließlich Sonntag bleibt es in der Nordwesthälfte trocken, nach Südosten gibt es ein kleines Risiko für lokale Schauer und Gewitter. Dabei scheint verbreitet die Sonne, und die Temperaturen steigen auf hochsommerliche Werte, die meist zwischen 25 und 32 Grad liegen.
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst