Hitzeglocke
Deutschland sowie große Teile Europas kommen richtig ins Schwitzen. Die nächste große Hitzewelle ist in vollem Gange und erreicht am morgigen Donnerstag ihren Höhepunkt. An dieser Stelle soll der Ablauf der Hitzewelle und deren Hotspots erläutert werden.
Die nächste große Hitzewelle dieses Sommers hat Deutschland und einen Großteil Europas fest im Griff. Das hochreichende und umfangreichende Hochdruckgebiet YVONNE erstreckt sich vom Zentralen Mittelmeerraum bis nach Skandinavien und hängt wie eine "Glocke" über Europa, festgesaugt zwischen zwei Tiefdruckgebieten über Westrussland und dem nahen Ostatlantik. Somit gelangt an der Westflanke des Hochs seit mehreren Tagen sehr heiße Luft aus Nordafrika über Spanien und Frankreich hinweg bis nach Skandinavien. Diese Luft konnte sich durch die noch langen lichten Tage und eine fast ungehinderte Einstrahlung über den Landmassen Tag für Tag zusätzlich erwärmen.
So wurden am gestrigen Dienstag in Lingen (Emsland) Höchstwerten von 35,8 Grad und in Trier-Petrisberg an der Mosel 35,7 Grad erreicht. Am heutigen Mittwoch wird es noch heißer: In Westdeutschland erreichen die Temperaturen Höchstwerte zwischen 37 und 39 Grad. An der Mosel, Saar und am Niederrhein kann schon heute die 40 Grad-Marke geknackt werden. Ansonsten liegen die Maxima zwischen 31 und 36 Grad. Erträglichere Temperaturen zwischen 24 und 27 Grad gibt es nur an der Ostseeküste, auf den Nordseeinseln sowie im höheren Bergland.
Der Höhepunkt der Hitzewelle wird voraussichtlich am morgigen Donnerstag erreicht. Dann werden in der Westhälfte Deutschlands verbreitet Höchstwerte zwischen 37 und 40 Grad erreicht bzw. punktuell sogar überschritten werden. Somit sind viele regionale Rekorde greifbar nah und auch der bisherige deutsche Allzeitrekord vom 5. Juli 2015 mit 40,3 Grad in Kitzingen (Bayern) ist in Gefahr. Auch in den übrigen Regionen wird es mit 32 bis 37 Grad sehr heiß. Werte unter 30 Grad sind nur unmittelbar an der Ost- und Nordseeküste oder auf den Bergen oberhalb 1000 m zu finden.
Am Freitag wird es in Westdeutschland bei Höchstwerten zwischen 36 und 39 Grad nur minimal kühler. Ansonsten werden Temperaturen zwischen 30 und 35 Grad erreicht. Auch die Nächte bringen derzeit kaum Abkühlung: In den großen Ballungsräumen gehen die Temperaturen nicht unter 20 Grad zurück, häufig liegen diese zwischen 24 und 21 Grad. Aber anderswo bleiben die Nächte sehr mild.
Durch die anhaltende Hitze herrscht deutschlandweit eine starke bis extreme Wärmebelastung. Deswegen sollte man seinen eigenen Tagesablauf der Hitze anpassen, sofern dies möglich ist. Zum Beispiel: Früher aufstehen und arbeiten, wenn es noch kühl ist, mittags und nachmittags in kühlen Räumen aufhalten und Aktivitäten im Freien auf die Morgen- und späten Abendstunden verlegen. Ganz wichtig ist es auch, reichlich Wasser zu trinken und möglichst etwas Leichtes zu essen. Ist es nicht möglich, sich während der Hitze in einem kühlen Raum aufzuhalten, sollten Sie wenigstens die direkte Sonneneinstrahlung meiden oder sich mit einer entsprechenden Sonnenschutzcreme schützen. Denn neben der Wärmebelastung herrscht durch die fast wolkenlosen Tage auch eine erhöhte UV-Intensität.
Am Wochenende schwächt sich das Hoch YVONNE über Süd- und Westdeutschland etwas ab, dabei kann dort feuchtere und etwas kühlere Luft einfließen. Schon am Freitag kann es im äußersten Westen und Südwesten erste kräftige Schauer und Gewitter geben, die zunächst auf den gesamten Südwesten, am Sonntag auch auf weite Teile der Mitte übergreifen. Nachfolgend steigen die Höchstwerte im Westen am Samstag "nur" noch auf etwa 30 Grad, am Sonntag dann teils sogar nur noch auf 25 Grad an.
Die genaue Entwicklung ist aber noch unsicher. Die Vorhersagemodelle lassen sowohl in der Stärke und als auch bei der ostwärtigen Verlagerung der Niederschläge einigen Spielraum. Nach derzeitigen Berechnungen soll diese nicht auf den Osten übergreifen, so dass dort weiter heiße Temperaturen über 30 Grad auf dem Programm stehen. Die Ausnahme bildet die Ostseeküste, wo mit dem auflandigen Wind etwas kühlere Luft einsickert.
Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst