Wie extrem wird die kommende Hitzewelle?

In den Medien wurde in den vergangenen Tagen eine extreme Hitzewelle für kommende Woche angekündigt. Dabei war von "Killerhitze", "Sahara-Keule" und sogar von "dauerhaft 40 Grad" die Rede. Doch was ist dran an diesen Meldungen?

Mitteleuropa erwartet nächste Woche tatsächlich eine ausgeprägte Hitzewelle, die durchaus als extrem bezeichnet werden kann. Schuld daran ist ein Ausgeprägtes Tief über dem westlichen Atlantik, das zu Beginn der neuen Woche westlich der iberischen Atlantikküste liegt und seinen Einfluss sogar bis Madera ausdehnt. Normalerweise befindet sich dort das Azorenhoch. Auf der Ostseite des Tiefs stellt sich eine kräftige südliche Strömung ein. Dadurch wird heiße Luft aus der Sahara über das westliche Mittelmeer nach Norden zunächst nach West-, später dann auch nach Mitteleuropa transportiert.

Los geht die Hitzewelle bereits am Montag. Dann werden verbreitet über 30 Grad erreicht. Die Hauptstoßrichtung der heißesten Luft ist allerdings noch westlich von uns über Frankreich nach Großbritannien. Dort werden sicherlich einige Rekorde fallen. Erst im weiteren Verlauf breitet sich die ganz heiße Luft auch über dem Westen Deutschlands aus. Dort erreicht die Hitzewelle je nach Modell wahrscheinlich am Mittwoch oder am Donnerstag ihren Höhepunkt. Dabei wird es dort verbreitet über 36 Grad heiß.

Die Frage ist, ob die 40 Grad Marke und der deutschlandweite Allzeitrekord fallen werden. Die bisher höchste je in Deutschland offiziell registrierte Temperatur wurde am 5. Juli und am 7. August 2015 im fränkischen Kitzingen mit 40,3 Grad gemessen. Damals herrschte eine ähnliche Wetterlage. Dieser Rekord könnte nächste Woche durchaus in Gefahr sein, sollte die heiße Luft noch etwas nach Osten vorankommen. Allerdings gibt es diesbezüglich noch größere Unsicherheiten. So geht nach den neusten Modellen die heißeste Luft eher westlich an Deutschland vorbei. Auch gibt es Unsicherheiten bezüglich des Saharastaubes in der Luft, der die Sonnenstrahlung etwas dämpfen oder zur Wolkenbildung führen könnte. Auch wenn der Rekord fallen sollte, von dauerhaft 40 Grad, wie es einige Medien verkündet haben, kann auch dann nicht die Rede sein. Solche extrem hohen Temperaturen werden allenfalls nur an wenigen Orten für eine kurze Zeit erreicht.

Ob nun 40 Grad oder nicht, richtig heiß mit über 35 Grad wird es auf alle Fälle. Denn die außergewöhnliche Hitzewelle scheint in den Prognosen recht sicher zu sein. Unsicher ist noch deren Andauer. Ab Donnerstag gibt es erheblich Unterschiede in den Wettermodellen. In älteren Modelläufen sollte die Hitzewelle mit einer Kaltfront und heftigen Gewittern gegen Ende der Woche beendet werden. Jetzt tauchen zunehmend Modellrechnungen auf, die nur eine kurze Unterbrechung zeigen.

Um die Hitze besser zu überstehen, sollte man auf alle Fälle viel trinken und sich möglichst im Schatten aufhalten. Auf sportliche Aktivitäten im Freien sollte am Nachmittag möglichst verzichtet werden, denn diese sind bei solchen Temperaturen auch für einen gesunden Körper sehr belastend. So ist es besser, die Laufschuhe gegen die Badehose zu tauschen.

Dipl.-Met. Christian Herold

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.06.2019

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