Spanisches Osterfest fällt ins Wasser
Die diesjährige Ostereiersuche fand in Deutschland unter Hochdruckeinfluss bei viel Sonnenschein und für die Jahreszeit außergewöhnlich milden Temperaturen statt. Die Station Rheinau-Memprechtshofen (Baden-Württemberg) konnte am gestrigen Ostersonntag mit einem Höchstwert von 26,9 Grad Celsius fast sogar die 27-Grad-Marke knacken. Auch am heutigen Ostermontag kann das Thermometer am Rhein nochmals Werte von bis zu 27 Grad messen. Unter Hochdruckeinfluss gestaltet sich das Wettergeschehen sehr ruhig. Ganz ungefährlich ist das aktuelle Wetter jedoch nicht, wie man bereits in den Themen des Tages der vergangenen Tage lesen konnte. In der durchaus bereits kräftigen Frühjahrssonne kann man sich schnell einen Sonnenbrand holen. Zudem besteht aufgrund der anhaltenden Trockenheit eine erhöhte Waldbrandgefahr.
Im Land der Sonne und der Tapas sah das Wetter am diesjährigen Osterfest jedoch ganz anders aus: Besonders an der Ostküste Spaniens war es keine gute Idee, die Ostereier im Freien zu verstecken. Dort kam es in den vergangenen Tagen wiederholt zu kräftigen Schauern und Gewittern. Auch die vielen traditionellen Prozessionen, die in der ?Semana Santa? (heilige Osterwoche in Spanien) stattfinden, mussten zum Teil dem anhaltenden Regen und stürmischem Wind trotzen.
Bereits Mitte der vergangenen Woche tropfte ein sogenanntes Höhentief, also ein Tief, das sich lediglich in höheren atmosphärischen Luftschichten abbildet, über dem nahen Nordostatlantik ab. Angereichert mit kalter Höhenluft zog dieses Höhentief über Portugal hinweg, um sich recht stationär am Wochenende über Andalusien und Marokko einzunisten. Von dort griffen wiederholt schauerartiger Regen und teils kräftige Gewitter mit Starkregen auf die Ostküste Spaniens über.
Dabei traten bereits am vergangenen Mittwoch und Donnerstag in Spanien und Portugal, aber auch im Norden Marokkos recht verbreitet 10 bis 25 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden auf, örtlich lagen die Niederschlagsmengen in der Osthälfte Spaniens sogar über 70 Liter. Am Wochenende zogen dann immer wieder kräftige Schauer und Gewitter entlang Ostküste sowie im angrenzenden Binnenland von Andalusien nordwärts in Richtung Katalonien und brachten dabei sogar 24-stündige Niederschlagssummen von bis zu 100 Litern pro Quadratmeter.
Akkumuliert man die Niederschlagssummen von Donnerstag bis heute Früh (Ostermontag, 22. April, 08 Uhr MESZ) so kamen in den Provinzen Murcia, Albacete und Valencia in der Fläche Niederschlagssummen von über 100 Liter pro Quadratmeter in drei Tagen zusammen, punktuell sogar über 200 Liter. Den Höhepunkt der Niederschlagstätigkeit bildete wohl ein kräftiger Gewitterkomplex, der in der vergangenen Nacht nördlich von Alicante über die Hafenstadt Xàbia hinweg zog und dort für Starkregen bis in den extremen Unwetterbereich führte. Innerhalb von nur 3 Stunden wurden an der gleichnamigen Wetterstation 143 Liter pro Quadratmeter registriert, über 9 Stunden summierten sich die Regenfälle sogar auf 254 Liter pro Quadratmeter auf. Aber auch nahe liegende Stationen wie Barx (165 Liter pro Quadratmeter) und Oliva (143,5 Liter pro Quadratmeter) konnten sintflutartige Regenfälle verzeichnen. In der Folge kam es zu Überschwemmungen, teilweise auch zu Stromausfällen.
Am heutigen Ostermontag verlagert sich das Höhentief über das westliche Mittelmeer nordostwärts und zieht in der Nacht zum Dienstag unter Abschwächung über die Ballearen hinweg. Während heute an der Ostküste Spaniens nochmals Schauer und einzelne Gewitter auftreten können, lassen die Niederschläge dort dann in der Nacht zum Dienstag und am Dienstag vorübergehend nach. Allerdings befindet sich bereits schon heute das nächste Höhentief auf dem Weg zur iberischen Halbinsel, das neue Regenfälle für die Region bringt.
Aber nicht nur in Spanien werden weitere Niederschläge erwartet. Ab heute greifen feucht-warme Luftmassen auch zunehmend auf Südfrankreich, Korsika und Italien über und sorgen dort dann ebenfalls für kräftige und teils länger anhaltende Niederschläge. Ab Dienstagmorgen setzten die Regenfälle dann auch im Südstau der Alpen ein und summieren sich in den Folgetagen bis Freitag auf Mengen von 100 bis 200 Liter pro Quadratmeter auf. Punktuell sind dort auch deutlich größere Niederschlagsmengen von 300 Liter pro Quadratmeter denkbar.
In Deutschland sind Niederschläge in diesen Tagen eine Seltenheit. So macht sich an einigen Orten bereits wieder eine ausgeprägte Trockenheit bemerkbar. Etwas Linderung versprechen in dieser Woche zeitweise Schauer und Gewitter, die über die Westhälfte hinweg ziehen werden. In der Fläche kommen dabei bis Freitag 5 bis 15 Liter pro Quadratmeter, punktuell vielleicht bis 25 Liter zusammen. Im Südosten und Osten Deutschlands wird die Trockenheit voraussichtlich jedoch weiterhin anhalten.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst